Lorenzo Villalba mit drei seiner Kinder auf Feld mit genmanipuliertem Soja
Indigene Völker

Mehr Rechte für Indigene

Indigene Völker leben oft zurückgezogen oder verdrängt am Rand der Gesellschaft und ihre angestammten Rechte werden bis heute immer wieder brutal missachtet. Dabei gibt es eine klare Strategie, die ihnen hilft sich selbst zu schützen.

Indigene fordern ihr Recht ein

Der Amazonas-Regenwald brennt, weshalb sich rund 3.000 indigene Frauen auf den Weg nach Brasília machen. Sie vertreten mehr als 150 indigene Völker aus allen Teilen Brasiliens und fordern den Schutz des Landes, auf dem sie leben, vor illegaler Brandrodung. Sie beklagen außerdem Gewalt, Vertreibung und die Vergiftung ihrer Territorien durch illegale Goldsucher und Bergbau-Unternehmen. Die Politik unter Bolsonaro verschlimmert ihre Situation, darum haben sie 2019 diesen beispiellosen Protestmarsch organisiert. In Brasilien leben etwa eine Million Indigene, aber sie machen nur knapp 0,5 Prozent der Bevölkerung aus und die Politik berücksichtigt ihre Interessen kaum.

Indigene Völker haben es in ganz Lateinamerika schwer und in fast allen Teilen der Welt. Sie leben meist verarmt am Rand einer Mehrheitsgesellschaft, die sich wenig für sie interessiert. Sie haben oft keine Rechte an ihrem angestammten Land, wurden oder werden vertrieben und diskriminiert. Es gibt indigene Völker auf allen fünf Kontinenten, sie umfassen schätzungsweise 450 Millionen Menschen.

Was indigene Völker ausmacht

Der Begriff indigene Völker bezeichnet Bevölkerungsgruppen, auf die meist diese vier Punkte zutreffen:

  • kulturell deutlich von der Mehrheitsgesellschaft unterschieden
  • haben die Region schon bewohnt, bevor die Vorfahren der Mehrheitsgesellschaft sich ansiedelten
  • sehen sich selbst als eigenständige indigene Gruppe oder Volk, was andere anerkennen
  • haben Diskriminierungserfahrung etwa durch Unterdrückung, Enteignung, Vertreibung oder gar Völkermord

Diese Punkte stellen keine abschließende Definition dar, sondern bieten eine allgemeine Orientierung. Viele indigene Gruppen wollen mit dieser Offenheit eine ausschließende Definition vermeiden.

Armut, Landraub, Gewalt

Indigene Völker gehören zu den am stärksten marginalisierten Gruppen weltweit. Viele arbeiten als Landarbeiter oder im informellen Sektor und leiden unter Armut, die wenigsten leben zurückgezogen in abgelegenen Gebieten und versorgen sich dort auf traditionelle Weise selbst. Fast allen wird das Leben dadurch erschwert, dass ihnen die Landrechte an dem von ihnen traditionell bewohnten Land verwehrt bleiben oder immer wieder streitig gemacht werden. Das nimmt ihnen die Grundlage für ihre Lebensabsicherung und die Möglichkeit, ihre Kultur zu erhalten mit ihren Traditionen und Sprachen.

Territorialkonflikte entstehen meist durch wirtschaftliche Begehrlichkeiten. Holzfäller, Agro-Industrielle, Bergbaufirmen und Siedler dringen häufig widerrechtlich in ihre Gebiete ein. Durch Rodung und Brandrodung vernichten sie riesige Waldflächen oder sie vergiften Flüsse und Boden. Die Eindringlinge sind oft bewaffnet und greifen für ihren Profit auch zu Gewalt. Allein für Brasilien dokumentierte im Jahr 2019 die Fachstelle für Indigene der katholischen Kirche in Brasilien (CIMI) 276 Fälle schwerer Gewalt gegen Indigene, darunter 20 Mal Totschlag und 113 Morde.

Landrechte für Indigene

Indigene Völker brauchen die Besitzrechte an dem Land, auf dem sie seit Jahrhunderten leben, und die Staaten müssen dieses Recht durchsetzen und schützen. Außerdem brauchen die Menschen einen besseren Zugang zu Bildung und gesundheitlicher Versorgung. Sie sind Teil der Gesellschaft und müssen sich an dem gesellschaftlichen Leben beteiligen können, um ihre Rechte und Traditionen zu verteidigen und nach eigener Maßgabe weiterzuentwickeln. Diese und weitere Rechte garantiert die Konvention Nr. 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169), die bisher aber nur eine kleine Gruppe von 24 Staaten ratifiziert hat. Deutschland gehört seit April 2021 endlich dazu, doch viele weitere Länder müssen noch folgen, denn die ILO 169 durchzusetzen ist eine internationale Aufgabe.

Der Schutz indigener Völker hat noch andere positive Wirkungen. So leisten indigene Völker einen wertvollen Beitrag in Sachen Klima- und Waldschutz, denn Regenwaldgebiete in der Obhut Indigener sind am besten vor Ausbeutung und Zerstörung geschützt. Traditionelle indigene Lebensweisen haben zudem eine Vorbildfunktion durch ihren nachhaltigen Umgang mit der Natur. Dort, wo sie ungestört leben können, sind die Ökosysteme weitgehend intakt und die Biodiversität ist besonders groß.

Was Brot für die Welt tut

Wir unterstützen indigene Völker dabei, ihre Landrechte durchzusetzen und juristisch zu verteidigen. Außerdem betreiben wir Nachwuchsarbeit und bieten Stipendien für jugendliche Indigene an, damit sie studieren können und mit dem so erworbenen Wissen ihre Gruppe unterstützen als Lehrer, Ärztinnen oder Juristen. Weitere Programme stärken das Selbstbewusstsein der Gruppen, damit sie ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Traditionen wieder wertschätzen, pflegen und weiterentwickeln. Zusätzlich betreiben wir Lobbyarbeit zusammen mit Partnerorganisationen und machen zum Beispiel Mitglieder des Bundestags und Bundesregierung auf die kritische Situation der indigenen Völker aufmerksam.

Was Sie tun können

Kaufen Sie bewusster ein und achten Sie darauf, dass Produkte wie Kaffee, Tee und Bananen fair gehandelt sind. Nur so können Sie sichergehen, dass die Landarbeiter angemessen bezahlt werden, zu denen viele Indigene zählen. Engagieren Sie sich in lokalen Unterstützergruppen in Ihrer Gegend, die bereits Strukturen aufgebaut haben, um die Situation der indigenen Völker zu verbessern. Sie können auch an Brot für die Welt spenden, wir arbeiten seit Jahrzehnten mit erfahrenen Partnern vor Ort zusammen, die genau wissen, was den Menschen in ihrer Region am besten hilft.

Material zum Mitnehmen

Zusammenarbeit mit indigenen Völkern

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