Die zweite Woche schreitet voran. Und ich bin um eine Hoffnung ärmer. Von Indien ist bei diesen Klimaverhandlungen wohl nichts mehr zu erwarten. Interpretiert man die Äußerung der zuständigen indischen Ministerin auf einer Informationsveranstaltung wortwörtlich, geht Delhi sogar hinter frühere internationale Vereinbarungen zurück. Bislang war 1990 als Basisjahr für Einsparziele bei CO2 unstrittig. Doch nach einer entsprechenden Nachfrage von Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung auf der Veranstaltung könnte es aus Sicht der indischen Regierung nun wohl auch 1970, 1960, 1960, oder der Beginn der industriellen Revolution sein.
Zusätzlich frustriert, dass sich auch viele indische NROs um ihre Regierung scharen. Nicht nur in ihrer Blockadepolitik, auch hier gleichen sich Indien und USA wie Zwillinge. Das US-amerikanische „Rally around the flag!“ wird von Indiens Zivilgesellschaft konsequent umgesetzt. Nur keine Streitigkeiten nach außen tragen. Nur kein Nestbeschmutzer sein. Bei allen Kontroversen zieht man doch außenpolitisch an einem Strang. Da passiert es dann schon einmal, dass eine kritische Frage aus dem Publikum an die indische Ministerin gestellt wird, und Sunita Narain, die ich ansonsten für ihren ökologischen Weitblick und ihre kritische Denke schätze, darauf antwortet.
Niemand will Indiens "Recht auf Entwicklung" in Frage stellen, ebenso wenig den Grundsatz, dass alle Menschen grundsätzlich die gleichen Verschmutzungsrechte haben. Nur lässt sich das nicht mi einem einfachen Willensakt bewerkstelligen. Völlig zu Recht prangern Indiens Politiker, Wissenschaftler und NROs das fehlende Engagement der alten Industrieländer an, die häufig nicht nur nicht reduzieren, sondern wie die USA ihren Ausstoß an CO2 sogar noch erhöhen. Nur helfen wird hier das Beharren darauf, das Recht hinter sich zu haben, im konkreten Fall nichts. Und Indien läuft mit seiner Alles oder Nichts-Haltung Gefahr, am Ende mit zu den Verlierern zu gehören. Hans Joachim Schellnhuber warnte denn auch Indien mit Verweis auf den Monsunregen vor den ökologischen Kosten im eigenen Land, sollte das Klima deutlich über zwei Grad hinausgehen.