Brot für die Welt appelliert an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments, der Beschlussvorlage des EU-Agrarausschusses zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik nicht zuzustimmen. „In der jetzigen Vorlage fehlen entwicklungspolitische Aspekte vollständig“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Präsidentin von Brot für die Welt verweist darauf, dass der Agrarausschuss mit seinem Festhalten am Instrument der Exportsubventionen den Bauern in Entwicklungsländern schade. Es gelte jetzt zu entscheiden, ob Europa weiterhin massiv Agrarindustrie und Monokulturen fördern oder eine nachhaltig-bäuerliche und global verantwortliche Landwirtschaft unterstützen wolle.
Die EU-Parlamentarier stellen die Weichen nicht nur für die künftige innereuropäische EU-Agrarpolitik. Ihre Entscheidungen haben direkte Auswirkungen auf Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung weltweit. „Die Europäische Agrarpolitik darf den entwicklungspolitischen Anliegen der EU nicht zuwiderlaufen. Der EU-Vertrag verlangt ausdrücklich eine Berücksichtigung der entwicklungspolitischen Ziele bei allen europäischen Politikfeldern“, so Füllkrug-Weitzel. „Hinter diese Position darf das Europaparlament nicht zurückfallen“, sagt die Präsidentin des evangelischen Entwicklungswerks.
Brot für die Welt macht sich auch für ein Wirkungsmonitoring der EU-Agrarexporte und -importe stark. „Zu einer verantwortlichen Politik gehört es, die Auswirkungen der Agrarexporte zu beobachten und Produzenten aus den Entwicklungsländern anzuhören“, sagt Stig Tanzmann, Agrarexperte von Brot für die Welt. Heute richteten auch nicht subventionierte Agrarexporte großen Schaden an, wie das Beispiel der Ausfuhr extrem günstiger Geflügelfleischreste zeige.
Bei einem Aktionstag vor dem EU-Parlament in Straßburg werden Brot für die Welt und weitere Organisationen heute ihrer Forderung nach einer nachhaltigen Agrarpolitik Ausdruck verleihen. Hierzu gehört auch die Ausgestaltung der Fruchtfolgeregelung. „Leguminosen müssen verbindlichen Eingang in die Fruchtfolge bekommen. Dann können die Sojaimporte aus Südamerika endlich reduziert werden und das Land kann wieder direkt der Ernährung der Bevölkerung dienen “, so Tanzmann.
Allein bei Geflügelfleisch beliefen sich die EU-Exporte nach Afrika 2012 auf weit über 400 000 Tonnen. Das sind über ein Drittel der gesamten Geflügelfleisch-Exporte der EU. Insbesondere in Nigeria steht die Geflügelproduktion wegen des aus Benin eingeschmuggelten Geflügelfleisches aus der EU kurz vor dem Kollaps.