Man kann sagen, dass es schon eine Weile her ist, seit ich das letzte Mal einen Blog geschrieben habe und dies will ich auch gar nicht abstreiten. Da steh ich zu. Ich könnte mir jetzt auch eine Ausrede einfallen lassen, zum Beispiel, dass ich zu viel zu tun habe und einfach keine Zeit mehr zum Blog schreiben. Doch eigentlich finde ich so etwas doof. Und eigentlich will ich mich ja auch gar nicht entschuldigen. Es ist eben einfach so.
Das Blöde ist nur, dass es nun immer schwieriger wird das Geschehene zusammen zufassen. Ich versuche einfach ein paar der schönsten Erlebnisse und Ereignisse herauszufiltern und etwas dazu zu schreiben.
Wer sich noch für Weihnachten und Silvester interessiert. Ich habe gerade beschlossen, den Artikel, den ich vor einiger Zeit für meinen heimischen Gemeindebrief geschrieben habe nochmal hochzuladen.
Eines der Coolsten Erlebnisse in letzter Zeit: Wir haben gekocht. Ja ich weiß, das klingt jetzt eher ziemlich gewöhnlich und es ist auch nicht so, dass es etwas Ungewöhnliches für mich ist. Nur wir haben für ungefähr 40 Personen gekocht und dass nicht in einer großen Küche, sondern in einem einzigen winzigen Zimmer einer Slum-Wohnung. Ein Student hatte alle seine Freunde eingeladen und da musste ordentlich vorbereitet werden. Wir trafen uns bereits am Tag zuvor um Gemüse zu schnippeln und am nächsten Tag ging es dann los. Angefangen haben wir circa um 16 Uhr. In der wirklich nicht sehr großen Wohnung wimmelte es von Menschen. Jeder hatte seine eigene kleine Aufgabe. Und ich mittendrin… :)
Mein Job war es am Topf zu stehen und aufzupassen, dass nichts anbrennt. Eines kann ich schon mal sagen: Es war super heiß! Den Ventilator konnten wir aufgrund des Gases nicht anmachen und die natürlichen Temperaturen, sowie die Menschen haben jetzt auch nicht zu Senken der Temperaturen beigetragen… Aber wer dabei gewesen wäre hätte auch festgestellt, dass dies keine Rolle spielt, denn es war einfach schön. Und nachdem dann die Gäste nach und nach eintrudelten und alle gemeinsam auf der Dachterrasse des Slumhauses (hört sich gut an, oder?) gegessen hatten, dann wurde getanzt. Interessant ist, dass man hier zum Feiern wirklich keinen Tropfen Alkohol benötigt und alle trotzdem ausgelassen sind.
Und nun der passende Kontrast zu feiern im Slum: Bangalore und die Superreichen. Die Sophie war vor unserer gemeinsamen großen Indienreise schon mal in Indien gewesen und zwar im Rahmen eines Schüleraustausches. Und nun haben wir ein indisches Mädchen davon besucht. Seit einem halben Jahr kenne ich das alltägliche Leben in Indien. Ich kenne die armen Kinder, die täglich zu mir in den Kindergarten kommen und ich kenne die Mittelschicht, die Professoren und teilweise auch die Studenten. Was ich bis dahin nicht kannte war die alleroberste Oderschicht. Ich will nicht sagen, dass ich es nicht schön fand. Die Familie war wirklich sehr nett, doch die Kontraste waren einfach zu heftig. Leben im abgetrennten Security-Bereich, neuer 3er BMW mit hauseigenem Driver und Essen im Golfclub (ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben nochmal im Golfclub essen werde). Es war krass, aber ich habe gesehen: Auch das ist anscheinend Indien.
Und kurze Zeit später (circa 3 Wochen) waren wir schon wieder in Bangalore. Doch diesmal war unser Anliegen ein Anderes. Ein Student hatte uns eingeladen zu sich nach Hause. Seine Familie hatte ein neues Haus gebaut und das Einweihen eines Hauses wird hier in Indien auch immer sehr zelebriert. Es waren viele Gäste eingeladen und selbst der Bischof hat eine Ansprache gehalten. Im Folgenden hat es dann für alle Menschen Essen gegeben. Solche großen „Functions“, wie man sie hier nennt, laufen eigentlich immer gleich ab. Es werden kurz zwei-drei Worte gesagt und dann wird gegessen. Viele Menschen kommen auch nur aufgrund des Essens. Und es ist auch keinesfalls so, dass solche Feierlichkeiten nur im engsten Kreis der Familie und Freunde stattfindet. Nein, hier in Indien kommen Alle, manchmal kennen die Gastgeber die Gäste gar nicht alle. Doch das ist nicht schlimm, denn es ist für alle genug da. Und bei dieser Hauseinweihungsfeier konnte ich auch beobachten, wie dann ganz zum Schluss das Essen an die ganz Armen verteilt wurde.
