Als Erdöl im Tschad gefunden wurde, waren die Erwartungen hoch. Den Gemeinden in den betroffenen Gebieten wurden bessere Lebensverhältnisse versprochen. Das ganze Land sollte von den Erdöleinnahmen profitieren. Die Regierung des Tschads legte gemeinsam mit der Weltbank die Erdölgewinnung als Modell-Projekt an, um zu beweisen, dass gute Regierungsführung im Rohstoffsektor möglich ist. Bei keinem anderen Weltbankprojekt wurden so vielfältige und tiefgreifende Instrumente geschaffen, um Entwicklungsziele der Armutsreduzierung zu erreichen. Die Weltbank setzte dafür sogar bei der Tschadischen Regierung die Schaffung zweier Gesetze durch, die Anteile der Erdöleinnahmen für die infrastrukturelle Entwicklung der Förderregion vorsieht sowie für die zukünftige Generation.
Die Bilanz nach zehn Jahren Erdölförderung ist jedoch ernüchternd: ausbleibende und ungerecht verteilte Entschädigungszahlungen schüren bis heute lokale Konflikte, die Regierung bleibt hinter ihren Vorsätzen einer Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Bevölkerung zurück und nutzt die Erträge aus dem Erdölgeschäft zum Ausbau des Verteidigungshaushaltes. Präsident Idris Déby gilt in den jüngsten Entwicklungen des regionalen Sahel-Konfliktherdes dank seiner militärischen Stärke als neuer Stabilisator, während die Armut im eigenen Land zunimmt und die innere Sicherheitslage angespannt ist.
Am 10. Oktober 2013 werden Fachexperten aus Politik, Wissenschaft sowie VertreterInnen der tschadischen und deutschen Zivilgesellschaft die Auswirkungen der zehnjährigen Erdölförderung im Tschad beleuchten und der Frage nachgehen, wie es zu den negativen Konsequenzen des Modellprojektes der Weltbank kam und warum Ressourcenreichtum nicht in einen Entwicklungsprozess übersetzt werden konnte. Welches Fazit ergibt sich und mündet in welche konkreten Forderungen zur Veränderung? Was sind die Kernschrauben, die gedreht werden müssen, um zu einer Menschen- und Umweltgerechten Rohstoffgewinnung führen? Was bedeutet dies für den Umgang mit den Rohstoffen bei uns?