Die Welt der Klimaverhandlungen ist, wie vieles im Leben, komplex und dynamisch. Welchen Ausgang das Treffen in Durban nimmt, lässt sich schwer voraussagen. Dies liegt allein schon daran, dass mit etwa 200 verhandelnden Ländern die Konferenz wirklich weltumspannend ist. Und es gilt das Konsensprinzip, wenn es um Abstimmung von Vertragstexten geht. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Themen (Vermeidung, Anpassung, Finanzen, Waldschutz, Technologiekooperation, Emissionshandel, u.a.) und stark unterschiedliche Interessen und Ziele der Verhandler, die das ganze Unterfangen sehr unübersichtlich machen. Es wird sicherlich, die eine oder andere überraschende Wendung in den nächsten Tagen geben, im Guten wie im Schlechten.
Ein bewährtes Mittel der Prognose ist die Szenario-Technik. Welche möglichen Entwicklungen kann es geben, wie sehen sie aus, wie wahrscheinlich sind sie? Beim Strategie-Treffen des weltweiten Climate Action Networks (http://www.climatenetwork.org) , dem größten Netzwerk von NRO, in der Universität von Durban wurden daher 5 Szenarien skizziert – von ganz schlecht bis wirklich wünschenswert. Um die Sache aufzulockern und zu veranschaulichen, hatten die Szenarien auch wohlklingende Namen. Sie hießen Karawane, Kamel, Ziege, Maus und Fledermausschiss.
Alle Anwesenden (ca. 120 Leute) sollten sich zu dem Szenario stellen, dass sie für wahrscheinlich halten. Wie nicht anders zu erwarten, entsprach die Aufteilung einer Normalverteilung, das heisst viele Aktivisten standen beim mittleren Szenario, der Ziege, rechts und links waren es schon weniger und bei den Extrem-Szenarien waren nur wenige Mutige und Skeptische. Wie gesagt, die Frage war, was wir erwarten, nicht was wir wünschen.
Das Ziel der nächsten Tage wird daher sein, die Normalverteilung deutlich in die positive Richtung zu schieben. Damit wir nicht im Fledermausschiss enden. Und mit möglichst vielen beladenen Kamelen (Zukunft des Kyoto- Protokoll, Einrichtung des Green Climate Fund, Geld für Waldschutz, Unterstützung für anpassung, …) weiterziehen.