Wo Gott dich ausgesät hat, da darfst du blühen.
In Lukas 8, Vers 4-15 steht das Gleichnis vom Sämann, das besagt, wie verschieden das Schicksal der Samenkörner sein kann, je nachdem, wohin sie fallen, ob auf Felsboden, ins Dorngestrüpp oder doch aufs fruchtbare Feld.
Bei unserer Arbeit mit den Kindern wird die Bedeutung dieses Gleichnisses für mich besonders deutlich.
Oft muss ich an Kinder aus Deutschland denken, egal ob aus der Jungschar, der Nachbarschaft oder der Verwandtschaft, sie sind „meinen“ argentinischen Kindern in Vielem so ähnlich. Ihnen machen dieselben Spielchen Spaß, sie sind ebenso stur, sie lieben McDonalds und Kino und können ebenso viel Lärm machen, wenn sie eigentlich lernen sollten. Kurz gesagt, ist es egal, ob bei Stuttgart oder in Buenos Aires, Kinder versuchen mit aller Kraft aufzublühen, wo Gott sie gesät hat.
Hier wird es ihnen allerdings erschwert: Kein einziges Kind trägt eine Brille; schon Sechsjährige haben komplett verfaulte Milchzähne; ein etwa Zweijähriger steht manchmal regungslos mit leerem Blick vor unserem Apoyo Escolar und lutscht an einem Lolly; und während die Kinder in der Schule sein müssten, kommen sie manchmal in den „Recyling-Schuppen“ der Cartoneros und geben Plastikflaschen ab, um ihren Eltern ein paar Pesos zu zurückbringen.
Ganz zu schweigen von Gottes Botschaft, um die es Jesus mit seinem Gleichnis eigentlich ging. Es bleibt sowohl für uns Erzieher, als auch für die meisten Eltern wohl keine Zeit (oder keine Muse), ihren Kindern (biblische) Geschichten zu erzählen. Hier kann ich nicht anders als Bertolt Brecht zitieren: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“
Ich bin gespannt, wann unsere Nahuels, Leandros, Antonellas und Priscilas Zeit haben, ihren Geist mit Geschichten zu füttern oder fuettern zu lassen.
Ich bin sicher, dass auch die Armenviertel Argentiniens ein fruchtbarer Boden sein könnten, wenn wir, die wir das Glück hatten, auf wirtschaftlich fruchtbarem Boden gesät worden zu sein, uns nicht auf unserem Acker des Luxus ausruhen würden und alles dafür täten, dass wir dort unter uns bleiben.