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RIO - zwischen Papier und Wirklichkeit

Von Gastautoren am

Ölpalme an Ölpalme – und das über hunderte (und tausende) von Kilometern. Nordsumatra – und viele andere Regionen Südostasiens – sind eine „Grüne Wüste“, bestehend aus einer Pflanzenart - der Ölpalme. Und diese „Grünen Wüsten“ breiten sich rasant angetrieben von Profitinteressen von Unternehmen und Regierung weiter aus. Verlierer sind Bauern, die von ihrem Land vertrieben werden und die Artenvielfalt - wenn Sumpfwälder, trotz Verbotes, in Plantagen umgewandelt werden.

Während unserer Ecumenical Visit der Vereinten Evangelischen Mission sprachen wir mit Bauern deren Dorf – bestehend aus 100 Häusern - von bezahlten Gangstern eines Ölpalmkonzerns abgebrannt wurde. Die Bauern wurden vertrieben, um den Ölpalmen Platz zu schaffen. Die Sicherheitskräfte des Konzerns zerschlugen die Proteste der Bauern, die versuchten ihr Land wiederzugewinnen. Es gab Tote und Verwundete. Und der High Court Indonesiens verurteilte die Bauern des Dorfes als Kriminelle, da sie privates Land besetzt hielten. Es ist ein Kampf von David gegen Goliath, den die Bauern und NGOs, die die Proteste der Landlosen unterstützen, gegen Konzerne und Regierungen in Indonesien führen. Uralte Landrechte werden von den Regierungen, den Gerichten nicht anerkannt. Allein das Geld bestimmt, wer Land und Macht bekommt, wer gewinnt und wer verliert. Korruption ist überall.

Diese Ölpalmplantagen zeigen - eine „Economy“, die nur „Green“ ist, reicht nicht.Ohne Durchsetzung der Menschenrechte ist und wird eine „Green Economy“ in Indonesien und vielen Teilen der Welt genauso menschenverachtend sein, wie es das derzeitige Wirtschaftsmodell an vielen Orten ist. Für die Einhaltung der Menschenrechte müssen sich Kirchen und ihre Netzwerke stark machen – auch in RIO.

Und da müssen wir uns fragen, was die neuen „Sustainable Development Goals“ bringen sollen, wenn bereits bestehende Verpflichtungen, Verträge z. B. zu Menschenrechten, zu Waldschutz... von den nationalen Regierungen (z. B. Indonesien) nicht eingehalten und umgesetzt werden? Sollen wir es den Regierungen erlauben, sich mit den SDGs zu schmücken, die dann vor Ort einfach nichts wert sind? RIO muss ein Anlass sein, den Regierungen klar zu machen, dass die Menschen den riesigen Abstand zwischen unterschriebenen Papieren und Wirklichkeit nicht hinnehmen und sich nicht mit Ergebnissen zufrieden geben, die mehr „Schein als Sein“ sind.

Hier sind auch kirchliche Akteure gefragt als Kirche und in Netzwerken ihre nationalen Regierungen auf die Einhaltung und Erfüllung von bestehenden Verträgen und Verpflichtungen zu drängen, z. B. zu Menschenrechten, zu Klimaschutz. Um dies zu tun, ist allerdings glaubwürdiges Handeln in den Kirchen notwendig. So müssen Kirchen in Deutschland z. B. selbst konsequent Klimaschutz umsetzen, Energie einsparen. Kirchen in Indonesien müssen auf kircheneigenen Ölpalmplantagen faire Löhne bezahlen und diese ökologisch bewirtschaften. Auch dürfen Kirchen keine Spenden von Unternehmen annehmen, die Menschenrechtsverletzungen begehen.

RIO muss Anlass sein, Druck zu machen, dass endlich bestehende Verträge und Verpflichtungen zu Umweltschutz, zu Menschenrechten von Regierungen auch eingehalten und umgesetzt werden. Sonst wird RIO ein großer Selbstbetrug (für die ernsthaft Engagierten) und eine gute Showgelegenheit für die, denen Menschen und Umwelt einfach nur egal sind.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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