Fortbildungskurse für Vorschulerzieherinnen und Einrichtung von Modellklassen in Ghana
Die Kinder im Alter von fünf Jahren sitzen in einem großen Kreis und singen voller Inbrunst ihr morgendliches Lied. Hinter ihnen liegt in Regalen das Lern- und Spielmaterial, das ihre ErzieherInnen mit Liebe zum Detail in Handarbeit selbst hergestellt haben. Wie außergewöhnlich ihre Lernumgebung gestaltet wurde, ist den Vorschulkindern der Modellklasse, die in Anlehnung an die Montessori Pädagogik unterrichtet wird, nicht bewusst. Für die meisten anderen Kinder in Ghana ist Vorschule ein karger Raum mit Wandtafel, in der sie nachsprechen, was der Lehrer vorsagt und es dann auswendiglernen.
Seit 2008 gibt es in Ghana eine zweijährige verbindliche Kindergartenzeit, die jedoch, auf Grund fehlender Kapazitäten nur mangelhaft umgesetzt werden konnte. So arbeiteten im Akatsi Distrikt in 104 staatlichen Grundschulen mit angegliederten Vorschulen nur sieben ausgebildete Lehrkräfte. Ein Zustand den das staatliche Schulamt der Volta Region nicht länger hinnehmen wollte und sich deshalb an einen lokalen Partner wandte.
Die NGO Education for Transformation (E4T) wurde 2004 von Dr. Ben Adu Gyan gegründet. Durch die missionarische Arbeit der Mitbegründerin Claudia Bohner ist die Organisation mit der Kirchengemeinde Gomaringen verbunden. E4T engagiert sich in der frühkindlichen Erziehung und Bildung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Förderung in Anlehnung an die ganzheitliche Montessori Pädagogik. Um dem Problem der unzureichenden Ausbildung von ErzieherInnen und LehrerInnen zu begegnen, bietet die Organisation entsprechende Fortbildungen an.
In enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Schulbehörde wurde ein umfangreiches Weiterbildungskonzept erstellt und 20 Lehrkräfte für diese Qualifizierungsmaßnahme ausgewählt. Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst förderte den über das ganze Schuljahr verteilten acht wöchigen Kurs. Im Rahmen dessen wurden die Teilnehmenden in Psychologie und Montessori Philosophie, sowie in Methoden und Unterrichtsplanung geschult. Außerdem gehörte die Herstellung von anregendem Lernmaterial zum Programm. Puzzle mit geometrischen Figuren, Vokabelkarten, Bausteine oder auch Zahlentafeln wurden aus Holz gesägt, angemalt und zusammengeklebt und den Kindergärten zur Verfügung gestellt. Alle Kursabsolventen haben sich verpflichtet für mindestens 4 Jahre in einer staatlichen Vorschule zu arbeiten und ihr neues Wissen an ihre KollegInnen weiterzugeben. Auch nach Abschluss des Kurses werden die Frauen und Männer (bisher sind männliche Erzieher die absolute Ausnahme) pädagogisch begleitet, um einen nachhaltigen Erfolg des Projektes, sowie ein dauerhaftes Umdenken bezüglich der kindgerechten Erziehung sicherzustellen. Dass diese Taktik aufgeht, zeigen die Berichte des Monitorings.
Kurzfristig profitieren bereits die 800 VorschülerInnen, deren LehrerInnen und ErzieherInnen die Weiterbildung absolviert haben. Langfristig wird sich das Projekt positiv auf die Bildungsqualität im Elementarbereich der gesamten Volta Region auswirken. In einem anregenden Umfeld sammeln die Kinder positive Lernerfahrungen, entscheiden darüber, was sie wann lernen möchten und werden dadurch zu selbstständigem Denken und Handeln befähigt. Geht es auf Ebene des Kindergartens noch hauptsächlich darum, mit den Ansätzen der Montessoripädagogik Freude am Lernen zu schaffen, tragen diese Grundlagen zur Entwicklung mündiger Bürger bei, die die Basis einer funktionierenden und gelebten Demokratie bilden.
Claudia Bohner, Mitbegründerin von E4T hofft, dass in einigen Jahren ein Großteil der 100.000 Kinder im Vorschulalter mit den Materialien lernt, die ihre Lehrkräfte eigens hergestellt haben. Wie auf dem Foto zu sehen, machen die Mädchen und Jungen im Pilotkindergarten schon regen Gebrauch davon und haben viel Spaß dabei.