Als einen “kollektiven Selbstmord” hat Leonardo Boff, brasilianischer Befreiungstheologe, die derzeitige Entwicklung bezeichnet. Auf dem People’s Summit diskutierte er mit Bischöfen, Wissenschaftlern und Aktivisten aus Afrika, Asien und Lateinamerika über mögliche Lösungen angesichts der Ausbeutung von Menschen und der Zerstörung der Natur.
Die „Green Economy“ wurde von allen Panelisten als Lösung abgelehnt, weil sie der Türöffner für die Kapitalisierung der Natur und deren Unterwerfung unter die (Finanz)-Märkte ist. Sie kritiseren das Bündnis von Politik und mächtigen Wirtschaftsakteuren unter dem Dach der "Green Economy". Leonardo Boff ging soweit zu sagen, dass die „Green Economy“ die letzte Etappe auf dem Weg zur Selbstzerstörung ist.
Statt auf den Markt und die Wirtschaft zu setzen, forderten sie die Rechte von Menschen und der Natur anzuerkennen und durchzusetzen. Dafür braucht es vor allem eine Zivilgesellschaft, die sich für ihre Interessen und die Rechte der Natur stark macht, sich für eine gemeinschaftliche Nutzung der Naturreichtümer einsetzt und der fortschreitenden Privatisierung, Kapitalisierung und Dominanz der (Finanz-)-Märkte Widerstand leistet. Leonardo Boff forderte, dass Mensch und Natur von dem Diktat der Märkte befreit werden müssen.
Dieser Widerstand ist auf dem People’s Summit unmittelbar spürbar. Die Menschen, die direkt von ihrem Land, dem Wald, den Flüssen leben, sind nicht bereit, sich ihre Lebensgrundlage nehmen zu lassen. Indigene, Kleinbäuerinnen … viele zeigen dies in Rio offensiv. Gleichzeitig kreist ständig ein Militärhubschrauber über den Zelten (wie auch sonst über dem People’s Summit). Dieser Hubschrauber zeigt symbolisch – wie groß der Interessensgegensatz zwischen denen da „oben“ und „unten“ ist. Wenn wir in Deutschland „nachhaltige Entwicklung“ und „Green Economy“ als Win-Win-Lösung diskutieren, wird in Rio ganz deutlich, dass dem nicht so ist. Sondern es geht um knallharte Interessensgegensätze und –konflikte: Wer eignet sich was an von der Natur? Wer gewinnt und wer verliert? Die Botschaft der Menschen auf dem „People’s Summit“ ist eindeutig, sie wollen sich nicht die Natur nehmen lassen. Sie wollen nicht, dass die Menschen und die Natur weiter verlieren.