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Gewaltsame Landkonflikte fordern in Nigeria weitere Opfer

Nigeria ist zum Jahreswechsel erneut von Unruhen erschüttert worden. Bei Kämpfen zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen im Osten des Landes wurden mindestens 50 Menschen getötet. Die Auseinandersetzungen haben ihre Ursache in Landkonflikten und hängen nicht mit der islamistischen Gruppe "Boko Haram" zusammen.

Von Online-Redaktion am

Kämpfer der Ezza-Volksgruppe überfielen ein Ezilo-Dorf überfallen und richteten dort ein Blutbad an, berichteten nigerianische Medien am Sonntag. Die Behörden im Bundesstaat Ebonyi nahe der kamerunischen Grenze erklärten, man sei bisher davon ausgegangen, dass ein seit Jahren laufendes Vermittlungsverfahren den Konflikt gelöst habe.

Nachdem am ersten Weihnachtstag mehr als 40 Menschen bei Anschlägen auf Kirchen ums Leben gekommen waren, hatte Präsident Jonathan hatte am Samstag in Teilen der Bundesstaaten Yobe, Borno, Plateau und Niger den Notstand ausgerufen. Die islamistische Terrorgruppe „Boko Haram“ hatte sich zu den Anschlägen bekannt. Bei einer Ansprache in der Nähe von Abuja kündigte Jonathan an, die Gruppe zu „vernichten“.

Der Auslandsbischof der Evangelische Kirche in Deutschland, Martin Schindehütte, betonte, es dürfe fundamentalistischen Kräften nicht gelingen, den Glauben an Frieden und Gerechtigkeit zu zerstören. In einem Brief an den Generalsekretär des Christlichen Rates, Yusuf Wushishi, äußerte er die Hoffnung, dass die Kirchenführer ein Beispiel für die Überwindung von Gewalt sein mögen: „Wir beten für die Kirchenführer in Nigeria – möge Gott Ihnen helfen, ein Beispiel für die Überwindung von Gewalt in ihrer Gesellschaft zu sein.“

Im Niger-Delta, wo Christen die Mehrheit der Bevölkerung stellen, warfen Unbekannte nach den Anschlägen einen Brandsatz in eine Koranschule. Sieben Kinder wurden dabei verletzt, wie nigerianische Medien am vergangenen Mittwoch berichteten. In der Nähe von Jos sollen muslimische Fulani-Nomaden eine vierköpfige, christliche Familie ermordet haben. In Jos hat es bereits wiederholt Ausschreitungen zwischen Milizen gegeben, die sich religiös nennen. Hinter den Unruhen stecken aber oft Konflikte um Land und Arbeit, die zwischen einheimischen und zugewanderten Ethnien schwelen.

Unterdessen hat die islamistische Terrorgruppe „Boko Haram“ Christen in einem Ultimatum aufgefordert, den Norden des Landes bis Dienstag zu verlassen. Das berichtete die nigerianische Tageszeitung „This Day“ am Montag in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf ein Telefonat mit einem selbst ernannten Sprecher der radikal-islamischen Sekte Boko Haram, Abul Qaqa.

Demnach wirft die Gruppe der nigerianischen Armee vor, den von Präsident Goodluck Jonathan ausgerufenen Notstand in Teilen des Landes zu Angriffen auf die muslimische Zivilbevölkerung missbrauchen zu wollen. Qaqa, der schon in der Vergangenheit  mehrmals für die Gruppe aufgetreten war, rief Muslime im Süden Nigerias auf, in den Norden des Landes „zurückzukehren“.

Boko Haram, ursprünglich eine lokale Bewegung fundamentalistischer Islamisten, hat in den vergangenen Monaten immer brutalere Angriffe verübt. Die Gruppe hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Der Name der Gruppe bedeutet „Alles Westliche ist Sünde“. Ihr Gründer Mohammed Yusuf war 2009 unter ungeklärten Umständen gestorben, nachdem die Polizei ihn festgenommen hatte.

Im Norden Nigerias leben überwiegend Muslime, im Süden Nigerias mehrheitlich Christen. In der bevölkerungsreichsten Nation Afrikas mit gut 160 Millionen Einwohnern werden Konflikte um Macht, Land und Ressourcen von radikalen Religionsführern immer wieder religiös verbrämt. Nach den Anschlägen an Weihnachten wurde befürchtet, dass die Spannungen zwischen Christen und Muslimen wieder zunehmen. Ausschreitungen großen Stils sind bislang aber ausgeblieben. Das Oberhaupt der Muslime in Nigeria, der Sultan von Sokoto, hatte am Dienstag die Angriffe verurteilt und zur Ruhe aufgerufen.

Mit Material von epd

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