Corona hat arme Länder zurückgeworfen
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Die Corona-Pandemie hält die Welt immer noch in Atem, und die große Hoffnung liegt weiterhin in den Impfstoffen. Wenn aber nicht alle Menschen einen Impfschutz erhalten können, ist das eine moralische Bankrott-Erklärung und birgt die Gefahr immer neuer Virus-Varianten.
Die Covid-19-Pandemie ist ein globales Problem und kann nur global gelöst werden. Moralisch steht fest, dass alle Menschen gleichermaßen vor dem Virus geschützt werden müssen, außerdem ist es menschenrechtlich geboten. Aber auch wissenschaftlich und wirtschaftlich ist dieses Vorgehen sinnvoll. Denn sollte die Welt Covid-19 nicht gemeinsam eindämmen, entstehen in vernachlässigten Regionen aggressive Mutationen, die dann wieder die ganze Menschheit bedrohen, wie die Varianten Delta und Omikron bereits gezeigt haben. Deshalb müssen Impfstoffe, Medikamente und auch Testmöglichkeiten für alle Menschen zur Verfügung stehen. Dazu muss die Verteilung fair gestaltet und die Produktion massiv ausgeweitet werden.
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„Die Aufhebung des Patentschutzes würde Millionen Menschenleben schützen.“
Tedros Ghebreyesus
Generaldirektor der WHO
Als Ende 2020 die ersten Impfstoffe auf den Markt kamen, fehlte ärmeren Ländern das Geld für die Beschaffung. Um die Versorgung zu beschleunigen, hat die Afrikanische Union wie die EU für ihre Mitgliedstaaten zusätzlich bilaterale Verträge mit Impfstoff-Herstellern geschlossen. Die Pharma-Unternehmen haben jedoch lange kaum an die AU geliefert, da reiche Länder bevorzugt wurden.
Seit Ende 2021 gelangt mehr Impfstoff in die ärmsten Länder, aber manchmal unregelmäßig. In Kenia etwa waren Menschen frustriert, da es monatelang keine Zweitimpfungen gab. Hinzu kommen Probleme wegen mangelhafter Ausstattung der Gesundheitssysteme und ein verbreitetes Misstrauen gegenüber Impfungen, das durch Falschinformationen mitunter aus höchsten Regierungskreisen noch verstärkt wird. Die unmittelbare Folge sind weitere Corona-Tote und weitere Lockdowns mit all den dramatischen sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Gerade in afrikanischen Ländern sind die Auswirkungen verheerend, da sie kaum wirtschaftliche Reserven haben. Weitere Infektionswellen und Lockdowns führen zu noch mehr Armut und Hunger.
Die Infektionszahlen auf der ganzen Welt müssen so schnell wie möglich sinken. Die große Hoffnung liegt dabei in den Impfstoffen, die Menschen auf jeden Fall vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Während zahlreiche Menschen in reichen Ländern bereits vier Mal geimpft sind, haben in vielen ärmeren Ländern noch nicht einmal Gesundheits-Fachkräfte ihre Erstimpfung erhalten. In Uganda starben im Juni 2021 innerhalb von zwei Wochen mehr als 50 Ärztinnen und Pfleger an Covid-19.
Länder des globalen Südens müssen schnell Impfstoffe und weitere Unterstützung für ihre Impfkampagnen erhalten. Dazu müssen die Impfstoffe als öffentliches Gut behandelt werden, schließlich wurden sie durch Milliarden Euro von der öffentlichen Hand mitfinanziert. Die Pharma-Unternehmen müssen auf den Patentschutz verzichten, zumindest zeitweise, und das produktionstechnische Wissen weitergeben an Hersteller in der ganzen Welt. Auf dieselbe Weise muss die Produktion wirksamer Covid-19-Medikamente ausgeweitet werden.
Länder, die deutlich mehr Impfdosen bestellt haben, als sie brauchen, sollten überschüssige Dosen dem Impfprogramm COVAX zur gerechten Verteilung weitergeben. Diese Impfdosen müssen mit einem angemessenen Vorlauf eintreffen und ausreichend lange haltbar sein. Außerdem müssen sie mit notwendiger weiterer Unterstützung geliefert werden, etwa mit Spritzen und Verdünnungsmitteln oder logistischer Unterstützung für Kühlung und Verteilung. Nur so können ärmere Länder Impf-Programme erfolgreich durchführen.
