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Die Kenntnisse von Kleinbäuerinnen nutzen

Von Carsta Neuenroth am

Die schwache Position von Frauen in Familie und Gesellschaft bewirkt, dass sie häufig lediglich als Opfer des Kli­mawandels wahrgenommen werden. Dabei können sie Teil der Lösung sein – und zwar ein ganz wichtiger.

Wichtiges Wissen

Kleinbäuerinnen und -bauern besitzen wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen, die zur Entwicklung von Strategien zur Anpassung an Klimaveränderungen beitragen können. Frauen haben jedoch nur begrenzt Zugang zu Informationen und Ressourcen wie Land und Kredit, obwohl sie in ländlichen Kontexten eine entscheidende Rolle für die Ernährungssicherheit spielen. Ihre schwache gesellschaftliche Stellung macht es Frauen oft auch unmöglich, Entscheidungen über die landwirtschaftliche Produktion und die Nutzung von Ressourcen zu treffen. Auf diese Weise be- und verhindern fehlende Gleichstellung und Geschlechterdiskriminierung eine wirkungsvolle Anpassung an den Klimawandel.

Strategien gegen die Folgen des Klimawandels

Frauen reagieren auf den Klimawandel, wie es ihren vor Ort erworbenen Kenntnissen und ihrem Erfahrungsschatz entspricht. Ihre kleinbäuerlichen Produktionssysteme spiegeln das lokale bäuerliche Wissen wider. Frauen sind in der Regel daran interessiert, diese vielfältigen, komplexen Systeme zu erhalten, da sie auf diese Weise kostengünstig viele unterschiedliche Nahrungsprodukte für die Versorgung ihrer Familien anbauen können. Es fehlt jedoch zu häufig an unterstützender Beratung, damit Frauen Strategien entwickeln können, die noch gezielter die Anpassungskapazität auf der Grundlage ihrer bereits vorhandenen Kompetenzen stärken.

Klein, fein - und klimafreundlich

Pflanzenvielfalt, Anbau von Leguminosen zur Ernährung und Bodenpflege und  organische Düngung – dies charakterisiert in vielen Regionen der Welt die häufig von Frauen geprägte kleinbäuerliche Landwirtschaft. Es ist eine Landwirtschaft mit vielen klimafreundlichen Zügen. Die Produktionsmaßnahmen, die die Frauen anwenden, können den Bodenkohlenstoffgehalt erhöhen. Manche tragen auch zur Verringerung von Emissionen bei. Die Bäuerinnen nutzen lokales Saatgut und Pflanzen, die extreme Bedingungen wie Hitze, Trockenheit, Kälte oder Überflutung tolerieren können. Sie bauen außerdem viele verschiedene Kulturen an, um zu verhindern, dass die gesamte Ernte verlorengeht, was schnell passieren kann, wenn nur eine Kulturpflanze angebaut wird. Um die Pflanzen gegen Krankheiten und Insekten zu schützen, werden Mittel aus anderen Pflanzen und Kräutern hergestellt und ausgebracht. Und wenn die Niederschläge verspätet einsetzen, wird der Aussaattermin verschoben.

Wenn das eigene Wissen nicht mehr ausreicht

All diese Maßnahmen sind klimafreundlich und reduzieren das Produktionsrisiko angesichts des Klimawandels. