Ein Mädchen auf Abfallbergen mit einer Plastiktüte in der Hand, im Hintergrund eine Zugmaschine mit Hänger
Indien

Rechtsbeistand für die „Unberührbaren“

Sie kehren Straßen, entsorgen Müll, leeren Latrinen. In der streng hierarchischen indischen Gesellschaft stehen die Dalits, die früher Unberührbare genannt wurden, ganz unten. Die Organisation DBRC hilft ihnen, für ihre Rechte einzutreten.

Müll sammeln und Straßen kehren

Kumari Katari und ihre Kollegin schieben den Karren mit den zwei großen Mülltonnen durch die Gassen von Guntur, einer Stadt mit 750.000 Einwohnern in der indischen Provinz Andhra Pradesh. Die meisten Leute haben ihren Müll bereits vor die Tür gestellt, nur selten muss Kumaris Kollegin in ihre Trillerpfeife pusten. Dann erscheinen Frauen auf den Balkonen und lassen an einer Schnur ihre vollen Mülleimer hinunter. Während Kumari den Inhalt mit einem Rutsch in die Tonnen auf ihrem Schubkarren schüttet, kehrt ihre Kollegin schon einmal die Straße.

Viele Dalits sind arm

9.000 Rupien netto im Monat verdienen die beiden Frauen, umgerechnet rund 115 Euro. Für Kumari, die als Witwe sich und ihre Tochter allein versorgen muss, reicht das gerade so zum Leben. „Zum Glück habe ich eine Bezugskarte für Lebensmittel“, sagt sie. Damit erhält sie Grundnahrungsmittel zu staatlich subventionierten Preisen. Dass sie und die anderen Straßenreinigerinnen in ihrem Viertel die Karte bekommen haben, verdanken sie einer Mitarbeiterin des Dalit Bahujan Resource Center (DBRC).

Mehr über die eigenen Rechte erfahren

Manjula Julapalli von DBRC kennt die Nöte der Menschen in Kumaris Viertel, fast alle dort sind Dalits. Obwohl das Kastensystem in Indien offiziell abgeschafft ist, werden sie immer noch vielfach benachteiligt. DBRC, eine Partnerorganisation von Brot für die Welt, informiert die Menschen über ihre Rechte. Denn die Dalits haben Anspruch auf eine ganze Reihe von staatlichen Leistungen. Nur wissen sie oft nichts davon oder sind nicht in der Lage, diese zu beantragen.

Mit Überzeugung für mehr Bildung

Dank der Unterstützung von Manjula Julapalli hat Kumari Katari auch einen subventionierten Gasherd erhalten. Vorher musste sie vor dem Haus auf kleinen Feuerstellen kochen. Außerdem überzeugte die Mitarbeiterin der Hilfsorganisation sie davon, ihre Tochter Jenamma wieder in den Unterricht zu schicken. Die ernste 14-Jährige hatte die Schule früh verlassen müssen, um mitzuhelfen, den kranken Vater zu pflegen. Vier Jahre lang kümmerte sich das Mädchen um ihn, bis er schließlich verstarb.

Zurück in die Schule

Inzwischen geht Jenamma wieder regelmäßig zur Schule. Am Nachmittag sitzt sie hochkonzentriert über den Hausaufgaben in der winzigen Wohnung, die nur aus einem kleinen Schlafzimmer und einer noch kleineren Küche besteht. Weil so viel Zeit vergangen war, muss Jenamma zwei Klassen wiederholen. Dennoch ist sie überglücklich, wieder in die Schule gehen zu dürfen. „Ich möchte Ärztin werden“, sagt sie schüchtern, aber bestimmt. Dann lächelt sie sogar.

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Projektinformation Indien

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Straßenreinigerinnen vor einem Handwagen auf dem sie Hausmüll vor sortieren  Waste-Picker Durgarao Potluri auf der Mülldeponie in Guntur

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