Angesichts der prekären humanitären Situation in Syrien und der wachsenden Schwierigkeiten der Nothelfer, die bedürftigen Menschen zu erreichen und zu versorgen, richtet das Bündnis Entwicklung Hilft einen dringlichen Appell an alle Seiten.
Das Bündnis fordert:
1. Waffenruhe erreichen
Eine Waffenruhe und ein deutlich verbesserter Zugang für die Hilfsorganisationen in allen Landesteilen Syriens sind wichtige Voraussetzungen für die dringend erforderliche, umfangreiche Ausweitung der Hilfsmaßnahmen. Deutschland und die Europäische Union müssen sich deshalb dafür einsetzen, dass die politische Blockade im Syrien-Konflikt überwunden wird, um eine politische Lösung des mehr als zwei Jahre andauernden Konfliktes zu erreichen. Dafür muss massiver politischer Druck auf die syrische Regierung und die Opposition ausgeübt werden. Aber auch alle Einflussmächte, die in den Bürgerkrieg verwickelt sind – etwa durch logistische Unterstützung oder direkte Waffenlieferungen – müssen für das Erreichen einer politischen Lösung in die Pflicht genommen werden.
2. Alle Waffenlieferungen unterbinden
Die internationale Staatengemeinschaft ist aufgefordert, jegliche Waffenlieferungen in die Konfliktregion einzustellen. Keine der Konfliktparteien darf hiervon ausgenommen sein. Waffenlieferungen werden den Konflikt anheizen, doch genau dies muss unbedingt vermieden werden.
3. Die UN mit Nachdruck unterstützen
Die Hilfe für die Flüchtlinge, auch für die Binnenflüchtlinge, muss massiv ausgeweitet werden. Hierzu sind weitere Flüchtlingslager unter dem Mandat der UN und in der Durchführungsverantwortung der UN erforderlich. Die an dieser Hilfe beteiligten UN-Organisationen sollten die erforderlichen Finanzmittel umgehend von den UN-Mitgliedsstaaten erhalten.
4. Flüchtlingen umfassend helfen
In den Flüchtlingslagern in Syrien und in den Nachbarländern müssen die Menschen nicht nur Zugang zu Wasser, Essen und Hygiene erhalten, sondern auch zu sozialen Grunddiensten wie dem Unterricht für die Kinder. Die vielen dezentral, oftmals privat untergebrachten Vertriebenen brauchen ebenfalls Unterstützung, ebenso wie diejenigen, die die Flüchtlinge unter oft großen Belastungen beherbergen und unterstützen.
5. Die direkte Hilfe vor Ort anerkennen und stärken
Die Bereitschaft weiter Teile der syrischen Bevölkerung, zu helfen und sich zum Beispiel für ihre Nachbarn einzusetzen oder bei Hilfsmaßnahmen mitzuarbeiten, ist groß und ermutigend. Diese nachbarschaftliche Hilfe findet unsere größte Anerkennung und verdient hohe Aufmerksamkeit – auch hier in Deutschland. Die Hilfe der syrischen Bevölkerung untereinander kann allerdings dem Ausmaß der humanitären Bedürfnislage längst nicht mehr gerecht werden. Hilfe von außen durch die Vereinten Nationen und die Hilfsorganisationen sind für die Menschen inzwischen überlebenswichtig geworden.
6. Syrische Flüchtlinge aufnehmen
Die Bundesregierung ist aufgefordert, gemeinsam mit den Bundesländern dafür zu sorgen, dass mehr syrische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden können. Hierzu gehört auch eine großzügige Visaregelung für Angehörige von hier lebenden Syrern.
Syrien-Hilfe von Bündnis Entwicklung Hilft:
Die Bündnis-Mitgliedsorganisationen medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe sind in Syrien, an der türkisch-syrischen Grenze und in den Nachbarländern Jordanien, Libanon und Irak aktiv. Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter – ob international oder einheimisch – sind allerdings äußerst schwierig. Die Sicherheitslage ist äußerst angespannt, der Zugang zu den Bedürftigen sehr eingeschränkt, und auch die Vereinten Nationen können nur partiell helfen. Dies hat zur Folge, dass nur ein geringer Teil der Menschen, die dringend Hilfe benötigen, wirklich erreicht wird und die Hilfsorganisationen ihre Arbeit nicht ausweiten können. Trotz dieser schwierigen Bedingungen setzen die Mitgliedsorganisationen des Bündnisses ihre Arbeit fort. Sie unterstützen zumeist lokale Organisationen und Initiativen, die unter Lebensgefahr ihre Nothilfe-Arbeiten durchführen.