Nach langwierigen Verhandlungen mit der Stadtregierung von Rio de Janeiro gab das Zivilgesellschaftskomitee Rio+20 Ende März bekannt, dass der Peoples Summit wie vorgesehen auf dem Aterro de Flamengo stattfinden wird. Auf dem künstlich angelegten Parkgelände zwischen dem Stadtzentrum und der Baía de Guanabara fand schon 1992 das Treffen von sozialen Bewegungen und NRO parallel zum Erdgipfel Eco92 statt. Das Gelände umfasst mehrere Kilometer unter freiem Himmel vom Flughafen Santos Dumont bis zum Museum der Republik, einschließlich der Hallen des Museums für Moderne Kunst (MAM).
Da das Gelände unter Naturschutz steht, untersagte die Regierung die Einrichtung von Campingplätzen auf dem Aterro. Viele der erwarteten 10.000 Teilnehmer, insbesondere die Aktivisten der Landlosenbewegung MST und indigener Völker, werden in umliegenden Schulen untergebracht. Möglicherweise wird auch das Sambodromo, wo alljährlich der Karneval der großen Sambaschulen defiliert, in eine Schlafstadt umfunktioniert.
Der Peoples Summit (Cúpula dos Povos) wird von 15. bis 23. Juni stattfinden. Informationen zur Organisation, den Positionen der Veranstalter und aktuelle Nachrichten sind auf der neugestalteten offiziellen Internetseite (Portugiesisch/Englisch) zu finden. Dort können Gruppen und Organisationen aus aller Welt ab sofort auch Veranstaltungen einschreiben.
Das Programm ist eine Kombination aus autonom organisierten Veranstaltungen und Plena, auf denen die Inhalte und Zielsetzungen gebündelt werden sollen. Der 20. Juni (der Tag des Beginns der offiziellen Konferenz über Nachhaltige Entwicklung) wurde zum Weltaktionstag erklärt, der 23. Juni, unmittelbar nach Ende der UN-Konferenz, zum Tag der Antwort auf die Beschüsse auf Regierungsebene.
Der Koordinierungsausschuss des Zivilgesellschaftskomitees, der aus rund 40 brasilianischen Netzwerken und mittlerweile weiteren repräsentativen ausländischen Organisationen besteht, hat im Verlauf mehrerer Treffen die inhaltliche Ausrichtung des Peoples Summit definiert. Die Diskussionen werden sich an drei strategischen Fragestellungen orientieren:
1. Kritik der strukturellen Ursachen der Krisen und der „falschen Lösungsansätze“
2. Präsentation alternativer und schon existierender Lösungsansätze
3. Koordinierung von Kampagnen und Mobilisierung nach Rio+20
Parallel zum inhaltlichen Programm ist eine Vielzahl kultureller Events, Ausstellungen und spezieller Treffen geplant, unter anderem ein Welttreffen Freier Medien (Fórum Mundial de Mídia Livre). Und im Kommunikationsbereich wird es neben einem Pressezentrum und einem Radioforum auch ein Gipfel-TV geben. Das Programm dieses Fernsehsenders wird auf Großleinwänden auf dem Gelände der UN-Konferenz sowie am Aterro de Flamengo übertragen werden. Die Gestaltung des Programms übernimmt eine Redaktion der Zivilgesellschaftskomitees,
unterstützt von einer Vielzahl von Medienaktivisten, die in improvisierten Studios auf dem Gelände des Peoples Summit ihre Produktionen nach eigenen Kriterien erstellen können.