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Get Together trotz Mauer im Meer - Das Weltsozialforum hat es in Tunis ermöglicht

Von Gastautoren am

"[Bahara - Bahara]" d.h. "Fischer - Fischer" schrien 50 tunesische Fischer während der Eröffnungsdemonstration des Weltsozialforums (WSF)! Wer hätte gedacht, dass sie ihre Arbeit und Dörfer verlassen würden, um in Tunis gemeinsam mit 30 000 Menschen aus vielen Ländern für eine andere Welt zu protestieren? Wie oft kommen 50 Fischer (und nicht nur Fischereifunktionäre) mit StudentInnen, VerbandsvertreterInnen und Fachleuten auf einem Workshop zum Thema Fischerei in einer Universität zusammen ohne die gleiche Sprache zu sprechen?

Wenn ich höre, dass das WSF nur ein Treffen von Fachleuten und NROs sei, muss ich dem widersprechen. Es ist klar, dass für viele Menschen Barrieren bleiben, um am WSF teilnehmen zu können. Aus ökonomischen Gründen, oder auch aus politischen Gründen, wie Menschen ohne Aufenthaltsstatus, sogenannte Illegale. Obwohl es da auch Ausnahmen gab. Natürlich ist es für einige beim WSF noch schwierig, wirklich aktiv einbezogen zu werden. Deswegen müssen wir uns noch viel mehr Mühe geben, um die Stimmen der direkt Betroffenen einzubeziehen. Statt Vorträgen sollte Gruppenarbeit häufiger angeboten werden. Es ist aber dennoch gut, dass  das WSF Menschen,  wie den 50 tunesischen Fischern ermöglicht, sich auf einer internationalen Ebene auszutauschen und ihnen dadurch Kraft und Mut gibt weiter für ihre Rechte zu kämpfen.

Das WSF wird oft dafür kritisiert, dass es keine konkreten Ergebnisse bewirkt. Aber im folgenden Fall ist es doch dazu gekommen. Ich möchte gerne über eine Erfahrung berichten, die wir einen Tag vor dem Forum gemacht haben, als wir gemeinsam mit drei Fischern aus Mauritanien, Senegal und Gambia ein Fischerdorf in der Nähe von Tunis besuchten. Eines der von den tunesischen Fischern erwähnten Problemen ist, dass viele Fischer ihres eigenen Dorfes eine Regel nicht respektieren. Sie legen Netzzäune in den Lagunen an um den Fisch mit zurückgehender Strömung zu fangen. Dies ist nur während der Hochsaison, während eines Monates im Jahr erlaubt. Danach müssten die Zäune entfernt werden, da sie sonst beim Gezeitenwechsel den Austausch des Lagunensüßwassers mit dem Meer verhindern. Trotzdem lassen viele Kleinfischer diese Netze mehr als sechs Monate in der Lagune, was zu erheblicher Verschmutzung der Lagune und Gefährdung des Jungfischs führt, da das Wasser monatelang nicht aus der Lagune abfließen kann. Die Fischer aus Westafrika berichten den tunesischen Kollegen von deren Erfahrungen, wie sie vergleichbare Probleme gelöst haben. Zunächst haben ermutigen sie alle Fischer sich besser zu organisieren und suchen dann mit den Fischereibehörden nach Lösungen, wie einzelne Fischer, die die Regeln verletzen bestrafen sollen. In dem beschriebenen Fall schlagen sie vor, dass sich alle Kleinfischer zusammenschließen und gemeinsam mit den Behörden beschließen die illegalen Zaunnetze einzuholen. Sie werden den Besitzern nur dann zurückgegeben, wenn sie für die Kosten des Einsammelns der Netze bezahlen. Wenn dies nicht geschieht, werden die Netze verkauft um die Kosten und den Verdienstausfall der ehrlichen Kleinfischer zu decken. Dann könnte der für die Fische lebenswichtige Wasseraustausch wieder stattfinden und in der nächsten Saison würden alle Fischer wieder davon profitieren. Ob sich nach einer solchen Aktion sofort etwas ändert, weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass für manchen Fischer, der gegen die Interessen aller verstößt, nach einer solchen „Bestrafung“ ein Prozess des Nachdenkens beginnt.

Auch ein Prozess der Hoffnung für eine andere solidarische Welt. Eine Welt, in der wir (Netz-)Mauern nicht mehr bauen sondern abbauen!

 

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