Finanzmärkte brauchen Spielregeln und klare Grenzen, die sicherstellen, dass der Finanzsektor einer menschlichen Entwicklung dient. Dies ist in erster Linie eine Frage der Politik. Aber auch als Kunden von Banken und Finanzdienstleistern tragen wir Verantwortung und nehmen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Sobald wir unser Vermögen bei einer Bank anlegen, wird es im Allgemeinen Unternehmen, Staaten und Organisationen zur Verfügung gestellt um ihren Investitionsbedarf damit zu decken.
Klassische Anlageformen berücksichtigen dabei lediglich die folgenden drei Kriterien:
- Wie sicher ist die Anlage (Risiko)?
- Wie groß ist der zu erwartende Gewinn (Rendite)?
- Wie lange ist mein Geld gebunden (Liquidität)?
Wenn wir aber bei Geldanlagen darüber hinaus soziale, menschenrechtliche und ökologische Kriterien anmahnen und selbst beachten, setzen wir Anreize für faires und nachhaltiges Wirtschaften. Wir bestimmen selbst, ob mit unserem Geld Waffen und Atomkraftwerke oder Medikamente für HIV-Infizierte und Bewässerungsanlagen für Kleinbauernfamilien finanziert werden.
Um Anlegern auf der Suche nach einem „fairen“ Investmentfonds eine Orientierung zu geben, hat „Brot für die Welt“ gemeinsam mit dem SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene einen Kriterienkatalog entwickelt, der Ausschluss- und Positivkriterien für Staaten, Unternehmen und Entwicklungsbanken enthält. Dieser Kriterienkatalog basiert auf den Werten der ökumenischen Bewegung „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Das Besondere daran ist die durchgehende entwicklungspolitische Ausrichtung der Kriterien. Ziel ist, private und institutionelle Anleger (wie z.B. Kirchen) zu ermutigen, ihr Vermögen zukunftsfähig, verantwortungsvoll und entwicklungsfördernd anzulegen.
Investmentfonds sollten bei Unternehmen beispielsweise folgende Kriterien berücksichtigen:
- die Einhaltung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte,
- die Schaffung sicherer Arbeitsplätze in Entwicklungsländern,
- sozial sinnvolle Produkte,
- das Umweltmanagement,
- die Investitionen von Gewinnen in Entwicklungsländern,
- den Umgang mit Zulieferern aus Entwicklungsländern.
Bei Staaten sollten zum Beispiel folgende Kriterien angelegt werden:
- die Einhaltung der Menschenrechte,
- die Einkommensverteilung,
- der Grad der Korruption,
- die Höhe der Rüstungsausgaben,
- die Umweltpolitik,
- die Höhe der staatlichen Entwicklungshilfe oder die Beteiligung am Entschuldungsabkommen.
Ein nachhaltiger Investmentfonds sollte sich außerdem Beschränkungen auf dem Kapitalmarkt auferlegen und sich z.B. nicht an Devisenspekulation beteiligen. Wertpapiere, die ihren Ursprung in Steueroasen haben, müssen tabu sein. Und Finanzderivate sollten nur zur Absicherung genutzt werden. Außerdem sollten langfristige Investitionen im Vordergrund stehen.
Mittlerweile bieten die KD-Bank für Kirche und Diakonie und die GLS Bank einen von Union Investment verantworteten Fonds an, dessen Anlageuniversum an den Kriterien von „Brot für die Welt“ ausgerichtet ist. Ein unabhängiges Institut trifft auf der Grundlage dieser Kriterien eine Vorauswahl des Anlageuniversums. Außerdem werden die Kriterien kontinuierlich weiterentwickelt und überwacht. Dafür sorgt ein Ausschuss von Entwicklungsfachleuten aus Nord und Süd, der von „Brot für die Welt“ eingesetzt wurde.