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Etwas Spirituelles mit einem Schuss sportlichen de Buenos Aires

Von Ehemalige Freiwillige am

Erst Einmal Entschuldigung wegen der langen Zeit des Wartens auf einen neuen Artikel meinerseits, die erfolglose Suche nach Neuigkeiten auf meiner Blogseite. Doch ist es nun einmal so, dass der Alltag endgültig eingekehrt und Deutschland zurückgelassen hat als eine Welt von Vergangenheit und Zukunft, nicht aber direkter Gegenwart. Deshalb auch hier offiziell Entschuldigung für nicht beantwortete Mails und verzweifelt wiederkehrende Anrufversuche(Mechtild).

Der Alltag bringt außerdem ständige Wiederholung mit sich, was es schwer macht den Artikeln Einzigartigkeit zu verleihen und sich nicht ständig zu wiederholen. Auch von zu Hause hat man ja schließlich nicht ständig das eigene Leben in dann veröffentlichte Worte gepackt, es ist eine Herausforderung, dass lesende Publikum auf dem laufenden zu halten, es jedoch nicht zu langweilen. Deshalb habe ich mich entschieden, diesen Artikel zu unterscheiden, dem Erlebnisbericht eine Note meines Innenlebens hinzuzufügen. Denn wie jeder weiß, der schon einmal mehr als 3 Monate von Eltern, Freunden und Gewohntem entfernt verbracht hat, nimmt in dieser Zeit des Auslandsjahres das Innenleben, die Gedankenwelt, eine zentrale Rolle in der Wahrnehmung seiner Umgebung ein.

Nach 3 Monaten weicht die vorher alles in den Schatten stellende Euphorie einem manchmal ereignisarmen, da dem Alltag angehörigen Dasein, dass Raum zu Reflexion und In-sich-hineinhorchen gibt. Da nicht mehr alles neu und einzigartig ist, fängt man innerlich an, eine Schablone zu legen, neues und altes zu Hause zu vergleichen, Unterschiede aber vor allem, aufgrund von regelmäßigen Heimwehflashs, Ähnlichkeiten zu suchen. Da das für diejenigen unter euch, die keine Erfahrung mit Kulturaustausch haben ein wenig schwer zu verstehen sein wird, habe ich Beispiele der letzten beiden Wochen zur Veranschaulichung.

Vorletzten Samstag hatte ich mal wieder die Ehre mit wenig Schlaf und Lust an einem zweitägigen Seminar ganz auf Spanisch teilzunehmen. Das Seminar war die insgesamt vierte Zusammenkunft von Educadores aus ganz Argentinien. Bis auf uns Deutsche waren nur wenige das erste Mal anwesend, dementsprechend familiär war von Anfang an die Atmosphäre. Auch wir wurden trotz fehlenden Wortschatzes und erstmaligem Erscheinen gleich aufgenommen, typische Fragen nach Herkunft und Motivation wurden gestellt. Der Ort glich einem Pool der Ruhe und Entspannung, perfekt geschaffen für von einem ganzen Schuljahr ausgebrannte Erzieher. Denn wir alle hatten mehrere signifikante, einander von Anfang an vertraut machende Aspekte gemeinsam:

Die Kirche als Wurzel und der Drang, vom Leben weniger präferierten Chancengleichheit zu verschaffen als Motivation.

Es war ein Haus Gottes wie ich es hier noch nicht erblickt hatte. Ein Ort völliger Abgeschiedenheit gleich außerhalb einer Metropole die niemals schläft oder zur Ruhe kommt. Besonders fuer Kornelius und mich ,von ständig unser Haus passierenden Regionalbahnen nur selten verschont, war das Klosterähnliche Gebäude eine perfekte Gelegenheit in zwar nicht häufig aber ausreichend vergönnten Pausen dem eigenen Innenleben nachzuhängen.

Familiäre Atmosphäre und Ferienähnliche Zustände führten in meinem Kopf zu einem Vergleich mit einer im meinem Leben sehr signifikanten Stätte, die ich immer mit dem Gefühl von Freiheit und Zwanglosigkeit in Verbindung bringen werde: das Haus meiner vor 4 Jahren verstorbenen Großmutter. Wenn auch ganz woanders war ich an diesem Ort meiner Großmutter doch näher als jemals zuvor seit ihrem Tod. Wo die Entfernung am größten ist, werden Erinnerungen greifbarer und wichtiger.

Nachdem ich diesen Vergleich an mich herangelassen hatte, wurden in den darauffolgenden Tagen Vergleiche mit mir Vertrautem zu mehr oder weniger angenehmer Regelmäßigkeit. Parks und Situationen wiesen ,obwohl völlig verschieden, doch Ähnlichkeiten mit schon erlebtem auf, wurden innerlich mehr oder weniger zu Kopien der Vergangenheit. Je Heimischer ich mich hier fühle desto eher wird mir bewusst, dass der Mensch gewisse Traditionen und Angewohnheiten, ja, Konstanten, des früheren Lebens denoch benötigt.

Hilfreich bei diesem Unterfangen war letzte Woche ein für mich längst überfälliger Fund eines nahegelegenen Basketballplatzes. Ironischer Weise ist das langgesuchte Objekt genau zwei Bahnstationen, also nicht mehr als 10 Minuten Weg, entfernt. Da sucht man die ganze Stadt ab, hat die Hoffnung schon aufgegeben und guckt einmal aufmerksam aus dem Zugfenster, nur um den Platz keinen Katzensprung weit weg zu erblicken. Da ich oft genug tatenlos vorbeigefahren war, ließ ich mir es trotz Regens nicht nehmen, den Platz einzuweihen. Mir war ganz Recht das ich dabei allein war, immerhin war es das erste Mal Ballgedribbel in 3 Monaten Tatenlosigkeit.

Letzten Sonntag  ging ich dann endlich wieder meiner in Berlin zur Tradition gewordenen Machenschaft des verkaterten Alkoholausschwitzen mit Ball in der Hand nach, und konnte zu eigenem Erstaunen eine schon in Deutschland von Freunden aufgestellte These nur wieder bestätigen: mit Alkohol im Blut und wenig sinnvollen Gedanken im Kopf lässt es sich ausgezeichnet Basketball spielen. Zweitens kann ich nun sagen das der gemeine Basketballer wohl auf der ganzen Welt eine große Fresse besitzt, als Beweis sind nun nicht nur Deutschland und die USA, sondern auch Argentinien ins Notizbuch aufgenommen. Ich hab mich demnach auch gleich heimisch gefuehlt und mit Gleichgesinnten zu weiteren Spielen, aber auch schon zu wochenendlichem Saufgelage verabredet.

Noch ist die Villa Dominico zwar nicht der Mombijoupark, doch, wie ich mich in letzter Zeit oft erinnern muss, ist ja Argentinien auch nicht Deutschland, ist Buenos Aires nicht Berlin. Das wird sich wohl für mein Empfinden viel zu schnell wieder ändern, weshalb ich die gelegentlichen Heimwehflashs auch ganz gelassen nehme, sie als einen nicht vermeidlichen Teil des Ganzen betrachte und weiter versuche eine gesunde Mischung aus bekanntem und neuem zu verwirklichen. Das nächste Mal dann wohl diesen Freitag, bei meinem ersten offiziellem Date außerhalb der eigenen Gemäuer mit einer Argentinierin, die aber der englischen Sprache mächtig ist und Politik studiert, also im wahrsten Sinne wohl altes und neues vereint.

Hasta la proxima vez y como siempre yo the quiero luchar hasta la victoria;)

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Lachender Junge

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