Am 6. August hat die Jahrespressekonferenz des Forum Fairer Handel statt gefunden. Wie jedes Jahre stellt das Forum die bundesweiten Branchenzahlen des Fairen Handels vor und berichtet über aktuelle Trends und Entwicklungen. Im Fokus standen dabei auch die politischen Forderungen des Fairen Handels im Vorfeld der Bundestagswahlen - insbesondere die Herstellung von Transparenz in punkto Arbeits- und Menschenrechtsstandards in internationalen Lieferketten und ein ambitionierter Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte.
Ein T-Shirt ist kein Menschenleben wert. Auch ausbeuterische Kinderarbeit auf Kakaoplantagen in Westafrika und extrem hohe Pestizidbelastung auf Kaffeeplantagen in Brasilien sind für immer mehr Verbraucher/innen nicht akzeptabel. Sie setzen deswegen auf strategischen Konsum und halten beim Einkauf Ausschau nach fair gehandelten Produkten. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Verbraucher/innen dafür über 650 Millionen Euro ausgegeben. Der Faire Handel verzeichnete damit eine Steigerung von mehr als 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von diesem Wachstum profitiert eine wachsende Zahl von Kleinbäuer/innen, Handwerker/innen und Plantagenarbeiter/innen und ihre Familien in den Ländern des globalen Südens - etwa durch gerechtere Bezahlung, besseren Arbeitsschutz sowie Zugang zu Bildung und zur medizinischen Versorgung.
„Allerdings ist noch immer für sehr viele Produzent/innen und Arbeiter/innen in globalen Lieferketten die Realität eine andere. Ihre Menschenrechte werden systematisch verletzt. Mangelnder Arbeitsschutz, Hungerlöhne, Unterdrückung von Gewerkschaften sind im globalen Süden eher die Regel als die Ausnahme“, zieht Antje Edler, Geschäftsführerin des Forum Fairer Handel, eine nüchterne Bilanz und fügt hinzu: „Um solche Missstände zu verhindern, ist auch die deutsche Politik in der Pflicht!“ Edler fordert die Bundesregierung auf, einen ambitionierten Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte vorzulegen und dafür Sorge zu tragen, dass alle Unternehmen bei ihrer weltweiten Geschäftstätigkeit ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen.
„Unternehmen sollten dafür haftbar gemacht werden können, wenn sie Menschenrechte verletzen oder deren Verletzung billigend in Kauf nehmen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit“, führt Edler weiter aus. „Menschen aus dem globalen Süden, deren Menschenrechte durch deutsche Unternehmen verletzt wurden, sollten in Deutschland einen besseren Zugang zu Rechtsmitteln erhalten.“
Das Forum Fairer Handel hält auch erweiterte verbindliche Berichtspflichten für eine sinnvolle Maßnahme: „Unternehmen sollten offenlegen, inwiefern sie die Einhaltung von Arbeits-und Menschenrechten sicherstellen, bei sich, ihren Tochterunternehmen und ihren Lieferanten.“ fordert Geschäftsführerin Antje Edler. Denn transparentes Unternehmenshandeln stärke den strategischen Konsum. Das gilt sowohl für Verbraucher/innen wie auch für öffentliche Beschaffung. Der Faire Handel bietet Unternehmen ein breites Instrumentarium, um ihrer menschenrechtlichen Verpflichtung nachzukommen. Gleichzeitig stellt er unter Beweis, dass mehr Transparenz in internationalen Wertschöpfungsketten möglich ist.
Die Mehrzahl der Verbraucher/innen in Deutschland spricht sich für verbindliche Regeln für Unternehmen als das wichtigste Instrument für mehr Gerechtigkeit im Welthandel aus. Dies zeigte eine aktuelle Verbraucherbefragung des Forum Fairer Handel aus dem März dieses Jahres, noch vor dem Einsturz der Textilfabriken in Bangladesch, bei dem mehr als 1.000 Menschen in den Tod gerissen wurden.
Quelle: Forum Fairer Handel