Auch der zweite Tag der Weltklimaverhandlungen in Polen ist stark beeinflusst von der klimabedingten Katastrophe in den Philippinen. Nachdem der philippinische Verhandlungsführer, Yeb Sano, gestern einen Hungerstreik angekündigt hat bis die Staatengemeinschaft deutlich mehr Ambitionen zeigt in den Bereichen, Klimaschutz, Anpassung, Klimafinanzierung und der Vereinbarung eines Mechanismus, der den ärmsten Menschen helfen soll, klimabdingte Schäden und Verluste zu bewältigen, geht eine Welle der Solidarität durch die Verhandlungsflure.
Heute haben 15 Vertreter von CAN, allen voran der Direktor Wael Hmaidan, bekannt gegeben, Yeb Sano und die Aufforderung der Philippinen zu unterstützen, indem sie fasten. Wie gefastet wird, ist dabei jedem selbst überlassen. Während Yeb Sano ab heute gar nichts mehr isst, medizinisch betreut und nur Flüssigkeit zu sich nehmen wird, haben die Vertreter der NGOs angefangen, nur während der Verhandlungszeiten nichts zu essen. Auch Partner von Brot für die Welt haben sich der Solidarity Fasting Initiative angeschlossen. Der Leiter von IPACC, Nigel Crawhall, wird ab morgen für 24 Stunden fasten.
Ob mit oder ohne Fasten oder Hungerstreik, die Verhandlungen und die Forderungen der Entwicklungsländer nach einem Mechanimus, der klimabedingte Schäden adressiert wird lauter und fordernder, aber auch konstruktiver. Es wäre ein absoluter Verhandlungswahnsinn, wenn ein solcher Mechanismus hier nicht vereinbart werden würde bis nächste Woche Freitag. Immerhin werden die Verhandlungen zu loss and damage (so werden die Verhandlungen zu einem internationalen Mechanismus, der klimabedingte Schäden und Verluste addressiert) nun wesentlich sensibler geführt. In der gerade laufenden Kontaktgruppe zu loss and damage wird der Ton der Industrieländer sehr weich. Die USA gibt an, die Philippinen mit 20 Millionen USD für Katastrophenhilfe zu unterstützen und gleitet diplomatisch elegant an einer Positionierung zur Vereinbarung des Mechanismus vorbei. Sie sehen loss and damage eher als eine Form von Anpassung und man sollte lieber finanzielle Anreize setzen, damit die Risikoländer sich bestenfalls an den Klimawandel anpassen. Als Beispiel geben die USA an, man könne durch Mangrovenanpflanzungen die Klimaflüchtlinge aufhalten. Die USA hat oder will nicht verstehen, dass loss and damage dann eintritt, wenn Emissionsreduktion und Anpassung zu spät kommen. Die Mangroven halten im Südpazifik auch nicht mehr den steigenden Meeresspiegel auf und für die Insulaner kommen alle Mangroven zu spät - sie müssen ihre absinkenden Inseln verlassen.
Es bleibt zu wünschen, dass Yeb Sano seinen Hungerstreik bald beenden und gestärkt seine Delegation durch die Verhandlungen führen kann.