Am 8. Oktober 2013 hat die russische „Joint Mobile Group“ den diesjährigen Martin Ennals Award in Genf erhalten. Die Rechtsberatungsorganisation hat das Ziel gegen die bestehende Straflosigkeit von Sicherheitskräften für schwere Menschenrechtsverletzungen wie Verschwindenlassen, Folter und extralegale Tötungen in Tschetschenien vorzugehen. Sie wurde 2009 von verschiedenen russischen Menschenrechtsorganisationen gegründet, nachdem einige Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, wie Natalia Estimirova, der damaligen Vertreterin der Menschenrechtsorganisation Memorial in Grosny, ermordet worden waren. Zahlreiche junge Anwälte sind Mitglieder dieser Gruppe, die sich für ihren Einsatz in Tschetschenien in regelmäßigen Abständen abwechseln, um zu verhindern, dass herausgehobene Einzelpersonen ihrer Gruppe zum Ziel weiterer Übergriffe von tschetschenischen Sicherheitskräften werden. Die Gruppe setzt sich dafür ein, dass den Opfern von Menschenrechtsverletzungen Schutz geboten wird und Entschädigungen für die erlittenen Menschenrechtsverletzungen zugesprochen werden. Sie hat schon einige Verfahren vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht, um Entschädigungen für die Opfer zu erhalten. Außerdem formuliert die Gruppe Forderungen sowohl an russische Behörden als auch an internationale Institutionen, um die fortwährenden Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien zu stoppen.
Der diesjährige Preis wurde von der Hochkommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Navi Pillay, in der Universität von Genf überreicht. Pillay hob in ihrer Laudatio die besondere Rolle, die Menschenrechtsverteidiger weltweit für den Schutz von Menschenrechten spielen, und ihren großen Mut bei dieser Aufgabe hervor. Der Preis soll die Preisträger durch die Öffentlichkeit, die die Preisträger erhalten, schützen.
Aus diesem Grund werden jährlich insgesamt drei nominierte Menschenrechtsverteidigerinnen oder – verteiger bei der Preisverleihung für ihren Einsatz für die Menschenrechte geehrt. Dieses Jahr stand zusätzlich zu der Joint Mobile Group Mona Seif, einer Bloggerin aus Ägypten, die sich gegen die Militärtribunale in Ägypten seit dem Sturz von Präsident Mubarak einsetzt und der Rechtsanwalt aus Haiti, Mario Josef, für seinen Einsatz gegen Straflosigkeit und für einen besseren Schutz von wirtschaftlich, sozialen und kulturellen Rechten im Mittelpunkt der Veranstaltung. Das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung ist in der Jury des Martin Ennals Award vertreten, der Preis wird von Brot für die Welt darüber hinaus finanziell unterstützt. Am 13. November veranstaltet Brot für die Welt gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte eine Lottje Lecture zum Thema aktuelle Herausforderungen für den Schutz von Menschenrechtsverteidigern, an der auch die Joint Mobile Group und die Sonderberichterstatterin für den Schutz von Menschenrechtsverteidigern teilnehmen wird.
Der Martin Ennals Award ist nach dem ersten Generalsekretär von Amnesty International benannt und ehrt jährlich den Einsatz von Menschenrechtsverteigerinnen und – verteidiger.