Nachdem der US-amerikanische Spielfilm „Promised Land“ im Februar dieses Jahres, unter Anwesenheit des Hauptdarstellers Matt Damon, im Wettbewerb der Berlinale lief, ist er Ende Juni deutschlandweit in den Kinos angelaufen. Der Film trägt mit dazu bei, die negativen Auswirkungen der Schiefergasgewinnung auf die Umwelt einem breiteren Publikum aufzuzeigen. Die aktuellen Auseinandersetzungen und Debatten um Fracking beschränken sich allerdings fast ausschließlich auf Deutschland und andere europäischen Staaten sowie die USA. Mit anderen Worten: auf die nördliche Hemisphäre. Die größten Schiefergasvorkommen befinden sich jedoch (nach den USA) auf der Südhalbkugel. Genau genommen in: Argentinien, China, Mexiko - und Südafrika.
Energieversorgung für alle
Eine ausreichende und auch bezahlbare Energieversorgung ist ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen. Dies gilt nicht nur für Deutschland und die USA, sondern gerade auch für die Länder des Globalen Südens, wo nach wie vor ein Großteil der Bevölkerung keinen (ausreichenden) Zugang zur Energieversorgung hat. Energieversorgung ist eine unabdingbare Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung.
Brot für die Welt setzt sich auf vielfältige Art und Weise mit seinen Partnerorganisation in Afrika, Asien und Lateinamerika dafür ein, Armen und benachteiligten Menschen Zugang zu Strom und Gas erhalten, um ihnen damit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Im Vordergrund steht dabei die Nutzung erneuerbarer und dezentraler Energien.
Der Fracking-Boom
Selten zuvor hat eine neue Energietechnologie sich so schnell verbreitet wie die Gewinnung von nichtkonventionellem Erdgas aus Schiefergesteinsformationen – kurz: Fracking. Rasante Fortschritte in der Bohrtechnologie führten ab 2005 zu rasch steigender Produktion von Schiefergas, insbesondere in den USA, die über die größten Vorkommen weltweit verfügen. US-Präsident Barack Obama ist fest entschlossen, sein Land zum Nettoexporteur von Gas zu machen, um somit die negativen US-Handelsbilanz auszugleichen und das geopolitische Gewicht der USA gegenüber China zu stärken.
In Deutschland und anderen Staaten Europas diskutieren Parlamente, Gemeinden, Wissenschaftler und Umweltverbände nach wie vor sehr kontrovers über die Chancen und Risiken der Schiefergasgewinnung. Anfang März 2013 äußerte auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) seine Bedenken an einer möglichen Zulassung von Fracking in Deutschland. Die Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Umweltbeauftragten fordert in einer Stellungnahme sogar ein bundesweites Moratorium.
Goldgräberstimmung in der Karoo
In der Halbwüste Karoo, die sich von Südafrika bis nach Botswana erstreckt, werden riesige Schiefervorkommen vermutet. Genauer Untersuchungen über die tatsächlichen Vorkommen gibt es bisher allerdings nicht. Nichtsdestotrotz haben verschiedene Unternehmen, u. a. Royal Dutch Shell, 2010 Explorationsrechte für eine Gesamtfläche von über 200.000 km² beantragt. Dies entspricht fast der Größe Rumäniens.
Recht schnell regte sich erheblicher Widerstand gegen den Schiefergasabbau. Eine Koalition aus Landbesitzern, Umweltschützern und Lokalpolitkern setzte schließlich im April 2011 ein Moratorium für die Erteilung von Erkundungsarbeiten durch – was allerdings im September 2012 wieder aufgehoben wurde.
Kontroverse Debatte: Der Widerstand in Südafrika formiert sich
Inzwischen hat sich in Südafrika eine öffentliche Debatte über die (Nutzung der) neue(n) Technik etabliert und organisiert. Waren es am Anfang überwiegend die reicheren Landbesitzer, die eine Verschlechterung ihrer Produktionsmöglichkeiten auf den großen Farmen befürchteten, sind es heute ebenso die neuen schwarzen Kleinbauern und ihre Organisationen, sowie eine breitere Öffentlichkeit, die in der Karoo über Fracking und dessen Folgen für die Region und deren Menschen diskutieren. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die Gefährdung des Grundwassers und eine mögliche Kontamination des Bodens.
Mehr Informationen zum Thema und den weiteren Auswirkungen von Fracking auf Südafrika und dessen Bevölkerung finden sie in dem Artikel ‚The Karoo is not for s(h)ale – Schiefergasgewinnung in Südafrika‘.