„Green Economy“ ist in aller Munde hier in Rio. Aber je länger desto mehr wird deutlich, dass eigentlich keiner genau weiß, was darunter eigentlich zu verstehen ist. Folgerichtig gibt es viele unterschiedliche Definitionen -die sich aber signifikant unterscheiden, wie man so schön sagt. Das wurde auch bei der EED-Podiumsdiskussion zum Thema "Green Economy" deutlich.
Für Industriestaaten wie den Exportweltmeister Deutschland geht es vor allem darum, dass die Wirtschaft weiter brummt. Die Produktion wird etwas angegrünt, ansonsten heißt es „weiter so“. Die Aspekte Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz spielen da eine untergeordnete Rolle.
Leider hatte sich niemand aus der offiziellen deutschen Regierungsdelegation bereiterklärt, diese Position auf dem Podium zu vertreten. Dabei hätte es interessant werden können, weil Deutschland im Konzert der Industrienationen ja sogar eher weiter vorn steht, was Umwelttechnologie angeht – allerdings nicht von der grundsätzlichen Idee ständigen Wachstums abrücken will, wie EED-Experte Michael Frein pointiert darstellte.
Chee Yoke Ling aus Malaysia vom Third World Network, Daniel Mittler, der political director von Greenpeace International, Tilder Kumichii von der NRO "Gender Empowerment and Development" aus Kamerun und Vicky Tauli Corpuz vom Internationalen Zentrum Indigener Völker (TEBTEBBA) zeigten auf, wer unter den Auswirkungen des ungebremsten Wachstums leidet, egal, ob es nun grün ist oder nicht: Die indigenen Völker, die Menschenrechte und der Planet Erde an sich. Die Ausbeutung der Ressourcen durch die Industrieländer zerstört das Gleichgewicht, das in den Jahrhunderten zuvor bestens funktioniert hat.
Die Erde ist die Grundlage allen menschlichen Lebens und Wirtschaftens, deshalb muss ihr Schutz höchste Priorität haben, darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Ihre Erwartungen an den Rio+20-Gipfel sind allerdings unterschiedlich optimistisch – oder eben nicht.
Am Ende der engagierten und von Jürgen Reichel (EED) geleiteten Diskussion blieb der Eindruck, dass die Verhandlungen zäh und die dort besprochenen Papiere geduldig sein mögen – doch wenn Argumente von Menschen vorgebracht werden, die sich mit so viel Energie und Überzeugung für ihre Sache – und damit für die Rettung der Erde – engagieren wie die Redner auf dem Podium, dann ist noch nicht alle Hoffnung vergebens.