Südafrika und Indien haben im Herbst 2020 bei der Welthandelsorganisation beantragt, den Schutz des geistigen Eigentums auf alle medizinisch notwendigen Produkte zur Eindämmung der Pandemie zeitweise auszusetzen (TRIPS Waiver). Diese Möglichkeit ist im Welthandelsrecht für den Fall einer Gesundheitskrise ausdrücklich vorgesehen und es gibt in Afrika, Asien und Lateinamerika Unternehmen, die in wenigen Monaten auf die Produktion von Corona-Impfstoffen umstellen können.
Die Weltgesundheitsorganisation hat im Sommer 2020 einen Technologie-Pool zur Bekämpfung von Covid-19 geschaffen, den C-TAP (Covid-19 Technology Access Pool). In den Pool sollen auf freiwilliger Basis wissenschaftliche Forschungs-Ergebnisse, geistiges Eigentum sowie Daten und Technologien zu Covid-19 zur freien Nutzung fließen. Im Sommer 2021 wurde in Südafrika durch die WHO ein mRNA-Technologie-Transfer-Hub zum Aufbau einer afrikanischen Impfstoff-Produktion initiiert. Unternehmen wie Moderna und Pfizer/ BioNTech sind aufgerufen, sich an diesem Hub zu beteiligen.
Ähnliche Ziele verfolgt das Programm für die schnelle Entwicklung und Produktion von Impfstoffen, Behandlungen und Diagnostika für Covid-19, genannt ACT-A (Access to Covid-19 Tools-Accelerator). Dahinter steht ebenfalls die WHO, zusammen mit internationalen Gesundheitsakteuren. Zu ACT-A gehört auch das Impfprogramm COVAX, dass die globale Verteilung von Impfstoffen gerecht gestalten soll.
Alle diese Initiativen funktionieren bisher mangelhaft oder gar nicht. Obwohl mehr als 100 Länder einen TRIPS Waiver befürworten, unter anderem die USA, Australien und Frankreich, gibt es von der Europäischen Kommission und besonders Deutschland großen Widerstand. C-TAP wird bisher von keinem der führenden Pharma-Unternehmen im Bereich der mRNA-Impfstoffe unterstützt. Ebenso ist es mit dem mRNA-Hub in Südafrika. COVAX konnte bisher nur einen Bruchteil der geplanten Impfdosen an ärmere Länder liefern, da Pharma-Unternehmen ihre Lieferverträge nicht einhalten und reiche Länder weiterhin den Impfstoffmarkt leer kaufen. Zudem ist COVAX unterfinanziert.
Die Staaten müssen umdenken, auf ihre finanzielle Unterstützung von Pharma-Unternehmen für die Impfstoff-Entwicklung verweisen und die Pandemie-Bekämpfung als Gemeinschaftsaufgabe durchsetzen.
Wir statten zusammen mit unseren Partnerorganisationen lokale Gesundheitseinrichtungen mit Material und Know-how aus, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen und Impfprogramme durchzuführen. Zudem unterstützen wir unsere Partnerorganisationen in ihrem Engagement gegen Falschinformationen und Impf-Skepsis. Zum Beispiel versorgen wir gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm) Krankenhäuser und Gesundheitsstationen in 18 afrikanischen Ländern mit Sauerstoff-Konzentratoren, Infrarot-Thermometern, Schnelltests, Handschuhen, Schutzkleidung, Masken, Desinfektionsmitteln und Seife. Das medizinische Personal schulen wir zu Ansteckungswegen und vorbeugenden Maßnahmen gegen das Virus. Außerdem betreiben wir Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Wir setzen uns bei Bundesregierung und Unternehmen für mehr Impfgerechtigkeit ein und unterstützen die WHO und die Initiativen COVAX, TRIPS Waiver, C-TAP und den mRNA-Hub.
Selbst wenn in Deutschland das Voranschreiten der Impfkampagne gegen Covid-19 als schleppend beschrieben wird, machen Sie sich und anderen klar, dass andere Länder kaum Zugang zu Impfstoffen haben. Setzen Sie sich dafür ein, den Patentschutz auf Impfstoffe und andere notwendige Medizinprodukte auszusetzen, indem Sie Petitionen unterschreiben wie e diese deutsche Petition und diese europäische. Bitten Sie Ihre Vertreter in Bundestag und Landtag, das Thema Patentschutz und globale Impfgerechtigkeit auf die Agenda zu setzen. Sensibilisieren sie lokale Medien zum Thema. Sie können auch an Organisationen wie Brot für die Welt spenden, die diese und andere Projekte vorantreiben, damit alle Menschen auf der Welt gegen Covid-19 geimpft werden können.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
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