Die Fischereiaktivitäten in Westafrika und im Senegal
überfordern die regenerativen Möglichkeiten der Fischbestände, darin waren sich
Alassane Samba, Direktor des senegalesischen Zentrums für Meeresforschung und Dyhia
Belhabib, Wissenschaftlerin des internationalen Forschungsprogramms „Sea around
us“ der Universität von British-Columbia in Kanada, einig. Ihr
Forschungsansatz, die historischen
Fangzahlen nachzubilden, ergeben nach ersten Forschungsergebnissen schon jetzt
um 30 % höhere Fangzahlen als die von der Welternährungsorganisation FAO bisher
angegebenen. Die Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass gegenwärtig über 80 %
aller Fischbestände in Westafrika
überfischt oder schon zusammengebrochen sind. Darunter befinden sich nicht nur
für den Export bestimmte Edelfischarten
wie Barsche oder Doraden und Tintenfische, sondern auch viele Schwarmfischarten
wie Sardellen und Makrelen, die die Grundlage für die Versorgung der westafrikanischen Bevölkerung mit Fischprodukten
liefern. In den letzten Jahren hat sich der Befischungsdruck auch auf diese
eiweißreichen pelagischen Fischarten intensiviert. Der Grund hierfür ist, dass
vermehrt Fangboote aus Ländern wie China und Russland auf pelagische
Schwarmfische zielen, um von der steigenden Nachfrage nach Fischöl und
Fischmehl für Aquakulturen zu profitieren.
Francisco Mari, EED Fischerei-Referent forderte: «Die
Kenntnis über den Zustand der Bestände muss am Anfang jeglicher Verhandlungen
über die Vergabe von Fanglizenzen an die industrielle Fischerei, inklusive an
die EU Schiffsindustrie, stehen. Bisher
werden noch zu oft ohne Wissen, ob es überhaupt einen sogenannten „Überschuss“
gibt, Fanglizenzen aus ökonomischen Gründen an industrielle Fangboote vergeben.
Aber ebenso wichtig wie die wissenschaftliche Feststellung des
Zielartenbestands, sind Untersuchungen über die Bedeutung der Fischbestände für
den Lebensunterhalt von Fischern und Fisch verarbeitenden Frauen, besonders
aber auch für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung.“
Im
Vorfeld des Forums besuchten VertreterInnen des EED mit den ForscherInnen das
Meeresschutzgebiet in der Lagune von Joal-Fadiouth, südlich von Dakar. Es ist
ein Vorzeigeprojekt für die Selbstverwaltung eines Aufwuchsgebietes für viele
Fischarten, das mit Hilfe der Behörden von den Fischern geschützt und überwacht
wird. Durch ein ebenfalls von der lokalen Bevölkerung umgesetztes
Aufforstungsprogramm von Mangroven wird seit 2004 der die Brutstätten
schützende Mangrovenwald erweitert. Die steigenden Fangzahlen bis jetzt
überfischter demersaler Edelfischarten
sprechen für das Projekt. Die die Schutzzone verwaltende Gruppe von Fischern
hat es geschafft, die lokalen Fischereiorganisationen in das Management der
Schutzzone einzubeziehen. So kommt es zu
relativ geringen Verstößen illegalen Fischfangs in dem Aufwuchsgebiet,
zumal nachhaltige Kleinstfischerei zur
Subsistenz erlaubt ist.