Hinweis zur Idee dieses Gebets: die folgenden 10 Kurztexte bringen verschiedene Aspekte des Erntedanktages im Ökumenischen Kontext zur Sprache. Sie sind – selbstverständlich – zur Auswahl bestimmt. Da Erntedankfest-Gottesdienste aber vielerorts frei gestaltet werden, ist auch diese Nutzung denkbar: Die Texte treten, bis auf einführende Worte, an die Stelle der Predigt. Unterbrochen von Liedstrophen werden die einzelnen Texte von verschiedenen SprecherInnen gelesen. Dazu wird aus den Erntedank-Gaben jeweils ein geeigneter Artikel herausgegriffen und auf ein schlichtes kleines Tischchen gelegt, hinter das die SprecherInnen treten.
Dank für Grundnahrungsmittel (Symbol „Brot“)
Treuer Gott,
wir danken für die Fruchtbarkeit der Erde,
die bis heute unser Vertrauen nährt, dass genug da ist, für alle.
Wir danken dir für die Grundnahrungsmittel der Menschheit:
Brotgetreide, die Schüssel voll Reis, Mais, Kartoffeln, Hirse,
und für Klugheit und Fleiß derer, die sie anbauen und pflegen.
Stärke das Verantwortungsbewusstsein aller,
die dafür mitverantwortlich sind,
dass die Grundnahrungsmittel zuerst die Kinder satt machen,
bevor sie anderen Zwecken dienstbar gemacht werden,
und fange bei uns damit an.
Tagelöhner in der Globalen Landwirtschaft (Symbol „Zehn-Euro-Schein“)
Wir danken dir für Jesus,
der das Bild des gerechten Tagelohns wählte,
als er die Weite deines Herzens pries.
So bitten wir auch um deinen Segen für die sozialen Kämpfe der Menschen,
die für Hungerlöhne auf den Plantagen des globalen Agrarmarktes schuften.
Mache uns bereit zu sehen und zu hören,
was wir sehen und hören können,
damit alltägliche Produkte wie Kaffee, Tee, Orangensaft,
Bananen, Schokolade sich verwandeln können in „Tägliches Brot“ für alle,
die darauf angewiesen sind.
Weggeworfene Nahrungsmittel (Symbol „Schale mit Gemüse/Obst“)
„Sie sammelten auf, was übrig war, zwölf Körbe voll“.
Du bewegst unsere Herzen und Sinne mit diesem Ausklang
der Geschichte von der Speisung der Fünftausend
durch die Hand Jesu und die Hände der Seinen.
Mache das Bild vom sorgsamen Umgang mit dem Täglichen Brot zum Wegweiser für uns,
im Kampf gegen die Verschwendung und Vernichtung von Nahrungsmitteln
auf den Äckern, in den Supermärkten und in unseren Familien,
auf dass unsere Fantasie und unser Mut zum Widerstand wachsen,
und immer mehr Menschen mit Ideen erreicht werden,
wie wir die Gaben deiner Schöpfung phantasievoll für unser leibliches Wohl einsetzen -
nicht nach den Gesetzen des Marktes
und nicht bestimmt durch falsche Bilder von Ästhetik, Frische und Unnützsein.
Maßloser Fleischkonsum: Tierelend (Symbol "Würstenchendose“)
Mache uns den Respekt unserer Mütter und Väter im Glauben,
vor den Tieren, die uns nützen, zur Richtschnur beim Widerstand
gegen die industrielle Massentierhaltung,
die unsere Mitgeschöpfe verachtet und quält und vielen von uns schadet.
Wir danken dir für Fleiß und Geduld aller Menschen,
die überall auf Erden ihre Tiere mit Respekt und Liebe betreuen.
Saatgut global – Patentrechte und Gentechnik (Symbol „Schale mit Bio-Reis“)
Wir danken dir für die Weisheit, mit der du Bäuerinnen und Bauern in aller Welt
seit Menschengedenken gesegnet hast,
so dass sie fähig waren, ihre Familien und ihre Völker zu ernähren.
Sei auch künftig der Hüter ihrer Rechte,
damit ihre Kenntnisse und ihr Saatgut
nicht der Gier des Weltagrarmarktes zum Opfer fallen,
ihnen und uns allen zum Schaden.
Lass all die nicht müde werden,
die Aussagen und Praxis der Gentechnik in der Landwirtschaft genau verfolgen,
damit Hochmut nicht vor dem Fall kommt.
Menschenrecht auf Nahrung (Symbol „Paragraphenzeichen“)
Alles, was Recht ist
hat seine Wurzeln in deiner Liebe zu deinem Volk auf Erden.
Deshalb sind wir gewiss,
dass wir das „Menschenrecht auf Nahrung“ als Werkzeug ansehen dürfen,
das du uns selbst in die Hände legst in unserer Zeit.
Deshalb bitten wir: verbinde uns selbst und unsere Kirche mit all denen,
die dem Menschenrecht auf Nahrung
im Kampf gegen den Hunger Geltung verschaffen möchten,
durch gerechte Löhne und faire Verträge,.
„Niemand isst für sich allein“ (Symbol „Kelch und Teller“)
Wir danken dir für die Gemeinschaft an unseren Tischen
und für die Gemeinschaft am Tisch Jesu.;
dafür, dass du uns so geschaffen hast,
mit der Fähigkeit zur Freude am Miteinander und zur Sorge füreinander,
besonders für unsere Kinder.
Um unserer Kinder willen bitten wir:
wecke in uns die Gewissheit dafür,
dass wir an unseren Tischen nicht essen für uns allein,
sondern in einer Gemeinschaft der Verantwortung und des Schicksals mit allen,
die satt werden werden wollen,
damit unser Tun und Lassen vor dir bestehen kann.