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Afrikas Saatgut-Systeme am Scheideweg

"In Europa konnte die Gentechnik aus der Grundnahrungsmittelkette heraus gehalten werden", sagte Haidee Swanby vom African Center for Biosafety bei ihrer Eröffnungsrede beim Kongress "Wir haben es satt". "Aber in Südafrika haben die Menschen heute keine Möglichkeit mehr zu wählen! Sie müssen täglich gentechnisch veränderten Mais essen."

 

Von Stig Tanzmann am

Rede von Haidee Swanby vom African Center for Biosafety (ACB) zur Eröffnung des Festivals und des Kongresses "Wir haben es satt!"

"Es ist für mich sehr bewegend hier bei dieser wundervollen Veranstaltung zu sein. Es beteiligen sich hier so viele daran, ein gesundes und ethisch verantwortungsvolles Ernährungssystem zu fördern und zu fordern und daran, unser praktisches Wissen und unsere Leidenschaft für Lebensmittel und das Teilen von Essen zu würdigen.

Ich komme aus Südafrika. Für den afrikanischen Kontinent ein besonderes Land, denn es setzt komplett auf großflächige industrielle Landwirtschaft. Das Ergebnis davon ist, dass unser Grundnahrungsmittel Mais heute zu 100 Prozent genetisch verändert ist und das unsere Mais vom Saatgut bis zur Gabel in der Hand nur noch Wertschöpfungskette von vierzehn Firmen ist. Das Saatgut ist sogar in der Hand von nur zwei Firmen. Im Verarbeitungssektor sieht es nicht besser aus.

In Europa konnte die Gentechnik aus der Grundnahrungsmittelkette heraus gehalten werden. Aber in Südafrika haben die Menschen heute keine Möglichkeit mehr zu wählen! Sie müssen täglich gentechnisch veränderten Mais essen. Und trotz oder wahrscheinlich viel mehr wegen der Industrialisierung unserer Landwirtschaft, muss fast die Hälfte unserer Bevölkerung als in ihrer Ernährungssicherheit bedroht angesehen werden. Es gibt viel Menschen, die mehrere Wochen im Monat von nichts mehr als Mais leben. Unser Ernährungssystem hat uns für den Profit weniger im Stich gelassen!

Der Rest Afrikas steht an einer kritischen Grenze. Zur Zeit wird massiver politscher Druck auf viele Länder ausgeübt, ihre Saatgutgesetzgebungen zu ändern und den Weg für Hybrid-Saatgut sowie eine Industrialisierung der Landwirtschaft frei zu machen. Die Tatsache, dass afrikanische Bäuerinnen immer noch mit traditionellem Saatgut arbeiten und 80 Prozent des Saatguts auf eigener Züchtung und Nachbau basiert, wird dabei völlig ignoriert.

Der Plan ist, diese reichen und vielfälligen Saatgut-Systeme, die an die lokalen Bedingungen angepasst und tief im kulturellen und spirituellen Leben der Afrikaner verankert sind, zu ersetzen. In diesem Sinne steht Afrika an einem Scheideweg. Es ist bis jetzt noch nicht durchdrungen von den kommerziellen Saatgut-Systemen. Noch besteht die Wahl, nicht die gleichen Fehler zu machen, wie die sogenannte entwickelte Welt. Sondern im Gegenteil: die eigene Agrarbiodiversität und Lebensmittelproduktion Wert zu schätzen und zu stärken.

Veranstaltungen wie diese hier sind ein leuchtendes Licht für die Ernährungsbewegung zu Hause in Afrika, während wir uns entscheiden müssen welchen Weg wir gehen wollen. Der europäische Widerstand gegen die grüne Gentechnik hatte eine große Auswirkung darauf, Afrika außerhalb von Südafrika so lange weitestgehend gentechnikfrei zu halten. Neue Initiativen wie die von "Meine Landwirtschaft" machen uns Hoffnung in unserer eigen Kampagnen- und Lobbyarbeit für die Anerkennung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und lokalen Ernährungssystemen.

Vielen Dank für eure Visionen, eure Arbeit und euren Einsatz!"

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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