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Mit Hühnern durch den Corona-Lockdown

Ein Partnerschaftsprojekt zur Haltung von Legehennen sichert indigenen Dorfgemeinschaften in Guatemala die Ernährungsgrundlage in der Corona-Pandemiezeit. Dabei sprach anfangs vieles gegen die Hühnerzucht. Damals ahnte noch niemand, dass der Erfolg des Projektes überlebenswichtig sein würde.

Von Jasmin Bergemann am
Eine Gruppe Frauen die auf ein Plakat schauen

Interessierte Schülerinnen im Grundkurs Hühneraufzucht

Im Hochland Guatemalas lebt die Bevölkerungsgruppe der Maya-Quiché. Sie ist besonders stark von Armut betroffen. Das zeigt sich auf individueller Ebene durch Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Kultur und Sprache sowie auf struktureller Ebene, nämlich der Vernachlässigung indigener Gebiete bei staatlichen Versorgungsaufgaben. Diese schwierige soziale und kulturelle Lage wird noch durch die zerstörende Wirkung von Naturkatastrophen (Stürmen, Starkregenfällen und Erdbeben) verstärkt, die in der Projektregion gehäuft auftreten. Auch Mangel- und Unterernährung stellt für die Menschen in der Region eine permanente Herausforderung dar.

Das Projekt ist eine Initiative der Zielgruppe

Um ihre Ernährungssicherheit zu erhöhen, entwickelten die Einwohner*innen verschiedener Gemeinden die Idee der Eier- und Fleischproduktion für den Eigenbedarf weiter, denn damit gab es erste Erfahrungen. Zunächst trugen sie ihr Projekt an die kirchliche guatemaltekische Hilfsorganisation für indigene Bevölkerung, FUMEDI, heran. Die Organisation begleitet und unterstützt fachlich Projekte, die die betroffenen Gemeinden selbst entwickeln. Allerdings stand FUMEDI ob der Komplexität und der zahlreichen Risiken bei der Hühnerhaltung dem Vorhaben zunächst skeptisch gegenüber, weshalb bei einem Besuch der deutschen Partnergemeinde aus Marl 2017 die Chance genutzt wurde, das Projekt vor Ort ausführlich zu beraten.

Das Projekt sollte sich an 60 Familien mit durchschnittlich acht Personen in vier verschiedenen Gemeinden richten. Das Ziel bestand darin, dass die Teilnehmenden ihre Ernährungssicherheit erhöhen. Dazu sollte das Projekt neben dem Bau von Gemeinschaftsställen für die erste Aufzuchtphase den Kauf von Küken, Futter sowie Impfstoffen auch umfangreiche Schulungen beinhalten.

Eine langjährige Partnerschaft

Die evangelische Stadtkirchengemeinde Marl im Kirchenkreis Recklinghausen in der Evangelischen Kirche von Westfalen pflegt seit 1993 eine partnerschaftliche Beziehung zu FUMEDI, die auf einen Deutschlandaufenthalt der guatemaltekischen Theologin und Schriftstellerin Julia Esquivel zurückgeht. Seitdem finden in zweijährigem Rhythmus wechselseitige Besuchsreisen statt. 2018 wurde mit einer Delegation von FUMEDI das 25-jährige Partnerschaftsjubiläum in Deutschland gefeiert. Der Guatmalakreis, der maßgeblich für die Partnerschaftsarbeit und somit auch die gemeinsamen Projekte zuständig ist, umfasst 20 Mitglieder.

Der Vorsitzende Klaus- Dieter Hein berichtet über den Besuch 2017: „In den Dörfern wurde der Wunsch über das Legehennenprojekt mündlich und schriftlich an uns herangetragen. Die Menschen haben uns und FUMEDI von ihrer Idee überzeugt. Deshalb haben wir uns entschlossen das Projekt zu unterstützen und erneut einen Förderantrag bei Brot für die Welt zu stellen.“

Finanzielle Unterstützung durch den Partnerschaftsprojektefonds von Brot für die Welt

„Als der Antrag aus Marl im Herbst 2018 bei uns einging, war er schon sehr weit gediehen. Die langjährige Erfahrung der Partnerschaft insgesamt sowie die hohe Expertise von FUMEDI, also dem Südpartner trat hier deutlich zu Tage. Besonders beeindruckt hat mich die Eigeninitiative der eigentlichen Zielgruppe, die sich intensiv in die Planung eingebracht hat.“, fasst die Referentin für den Partnerschaftsprojektefonds, Andrea Schirmer-Müller zusammen. Brot für die Welt unterstützte das Projekt mit 13.000 €. Die Kirchengemeinde Marl hat knapp 20.000 € für das Projekt bereitgestellt, FUMEDI 2.000 €. Die Menschen in der Projektregion haben zahlreiche Arbeitsstunden geleistet in denen sie z.B. die Ställe gebaut haben.

Projektverzögerung durch Wahlkampf

Die Durchführung des Projektes begann mit einer grundlegenden Schulung. Über 12 Wochen hinweg erhielten die Bewohner*innen in den vier Gemeinden jeweils drei Stunden Unterricht zu Haltung und Pflege von Hühnern sowie Grundlagen von Verwaltung und Buchhandlung. Als dann endlich die ersten Hühner angeschafft werden sollten, stockte das Projekt. In Guatemala standen Wahlen bevor und Hühner sind ein passendes Wahlgeschenk an die potentiellen Wähler, so gab es schlicht keine Küken zu den einkalkulierten Preisen zu kaufen. Die Enttäuschung war groß, denn der bewilligte Projektzeitraum von einem Jahr war nicht zu halten.

Beim Kirchentag 2019 in Dortmund konnte das weitere Vorgehen im Rahmen der Projektberatung durch das Team des Partnerschaftsprojektefonds (PPF) besprochen werden. Carmelina Gomez und zwei ihrer Kolleg*innen von FUMEDI gaben zunächst einen detaillierten Zwischenbericht. So nutzte neben dem Guatemala- Arbeitskreis auch das PPF-Team die Chance, tiefergehende Einblicke in das Projekt zu bekommen. Im Nachgang der Veranstaltung wurde die Laufzeit des Projektes um sechs Monate verlängert.

Ziele erreicht

Auch wenn nicht alles so umgesetzt werden konnte, wie es ursprünglich von der Zielgruppe 2017 geplant wurde, bezeichnen die Beteiligten das Projekt mit Recht als vollen Erfolg. 50 Familien ziehen auch nach dem eigentlichen Ende des Projektes weiter Hühner auf, um deren Eier zu verbrauchen. Mehr als die Hälfte der produzierten Eier vermarkten sie. Von den Einnahmen wurden Impfkosten für Hühner in der Nachbarschaft bezahlt und Gemeinschaftsställe ausgebessert. Den Mist verwenden sie als organischen Dünger für ihren Gemüseanbau. Um das Wissen und die Erfahrungen auch an andere weiterzugeben, haben fünf Teilnehmende beschlossen, sich als Promotor*innen für das Management von Legehühnern qualifizieren zu lassen.

Den Corona bedingten Lockdown und dessen eklatante Folgen konnte die Zielgruppe für sich abmildern aber umso länger die Pandemie andauert, umso stärker sind auch die Erfolge des Projektes gefährdet.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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