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Erfüllt von den Erlebnissen - die letzen Tage der Vollversammlung

Von Gastautoren am

Die letzten Tage der Vollversammlung, so voll und so überwältigend, dass ich es nicht geschafft habe meinen Blog zu aktualisieren. Deshalb hole ich das nun im Nachhinein nach. Durch den Wochenendtrip etwas geschwächt ging es am Montag volles Programm los. Ein „normaler“ Tag auf der Vollversammlung lief für mich, die am GETI-Projekt teilnahm wie folgt ab: Vormittags fanden Morgengebet, Biblestudies und das Plenum statt. Alle drei Veranstaltungen orientierten sich am Tagesthema. Thema war u.a. Einheit, Mission, Gerechtigkeit und Frieden. Am Nachmittag hatten wir von GETI jeweils eine Vorlesung zu verschiedenen Themen, eine ökumenische Konversation, zu einem Thema zu dem man sich im voraus anmelden konnte  und abends ein Seminar in unserer Gruppe. Das Programm plus die vielen tollen Begegnungen füllten die Tage reichlich und ließen mich abends völlig erschöpft ins Bett fallen.

Da ich nicht schaffen werde, alles zu erwähnen, werde ich nur von meinen persönlichen Higlights berichten:

Tagesthema "Mission":

Am Tag der Mission hat mich vor allem Dr. Andre Karamaga aus Kenya  zum nachdenken gebracht, als er darüber geredet hat, wie verletzt er war, als er in den Westen gereist war, gehört hat wie „wir“ in unserer postkolonialen Aufarbeitung zum Teil von Mission als Fehler sprechen. Er sagte dazu „Wenn das Missionieren in Afrika ein Fehler war, dann sind wir das Ergebnis dieses Fehlers.“  Dabei sieht er zwar auch  Fehler beim Vorgehen der Missionare. Dennoch ist er der Meinung, dass diese es nicht besser wissen konnten. „Und als die Kolonialherren uns sagten, dass wir nichts wert sind, bauten die Missionare, die mit ihrem Glauben motiviert in ein fremder Land gingen, Schulen und Krankenhäuser für uns, lehrten uns schreiben und erzählten uns, dass auch wir geliebt sind von Gott. Und er sagte, dass es ihn verbittere, wie im Westen an diese Missionare gedacht wird. Zwar sehe ich die Arbeit von Missionaren immer noch kritisch, bin aber auch gleichzeitig sehr dankbar für diese ganz andere Sichtweise.

Das Tagesthema "Frieden":

Dieser Tag war für mich der Eindrücklichste. Nicht nur wegen der Rede der Friedensnobelpreisträgerin Leymah Ghowee, die eindrücklich von ihrer Arbeit, aber auch von ihrer Jugend erzählt hat: „ Als ich aufwuchs, hatten wir in Afrika eine starke Kirche mit einer staken Bewegung für soziale Gerechtigkeit. Wir in Liberia beteten für Nelson Mandela, gegen das Apartheid-Regime. Wir setzten uns für ein besseres Leben ein. Wenn ich auf die Kirche in Afrika heute schaue, dann bricht es mir das Herz. Die Kirche ist korrupt, von der Regierung eingenommen oder schwach.“

Vielmehr war die Sehnsucht der 4000 Menschen, die im Raum saßen, nach Frieden so spürbar und präsent. Als ein Koreaner, ich habe leider seinen Namen nicht mitbekommen, erzählt hat, dass 6 der 9 Staaten mit nuklearen Waffen in Asien ist, dass die meisten Atomwaffentest in Asien ohne Rücksicht auf die Einwohner vorgenommen werden, dass Asien der einzige Ort der Welt ist der die Schrecklichkeit dieser Bomben in Hiroshima und Nagasaki schon erfahren musste,... Allgemein ist es die hochgerüstete Region der Welt. Um zu verdeutliche, wie klein das einsetzen des Friedens sein kann, bat er darum das Licht in diesem riesigen Auditorium  auszuschalten, zündete eine kleine Kerze an und stimmte das Lied „This little light of mine“ an, in das alle mit einstimmten.... Ein magischer und hoffnugsvoller Moment.

Am Eindrücklichsten war für mich aber die Rede zweier junger Menschen. Eine junge Iranerin bittet das Plenum die Sanktionen für den Iran endlich zu beenden, denn die Sanktionen treffen nicht die Politiker und nicht das Atomprogramm, sondern die normalen Menschen auf den Straßen. Bei der Beschreibung der Zustände im Iran und angesichts des Mutes, dass diese junge Frau aufgebracht hat, bricht der 50-jährige Moderator in Tränen aus. Danach spricht ein junger, sehr schwerhöriger Mann aus Costa Rica. Er spricht in Englisch so deutlich er nur kann mit Unterstützung von Gestik und Mimik. Gerade diese Gesten machen das Gesagte so wahnsinnig stark. Er erzählt von seinem Land, das keine Waffen besitzt und bittet uns, hinter seine Behinderung zu schauen... und er endet mit dem Satz: Es zählt nicht, dass ich euch nicht hören kann, es zählt auch nicht, dass ihr mich hören könnt, das einzige was zählt ist, dass Gott in unserem Herzen ist und uns auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden führt.

