Die Vielfalt dieses Treffens bildet sich nicht nur in den Themen, sondern auch in den verschiedenen Arbeitsformen ab. Dazu habe ich eine kleine Übersicht erstellt, an der deutlich wird: Es gibt viel Programm. Von morgens 8.30 Uhr bis abends um 20.30 Uhr:
Andachten
Jeder Tag beginnt und endet mit einer gemeinsamen Andacht von ca. 30 Minuten. Jede Andacht folgt einer ausgewählten liturgischen Tradition (anglikanisch, orthodox usw.). Auch die Veranstaltung zu Beginn firmierte als Andacht, auch wenn sie mit ihrer langen Predigt eher einem Gottesdienst glich. Dem Gottesdienst-Begriff geht man bei der Vollversammlung aus dem Weg. Denn für manche Vertreterinnen und Vertreter der orthodoxen Kirchen wäre es schwer zu akzeptieren, einen Gottesdienst in ökumenischer Vielfalt zu feiern.
Bibelarbeiten
In festen Bibelarbeitsgruppen wird täglich gemeinsam ein Text ausgelegt. Das ist ein großer Gewinn, da die Teilnehmenden alle aus ganz unterschiedlichen Kontexten kommen und jede und jeder eine ganz eigene Lesart mitbringt. Wo sonst kann man dies mit Menschen aus Australien, den Fidschi, Indonesien, Myanmar, der Schweiz, den USA und dem Vatikan tun? Die meisten beschreiben diesen Programmpunkt als denjenigen, von dem sie persönlich am meisten profitieren.
Geschäftssitzungen
Die Geschäftssitzungen dienen dazu, über grundlegende Fragen für den Weltkirchenrat zu entscheiden. Dazu gehören insbesondere die Wahlen für den Zentralausschuss und die Abstimmung über wichtige Dokumente. Es ist angestrebt, dass die Abstimmungen durch das Herstellen eines Konsenses ersetzt werden. Dies führt dazu, dass die Abläufe weniger formal werden und die stimmberechtigten Delegierten aufgrund des Zeitdrucks lieber nichts sagen, wenn sie mit einzelnen Punkten unzufrieden sind. Andererseits wird so vermieden, dass es bei einer großen Meinungsverschiedenheit einen Abstimmungsgewinner bzw. einen -verlierer gibt, sondern eine für alle Seiten tragfähige Lösung gesucht wird. Das Konsensmodell könnte man auch als den ökumenischen Weg der Entscheidungsfindung bezeichnen. Daneben gibt es bei den Geschäftssitzungen bestimmte „ökumenische Rituale“. So ist es üblich, bei der Aussprache zu einem Bericht diesen erst einmal nach Kräften zu loben („Herzlichen Dank“, „wunderbar“, „besonders gelungen“, „außerordentlich“) – unabhängig von seiner Qualität.
Madang
„Madang“ heißt der Hof eines traditionellen koreanischen Hauses. Es ist der Ort, wo man zusammenkommt, feiert oder sich ausruht. Weil es ganz gut passt, wurde der Ausstellungsbereich im Kongresszentrum daher „Madang“ genannt. Hier finden sich die Stände vieler ökumenischer und kirchlicher Organisationen (z.B. der ACT Alliance), bei denen man tagsüber vorbeischauen kann.
Ökumenische Gespräche
Die 21 Ökumenischen Gespräche dienen dazu, in kleineren Gruppen für den ÖRK oder die Mitgliedskirchen relevante Themen zu diskutieren. Das reicht vom Thema „Ökumenische und theologische Aus- und Weiterbildung“ über Armutsbekämpfung und die Inklusion von marginalisierten Randgruppen bis hin zur Rolle von Diakonie und Entwicklung in einer sich rasend schnell verändernden Welt.
Plenum
Zu einem bestimmten Themenblock werden in 90 Minuten Vorträge von hochkarätigen Fachleuten gehalten und dazu ein Podiumsgespräch geführt. Täglich findet ein 90-minütiges Plenum zu einem zentralen Themenblock statt, bei dem Vorträge gehalten werden. Sechs Mal in zwei Wochen gibt es dieses Format. Themen sind das Leitthema, Asien, Mission, Einheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Workshops
In der nun beginnenden Woche werden Workshops angeboten (zwei davon mit Beteiligung von Brot für die Welt – Berichte folgen), die von Kirchen oder kirchlichen Organisationen angeboten werden. Vom einen oder anderen Workshop wird es einen Blogeintrag geben.
Die wahrscheinlich wichtigste Arbeitsform ist jedoch die Pause. Hier lernt man sich kennen, spinnt man beim Kaffee die Diskussionen weiter, macht Fotos von interessant gekleideten Teilnehmenden, bespricht kirchenpolitische Angelegenheiten. Dieses Element kann nicht unterschätzt werden – sowohl für das Setzen von Themen und die Vorbereitung von Entscheidungen ebenso wie für die positive Grundstimmung, die beim Zusammenkommen so vieler Unterschiede und potentieller Reibungsflächen wichtig ist. Und schließlich sind die Begegnungen gemeinsam mit den Gebeten der Ort, wo man den Reichtum der Ökumene am besten zu schätzen lernt.