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Die Stimme der Kirchen auf dem Rio-Gipfel

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (52) will der Stimme der Kirchen auf dem UN-Gipfel "Rio+20" Gehör verschaffen. Mit einer Bibel im Notebook und einem Herzenswunsch auf der Seele reist er zur Weltkonferenz nach Brasilien: Er hofft auf Anstöße zu einem "ökologischen Wirtschaftswunder".

Von Gastautoren am

Für den Sozialethiker geht es um Zukunftsfragen der Menschheit, wenn

sich Regierungsvertreter von fast 190 Staaten vom 20. bis 22. Juni in

Brasilien treffen. Als Mitglied der deutschen Delegation unter

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Entwicklungsminister Dirk

Niebel (FDP) will Bedford-Strohm die Verhandlungen aus nächster Nähe

verfolgen. Er reist im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland.

epd: Herr Bischof Bedford-Strohm, warum fliegen Sie zum Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro?

Bedford-Strohm: Ich trete seit vielen

Jahren dafür ein, dass sich die Kirchen einmischen, wenn es um ethische

Grundorientierungen der Politik geht. "Rio+20" ist eine ganz wichtige

Konferenz für die Zukunft der Welt. Es geht um den Klimawandel und

soziale Gerechtigkeit: Das lässt sich nicht voneinander trennen. Denn

der Klimawandel hat bereits gravierende Folgen für die Schwächsten auf

der Erde. Natürlich ist Rio vor allem eine Konferenz der Regierungen.

Nach meiner Erfahrung findet die Stimme der Kirche aber Gehör bei

Menschen, die politische Verantwortung tragen. Insgeheim wünschen sie

sich den Segen der Kirche für ihr Tun.

epd: Sind Sie enttäuscht, dass Bundeskanzlerin Merkel nicht nach Rio fährt?

Bedford-Strohm: Ja, ich bedauere das. Die

Anwesenheit oder Nicht-Anwesenheit signalisiert schon, welche Priorität

eine Angelegenheit hat. Daher wünsche ich mir, dass Frau Merkel ihre

Entscheidung noch einmal überdenkt. In jedem Fall hoffe ich, dass es

gelingt, die Bedeutung der Konferenz bewusstzumachen. Es geht um ein

weltweites Umsteuern, auch bei uns. Sonst brauchen wir im Jahr 2030 eine

weitere Erde. Die haben wir nicht. Dieses Problem ist so glasklar, dass

das niemand widerlegen kann. Wir brauchen klare politische

Entscheidungen.

epd: In welche Richtung? Müssen wir in Deutschland dann auch Verzicht üben?

Bedford-Strohm: Ganz im Zentrum steht im Moment die

Energiewende. Da müssen wir einfach ehrgeizig sein. Wir müssen eine Art

"ökologisches Wirtschaftswunder" anstoßen. Wir müssen den gesammelten

Sachverstand unserer Ingenieure und Ökonomen einsetzen, um eine

Wirtschaft zu entwickeln, die mit weniger Ressourcen auskommt. Wir

müssen den gesammelten Sachverstand unserer Ingenieure und Ökonomen

einsetzen, damit wir mit weniger Ressourcen weiter soviel produzieren

können wie bisher. Unser Verbrauch an Energie und Rohstoffen muss

sinken, damit sich Menschen in anderen Teilen der Welt auch entwickeln

können. Wir haben in der Umwelttechnologie große Kompetenzen in

Deutschland. Deshalb hoffe ich, dass wir vorangehen und der Welt zeigen,

dass es geht: Gut zu leben und so zu leben, dass alle Menschen auf der

Welt in Würde leben können. Glück hängt nicht allein vom materiellen

Wohlstand ab.

(epd)

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