Auch die Biblestudy an diesem Tag, die sich um Joh 14, 27-31 drehte, fügte sich in den Tag ein. „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Anhand der Geschichten der Menschen, die in unsicheren Situationen und in Krieg leben oder leben mussten, wurde mir bewusst, wie stark diese Stelle, die mir im friedlichen Deutschland schon viel bedeutet, eigentlich ist. Friede ist vor allem dann spürbar, wenn es ihn nicht gibt. Mir wurde auch bewusst, dass die Abwesenheit von Krieg und dadurch auch von unseren Medien, nicht  die Anwesenheit von Frieden bedeutet.

GETI trifft KETI

Neben unserem GETI- Projekt, Global Ecumenical Theological Institute, gab es auch ein KETI-Projekt, Korean Ecumenical Theoloical Institute. Das wurde ins Leben gerufen, weil viele der koreanischen Studierenden Probleme mit Englisch haben. Am Donnerstag Abend haben wir uns dann alle getroffen. Es war spannend zu erfahren, wie sehr die Koreaner/innen es genossen haben auch mal andere Studierende aus anderen Konfessionen kennenzulernen. So wie es mir berichtet wurde, haben die koreanischen Studierenden nur im Ausnahmefall Kontakt zu Studierenden an anderen Unis.  Vielleicht wird es bald ökumenischer in Koreas Kirchen, jetzt wo sich der Nachwuchs kennt. Nach einen gemeinsamen Abendessen in Kleingruppen trafen wir uns alle in der Versammlungshalle der presbyterianischen Universität in Busan. Dort gab es verschiedene Reden und tolle Lobpreislieder. Dabei wurde ausgedrückt, dass der Weg zur Wiedervereinigung Koreas und eine Abrüstung in Ostasien nur ein friedlicher sein kann. Hand in Hand sangen wir 400 Studenten und Fakultätsmitglieder „We shall over come“.

Abschlussgottesdienst

Der Abschlussgottesdienst war schneller da als erwartet. Es war ein komisches Gefühl, dass alles eigentlich schon wieder vorbei ist. So schnell... Ich wollte doch noch mit so vielen Menschen treffen, so viele Dinge diskutieren... Mit diesem Gefühl saß ich da, als Pater Michael Lapsley, SSM (Society of the Sacred Mission), Leiter des „Institut zur Heilung von Erinnerungen“, Kapstadt, das Wort ergriff. Ich war nicht bereit für eine Predigt. Als ich auf das Skript blickte, dachte ich: „Oh nein, das wird jetzt aber was langes“. Doch was daraus wurde, war eine Predigt, die mich nicht nur berührt hat, sondern auch endlich noch die Themen ansprach, die heikel sind, aber die meiner Meinung nach angesprochen werden mussten. Der Pater, der in den 70er von Neuseeland nach Südafrika auswanderte, wo er, wie er selbst in der Predigt erzählte, aufhörte Mensch zu sein und ein Weißer wurde, erzählt von seinem Engagement gegen die Apartheid, die ihm am Ende seine beiden Hände und ein Auge kostete. Er sagt, dass die Menschen, die eine so sichtbare Behinderung haben, für die ganze menschliche Familie stehen und ihre Unvollkommenheit zeigen. Er entschuldigte sich bei den homosexuellen Menschen, für das Leid und die Diskriminierung, die sie durch die Kirche erfahren mussten und sprach seine Hoffnung aus, dass andere Kleriker es ihm gleich tun würden, hoffentlich, irgendwann. Wir sollen unsere menschliche Wunden heilen und die der Erde. Das sind nur winzige Stücke der Predigt, die mir hängen blieben. Ich möchte euch wirklich einladen, die Predigt nach zu lesen:

www.oikoumene.org/de/resources/documents/assembly/2013-busan/sermons-and-homilies/sermon-by-fr-michael-lapsley-in-the-sending-prayer

Nun bin ich wieder in Deutschland, ich bin erfüllt von diesen Erlebnissen, und motiviert weiter daran zu arbeiten:

Für die Einheit der Kirchen in ihrer Pluralität,

Für einen Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden

mit dem Gott des Lebens

und ich möchte euch alle dazu einladen.

Beenden möchte ich meinen Blog mit den Worten, mit denen auch der Pater seine Worte beendet hat:

Gott segne euch mit ruhelosem Unbehagen über leichte Antworten, Halbwahrheiten und

oberflächliche Beziehungen, sodass ihr mutig die Wahrheit suchen und tief in eurem Herzen

lieben möget.

Gott segne euch mit heiligem Zorn über Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung von

Menschen, sodass ihr unermüdlich für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden für alle Menschen

arbeiten möget.

Gott segne euch mit dem Geschenk der Tränen, welche mit all denen vergossen wurden, die

unter Schmerz, Zurückweisung, Hunger leiden oder unter dem Verlust von allem, was sie lieben,

sodass ihr eure Hand ausstrecken könnt, um sie zu trösten und ihr Leid in Freude zu

verwandeln.

Gott segne euch mit genug Verrücktheit zu glauben, dass ihr in dieser Welt einen Unterschied

machen KÖNNT, sodass ihr, mit Gottes Gnade, das tun könnt, von dem andere behaupten, es

sei unmöglich.

Gott des Lebens: Weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.

AMEN

 

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