Anliegen dieses ersten Austauschs war es, die jeweiligen Länderkontexte kennen- und besser verstehen zu lernen sowie Einblicke in die Friedens- und Entwicklungsarbeit der jeweils anderen Partnerorganisationen vor Ort zu gewinnen. Langfristiges Ziel ist es, durch die überregionale Vernetzung zum gegenseitigen Lernen aus Erkenntnissen und Strategien aus anderen Kontexten beizutragen. In ihrem nun dem EED vorliegenden Endbericht fassen die Partner ihre Erfahrungen zusammen, stellen signifikante Beobachtungen über politische und sozio-ökonomische Rahmenbedingungen heraus und entwickeln daraus gegenseitige Empfehlungen für die weitere Arbeit und spezifische Handlungsoptionen unter Nutzung ihrer eigenen Erfahrungen. Für die Partner aus Sierra Leone war von besonderem Interesse das Kennenlernen des „Tri-People"-Ansatzes der Konfliktbearbeitung auf Mindanao, der die drei Bevölkerungsgruppen der christlichen Siedler, Muslime und Indigene gleichberechtigt an Entwicklungsprozessen teilhaben und politische Entscheidungen mitbestimmen lassen soll. Aus dem Gegenbesuch wird von den philippinischen Partnern das harmonische Zusammenleben der beiden großen Religionsgemeinschaften - Christen und Muslime - in Sierra Leone hervorgehoben. Dies haben sie als beispielhaft und als wichtigstes Potential für den Frieden gesehen.
In ihrem Abschlußbericht heben die philippinischen Gäste folgende Aspekte hervor, die aus ihrer Sicht zentrale Ansatzpunkte für friedensfördernde Arbeit im sierra-leonischen Kontext und die kommende Vorwahlperiode sind:
- Intensivierung sozialer Grundsicherung wie Ernährungssicherung, Grundbildung, Zugang zu Wasser, landwirtschaftliche Maßnahmen und Infrastruktur sowie Gesundheitsdienste;
- gesellschaftliche Transformation, vor allem im Sinne von guter Regierungsführung, Teilhabe von Frauen, demokratische, freie und sichere Wahlen;
- Jugendarbeit und Stärkung ihrer Beteiligung an Regierung, Entscheidungsfindung und anderen Entwicklungsinitiativen;
- Stärkung der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit und Vernetzung auf allen Ebenen zur Stärkung ihrer Rolle gegenüber staatlichen Stellen;
- Erhalt und Ausbau interreligiöser Strukturen für Konfliktmanagement und -transformation;
- Verbindungen stärken zwischen akademischen Institutionen und lokalen Gemeindestrukturen, Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis vor allem im Bereich sozialer Integration und Gemeinwesenentwicklung;
- Nutzung von neuen Medien in Advocacy und Kampagnenarbeit in Ergänzung zu bisherigen Kommunikationsformen;
- Problematisierung der zentralen Regierungsführung und traditioneller Machtstrukturen;
- Entspannung in städtischen Zentren durch Perspektiventwicklung und Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten;
- Regulierung von Landbesitz und Ressourcen in der Hand ausländischer Investoren sowie lokalen Eliten.
Fazit aller beteiligten Partner und Friedensfachkräfte war, dass mit diesem Austausch ein wichtiger Süd-Süd-Dialog zur Friedensförderung initiiert worden ist. In etwa zwei Jahren soll eine erneute Austauschrunde stattfinden, die an die Beobachtungen und Erfahrungen anknüpfen und weiteres Lernen voneinander ermöglichen soll.
Der Beitrag ist zuerst in FriEnt Impulse 01-02/2012 erschienen.