Doch das war nicht die einzige „Function“ auf der ich in der letzten Zeit war. Denn auch, wenn man Ohrlöcher gestochen bekommt gibt es eine Feier. Meiner Meinung nach geht es bei den gesamten Feierlichkeiten eigentlich nur darum sich mal schön anzuziehen und gut zu Essen, denn das Kind, welches die Ohrlöcher gestochen bekommen hat, hatte offensichtlich nicht so sehr Freude an der Feier.
Neulich war Sporttag. Der gesamte Campus war in 4 Gruppen aufgeteilt. Schon im Vorfeld sind die einzelnen Teams in verschiedenen Mannschaftssportarten gegeneinander angetreten. Und dann gab es den abschließenden Sporttag, an dem dann die Leichtathletik Wettkämpfe stattfanden. Es hat richtig Spaß gemacht sich mal wieder sportlich zu betätigen und es war auch schön zu sehen, mit wie wenig Mitteln man versuchen kann sport zu machen. Ich gehörte wirklich zu einer absoluten Minderheit und ich hatte nur Turnschuhe an. Aber das braucht man hier nicht. Denn man kann auch ganz gut ohne Schuhe rennen. Ich habe festgestellt, dass die Inder etwas weniger sportlich sind als der deutsche Durchschnittsbürger, aber es hat auch ohne 100-prozentige Spotlichkeit und trotz der hitze richtig Spaß gemacht. Gewonnen hat übrigens das grüne Team zu dem ich gehört habe :) .
Auch noch eine schöne Geschichte, die ich von unserem Campus erzählen kann ist, dass es hier jeden Monat einmal ein Essen gibt, bei dem die Studenten auf kleinen Feuerstellen Reis mit Dahl kochen. Fertig mit Kochen machen sich einige der Studenten mit ihren Trommeln auf den Weg um die restlichen Menschen auf dem Campus einzuladen. Es geht ein kleiner Zug über den Campus, der nach und nach immer größer wird, weil sich immer mehr Menschen anschließen. Anschließend werden alle Töpfe in einen Großen zusammengeschüttet. Das Ganze ist ein Essen mit der Symbolik, dass alle aus einem Topf essen und es keine Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Und jeder bekommt etwas, ganz egal ob Student, Professor, Arbeiter oder Freiwillige…
Verreisen tun wir auch noch regelmäßig. Es gibt einfach nichts Schöneres, als Reisen mit dem Zug durch Indien. Ich finde es jedes Mal aufs Neue super aufregend und freue mich immer in den Zug steigen zu dürfen. Das Schöne am Zugfahren in Indien ist, dass man abends in einen Zug einsteigt, es sich dort auf seiner Liege gemütlich macht und bis zum nächsten Morgen (mehr oder weniger) schläft, dann aufwacht und an dem Platz ist, an dem man aussteigen möchte. Und das Allerbeste: eine Zugfahrt kostet im Durchschnitt nicht mehr, als 3 Euro.
So macht das Reisen Spaß und ich blicke schon mit Vorfreude auf unsere „große“ Reise im Mai. Dann wollen wir nämlich bis ins Himalaya und auch sonst noch ein bisschen Indien erkunden. In dieser Zeit wird die indische Bahn (Indian Railways ist übrigens weltweit der größte Arbeitgeber) unser zu Hause. Aber ich freue mich auf die kleinen Abenteuer und großen Erlebnisse, dich mich in diesen 4 Wochen erwarten werden.
Bei den Kindern im Kindergarten ist auch alles in Ordnung. Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass die Kinder mich schon seit Jahren kennen und dass ist schön. Es ist schön zu erleben, wie viel Vertrauen jedes Einzelne Kind in mich hat. Und ich finde es jetzt schon richtig traurig daran denken zu müssen, dass die großen Kinder den Kindergarten nächsten Monat schon verlassen. Wie soll das erst im August werden???
Die Zeit verfliegt. Die Hälfte ist rum. Ja mittlerweile schon mehr als die Hälfte. Unser Rückflug ist gebucht. Aber mir bleiben ja zum Glück noch 5 volle Monate. Natürlich habe ich schon grobe Pläne, wie ich diese Zeit füllen werde. Es ist der Wahnsinn, wie schnell auf einmal alles geht.
Aber noch bin ich zum Glück noch hier. Ich werde versuchen die Zeit bis August bestmöglich auszunutzen. Denn alles andere würde keinen Sinn machen. Und ich freue mich auf das, was noch kommt.
Liebe Grüße von eurer Sarah