Seit gut zwei Wochen bin ich nun in Kamerun und mir geht es richtig gut, soviel schon einmal vorneweg. Ich bin gut angekommen und habe mich schon so gut es geht eingelebt. Das Leben hier ist zwar anders aber keineswegs anstrengender oder chaotischer als zu Hause (und natürlich besser als Schule- versteht sich!)
Ich weiß, ich bin spät dran mit meinem ersten Blogeintrag, aber dafür wird diese Prämiere umso ausführlicher!
Zu erst einmal die ersten vier Tage auf dem Vorbereitungsseminar in Douala- der Flug war relativ unspektakulär und gibt wenig her, das man erzählen müsste, ich saß nämlich in der Mitte und habe leider nichts gesehen und mir die Zeit mit Filmen und Serien vertrieben-man kennt es.
Raus aus dem Flieger- rein in ein völlig anderes Klima, das wurde uns ziemlich schnell klar- zwar nicht unbedingt heiß (wir sind abends angekommen) aber irgendwie schwüler und drückender. Dazu kommen die unzähligen Jugendlichen und Erwachsene, die dir das Gepäck tragen wollen (alles selbst tragen, wer weiß, was passieren könnte) und hunderte von Menschen vor dem Flughafen, die nach Bekannten oder Freunden schreien. Kurz gesagt: erste Schweißausbrüche und eine gute Portion Stress. Kein Wunder, denn Douala ist die größte und mit Sicherheit auch die aktivste und chaotischste Stadt in Kamerun. Trotzdem haben wir für die 4 Seminartage eine schöne und ruhige Unterkunft, mit Vollpension, Riesenbett und Dusche, wer hätt’s gedacht! Unsere Landesmentoren Florentine und Makarius Fandio sind sehr nette und coole Leute und vor allem mit Makarius verstehen sich Niclas und ich (die beiden „Cocks“-Hähne unter den Hennen) prima. Das Programm war super und hat uns noch einmal viel beigebracht, war aber zu viel, um das hier alles zu erzählen. Der Höhepunkt des Seminars war sicherlich der Marktbesuch in Douala. Ich war vom Einkaufen noch nie so fertig wie an diesem Nachmittag. Alle 2 Sekunden wird man von rechts, links, hinten, vorne oder unten angesprochen: „kauft das“, „probiert das“, „gebt uns geld“ und so weiter… Natürlich alles auf diesem beinahe unverständlichen Straßenfranzösisch (zum Glück muss ich das nicht das ganze Jahr sprechen!). Auch das Verhandeln um normale Preise und nicht extradicke „Whiteman“-preise gestaltete sich als ziemlich schwierig. Am Ende hat es dann aber doch geklappt und das selbst gemachte Abschlussessen mit den Sachen war einmalig-muss man schon sagen!
Am nächsten Morgen trennten sich dann die Wege von uns Freiwilligen und ich und mein Mentor machten uns auf den Weg nach Buéa. Obwohl man von Douala nach Buéa nur eine bis zwei Stunden fährt, unterscheiden sich die beiden Städte wie Tag und Nacht. Die Stadt, in der ich das nächste Jahr leben werde liegt im Schatten des riesigen Mt. Cameroons (4099m), was bedeutet, dass es angenehm kühl ist und man besser im Pulli rumläuft. Leider regnet es auch seeeehr viel, vor allem jetzt wegen der Regenzeit (Steigungsregen, sagt den Geographen unter euch vielleicht etwas;) ). Es kann anscheinend gut mal eine Woche durchregnen, 2 heftige Gewitter habe ich auch schon miterlebt (und konnte nicht schlafen). Zuerst dachte ich mir, die Temperaturen seien ein Witz im Vergleich zu Deutschland im Winter, dann habe ich mir aber eine Erkältung eingefangen und lag zwei Tage flach-selber Schuld. Soviel zum Thema Klima. Auch die Leute hier sind netter, offener und nicht so anstrengend- man ist nicht immer nur der „Whiteman“ oder „Harry Potter“ und muss vor dem Taxifahren nicht erst den Preis ausmachen.
So zum Beispiel auch meine Gastfamilie, in der ich mich sehr wohlfühle. Meine neue „Mami“ Cathrine (sorry Mum, ich dachte ganz ohne Mama kommt man bestimmt nicht klar!) sorgt sich sehr rührend um mich und ist auch bei Problemen immer die erste Ansprechpartnerin. Ansonsten wohnen hier noch Terez, Miki, John und Bombo, allesamt Enkel/innen von Mami Cathrine, mit denen ich mich auch super verstehe.
Das Beste an meiner Gastfamilie ist einfach, dass ich das Leben hier hautnah erleben kann und viele verschiedene Leute kennenlerne… Und natürlich das ganze traditionelle Essen probieren kann (das meiste ist ziemlich lecker, Mami Cathrine ist eine Meisterköchin!!)
Noch kurz zu meiner Arbeit. Wie manche von euch vielleicht schon wissen, arbeite ich bei „Pro Climate International“, einer Umwelt-NGO, die sich für die Verbesserung der Gesundheit in den Familien, für die Erhaltung des Regenwalds und natürlich gegen den Klimawandel einsetzt. Jetzt gerade, während der Regenzeit, konzentrieren wir uns sehr stark auf das HOLZ-Kocher-
Projekt –doch keine Solarkocher! Solarkocher würden nämlich das halbe Jahr lang überhaupt keinen Sinn geben (in der Regenzeit schaut die Sonne eigentlich nie länger als zwei Minuten aus dem Wolkenmeer). Trotzdem sind unsere „Envirofit“-Kocher besser, als jede normale Feuerstelle: man braucht nur drei schmale Spalten Holz, ein paar Späne und ein bisschen Kautschuk zum anzünden und schon hat man das heißeste Feuer (ohne giftigen Smoke), dass man sich vorstellen kann. Wir verkaufen die Kocher nicht nur in Buea, sondern auch in den umliegenden Städtchen Tiko, Limbe, Kumba usw. In ein paar Wochen werden dann hoffentlich die ersten Touren auf den Berg stattfinden, die Officearbeit ist nämlich ziemlich monoton. Trotzdem wird mir auch im Office nie langweilig- wo sonst gibt es so „schnelles“ Internet!? Mit den Kollegen habe ich mich auch gleich super verstanden, wir sind ja mit 5 Leuten auch eine überschaubare Gruppe. Henry lädt mich immer mal wieder in seine Villa ein (ein riesiges Ding), Bundesliga live kann ich also immer noch schauen ;)
Ansonsten bleibt eigentlich nicht viel zu sagen, ich hoffe ich komme in nächster Zeit etwas öfter zum bloggen. Vielen Dank fürs Reinschauen (ihr habt bis hierher geschafft?-wow). Schaut euch, wenn ihr wollt noch meine Bilder an (ich weiß, es sind nicht besonders viele, es dauert ewig, bilder hochzuladen).
Ich freue mich sehr über jede Mail aus Deutschland, haltet mich auf dem Laufenden!
Bis bald, euer Joni aus Kamerun