So, damit ihr jetzt mal ganz viel zu lesen habt, stell ich hier mal einen laengeren Bericht ueber meine Arbeit rein... Viel Spass damit...
Also:
Meine Arbeit. Ich arbeite 4-mal die Woche in einer Casa Abierta, sozusagen einem Kindergarten in einem der ärmsten Viertel von San José. Das Viertel heißt La Carpio, und die meisten Menschen dort sind eingewanderte Nicaraguaner (kurz Nicas), die in der Tico (Costa Rica-Menschen)-Gesellschaft absolut schlecht angesehen sind. Ticos glauben, nämlich über Nicas meistens nicht viel gutes, eher das sie ihnen die Arbeitsplaetze wegnehmen und so. La Carpio ist ein riesiger Berg, der eigentlich mal einem Bauernamens „La Carpio“ gehört hat. Aber dann kamen diese ganzen Familien und haben das Land sozusagen einfach besetzt und dort ihre Häuser errichtet. Also wohnen alle Menschen dort eigentlich illegal, aber niemanden störts. Das ist einfach wie ein riesen Dorf, und man merkt absolut nix von der Illegalität. Aber man bemerkt die Armut! Es gibt eine Hauptstraße in La Carpio, die geteert ist, und von der gehen ganz viele kleinere Straßen ab, die aber mit nichts, was man aus Deutschland kennt, vergleichbar sind. Aufgesprungener Asphalt, ist da noch das beste. Richtige Schlammstraßen, verwüstete Wege und so, bestimmen das allgemeine Bild. Man steht also fast mitten im Slum, so wie man ihn sich halt immer vorgestellt hat. Irgendwann demnächst werden wir mal direkt in diese Slums reingehen. Das wird sicher hart. Das tun wir aber nur mit den Kindergärtnerinnen, denn allein, würde ich mich nie von der Hauptstraße runtertrauen. Was man auch sicherlich nicht tun sollte. Außerdem darf man sich als Europäer nicht nach 17 Uhr in La Carpio aufhalten, weil es dann einfach viel zu gefährlich wird. Da es hier in CR ab 18 Uhr stockdunkel ist, die Nacht rasend schnell kommt (unvergleichbar mit Deutschland) und man sich generell im Dunkeln eh nie in vielen Vierteln aufhalten sollte, müssen wir also spätestens um 17 Uhr mit dem Bus fahren. Tja, Casa Abierta ist ein Kindergarten, der von 6 Uhr morgen bis 18 Uhr geht. Ich komme um 8 Uhr morgen da hin (bzw. eigentlich immer später, weil hier nimmt man das alles nicht so genau) und bleibe bis 15 Uhr. Bis 9 sollen die Kinder alleine spielen, dann wird gegessen (Wackelpudding, Kekse oder so was ungesundes halt), dann wird bis 12 gespielt (der anstrengendste Teil des Tages), dann gibt’s Mittagessen (Reis mit irgendwas), dann werden die Zähne geputzt und dann wird so ab 13 Uhr ca. geschlafen. Bzw. eigentlich soll geschlafen werden, was einige Kinder einfach erst gar nicht einsehen. Dazu werden extrem dünne Schaumstoffmatratzen (5 cm dick) auf den Boden gelegt, oder halt einfach nur eine Decke. Es ist als würde man einfach auf dem Beton liegen! Immer zwei Kinder schlafen oder sollen auf einer Matratze schlafen. Was jedes Mal ein richtiger Kampf ist, denn bring mal 15 Kinder von 1,5 bis 9 Jahren dazu, sich ruhig hinzulegen und auf Kommando zu schlafen. Aber um diesen Prozess zu unterstützen, legen wir Voluntarios uns neben die Kinder, streicheln ihnen über den Rücken oder den Bauch und dann schlafen sei meistens viel schneller und besser ein. Und meistens man selbst auch, weil man einfach total geplättet ist.
Die Kinder: Einfach sooooooooooo süß und ich würde sie am allerliebsten den ganzen Trag nur knuddeln. Aber natürlich können sie auch richtig richtig anstrengend sein. Sie sind unglaublich schlecht erzogen, hören fast nie auf ein „Stop“ und sind total frech. Dazu kommt das die drei kleinen (zwei Jungs und ein Mädchen im Alter von 2 bzw. 1,5) Derek, Kevin und Ashley extrem viel weinen, weil sie genau wissen, dass sie damit ihren Willen durchsetzen können. Aber naja, sind eben Kinder. Mittlerweile bin ich schon dazu übergegangen mich einfach wirklich mal durchzusetzen und auch mal richtig laut zu werden. Zum Glück sind die alle null komma null nachtragend. Zwei Minuten nach nem richtigen Anschiss, kommen sie schon wieder an und wollen auf den Arm oder spielen. Aber all dieses anstrengende wird einfach durch ihre wundervolle Art wettgemacht, ihre Liebe auszudrücken. Sie schließen dich so unglaublich schnell in ihr Herz, das man sie fast als naiv bezeichnen könnte. Und wenn sie dann (fast) alle erst mal schlafen, sehen sie einfach nur aus wie Engel. Der schlimmste Raufbold wird dann einfach nur zu einem schutzbedürftigen kleinen Menschen, den man am liebsten nie wieder allein lassen will. Und auch die wenigen, die einfach nie schlafen, werden irgendwann ganz ruhig, und du kannst sie einfach auf deinen Schoß setzen, dich hin und her wiegen und unglaublich vertraut mit ihnen kuscheln. Der schönste Arbeitsabschluss, den es gibt.