Das Pfeifen im Walde. So kommt einem am Vorabend der Klimakonferenz in Durban die Situation vor. Heerscharen von Offiziellen und Nichtregierungsorganisationen sind angereist und haben den Dschungel betreten. Einen wild wuchernden Konferenz-Urwald, dessen Verhandlungsthemen kaum jemand durchdringt. Auch nur der Versuch, aufzulisten, was alles verhandelt werden soll, mutet wie Satire an. Ein Gewimmel von Abkürzungen, Kommissionen, geheimnisvollen Begrifflichkeiten hat sich in der Welt derer, die den Klimaumschwung eindämmen sollen, eingebürgert. Alle Nichtregierungsorganisationen, denen die Klimaverhandlungen am Herzen liegen, mussten für Durban Extra-Hefte herausgeben, um zu erklären, was mit welchem Ziel gleichzeitig verhandelt werden soll, welches Land genau warum blockiert und warum schon der Status Quo der Verhandlungsergebnisse des Vorjahres in Cancún ein Erfolg wäre. Ein Pfeifen im Urwald also, weil kaum jemand glaubt, dass das Treffen Fortschritte bringen wird. Noch schlimmer, so meinen es Politiker und NRO, wäre gar keine Verhandlung. Also pfeift man laut, in der Hoffnung, dass einen wer anders im dunklen Gestrüpp doch hören könnte, und dass für eine gewisse Wegstrecke zumindest zwei sich finden und unterhaken.
Das klimawandel/" class="external-link-new-window">Klima aber wird sich nicht gedulden. Die dramatischen klimatischen Umschwünge zeichnen sich überall ab. Es gibt kaum ein Land, wo Bauern, Städteplaner oder Touristikunternehmen nicht längst beginnen mussten, sich auf andere klimatische Bedingungen einzustellen. Mit offenem Ende auf der Skala der Schrecknisse, die ein immer weither gehender Klimawandel mit sich bringen kann. Die Nichtregierungsorganisationen haben also allen Grund, sich Konferenzen wie diese immer und wieder anzutun: Sie müssen beobachten, bohren und darauf beharren, dass die Regierungen zu bindenden Vereinbarungen für Emissionsreduktion kommen und zu verlässlichen Zusagen für diejenigen, die ohne großes eigenes Verschulden vom Klimawandel schon jetzt hart getroffen werden.
Diese Jahre werden wohl als das Jahrzehnt in die Erinnerung eingehen, in dem Europa und die USA vom hohen Ross – nicht gestiegen sind, sondern geworfen wurden. Ein letztes Mal, 2000 beim Millenniumsgipfel in New York, konnte die transatlantische Gemeinschaft gönnerhaft die Nationen der Welt auf einen großen Plan verpflichten, indem sie den Anschein erweckten, eine friedliche Welt ohne Armut sei möglich, wenn nur alle dem Beispiel der demokratisch verfassten und marktorientierten Industrieländer nachfolgten und wenn diese großzügig Mittel zur Verfügung stellten. Die Illusion, dass alle sich nur so weiter entwickeln müssten wie wir, ist geplatzt. Jeder kann sehen, dass USA und Europa wirtschaftlich und politisch stagnieren und dass ihr Wohlstand gepumpt war. Ebenso stehen wir als Verursache des Klimachaos dar –wenn es nicht gar von tonangebenden Gruppen in den USA überhaupt als von Menschen gemachtes Phänomen geleugnet wird – zu niederschmetternd wäre vielen die Erkenntnis, dass es keine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten gibt. Aber eine Leitrolle im Kampf gegen den Klimawandel wird man uns nicht zuerkennen. Für die EU ist das tragisch, denn wenn irgendwo einigermaßen vorausschauende Entwürfe vorgebracht werden, dann in Europa.