EED-Vorstand Claudia Warning sprach Bischof Youannes, einem engen Vertrauten des Papstes und Leiter der Entwicklungsabteilung der koptischen Kirche (COC-Bless), ihre aufrichtige Anteilnahme aus: „Papst Shenouda orientierte sich in seinem Dienst an den Regeln der Verständigung, des Friedens, des Dialogs und der Vergebung. Er war der Anführer eines großen Glaubens und ein Fürsprecher für Einheit und Versöhnung. Er strebte Toleranz und religiösen Dialog an, sowohl in der christlichen Ökumene als auch darüber hinaus."
An der Totenmesse nahmen Vertreter verschiedener Religionen teil. Auch der Chef der Militärregierung Mohammed Hussein Tantawi hatte sein Kommen zugesagt. Die Regierung hatte einen Tag der allgemeinen Trauer angeordnet. Nach der Messe sollte die Leiche des Papstes mit einer Militärmaschine in ein Kloster in das Wüstental Wadi Natrun gebracht werden, wo der Papst seine letzte Ruhe finden sollte.
Shenouda III. war ein politischer Papst
Geboren wurde Shenouda 1923 als Nazir Gayed. In den 40er Jahren gründete er eine christliche Zeitschrift und engagierte sich in einer Reformbewegung innerhalb der Kirche. 1954 wurde er Mönch, 1962 Bischof und 1971 Papst. Seitdem stand er der häufig bedrängten Kirche vor. Die Kopten machen rund zehn Prozent der 83 Millionen Ägypter aus.
Shenouda III. war von Beginn an ein politischer Papst. Er kritisierte Präsident Anwar al-Sadat, weil dieser die islamische Bewegung förderte. Auch war er mit dessen israelfreundlichen Politik nicht einverstanden. Shenouda III. wurde daraufhin in ein Wüstenkloster verbannt, und erst 1985 unter Präsident Hosni Mubarak kam er wieder frei.
Shenouda III. indes wurde von seinen Glaubensbrüdern oft für die Vermischung von Religion und Politik kritisiert - nicht zuletzt, weil er in den letzten Jahren seines Lebens einen eher regierungsfreundlichen Kurs steuerte. "In der Zukunft wollen die ägyptischen Christinnen und Christen einen Papst, der sich um den Glauben kümmert, und politische Parteien, die sich auf die Politik konzentrieren", sagt Yussef Sidhum, Chefredakteur der christlichen Zeitung "Watany - Meine Heimat".
Trotz zunehmender Gewalt gegen Christen und obwohl die Kopten etwa beim Kirchenbau von der Regierung diskriminiert wurden, hielt sich Shenouda III. mit Kritik an Präsident Mubarak zurück. Erst als sich die Regierung im Sommer 2010 in die inneren Angelegenheiten der Kirche einmischte und Christen das Scheidungsrecht geben wollte, kam es zum Bruch, und die koptische Kirche ging auf Abstand zur politisch herrschenden Klasse.
mit Material von epd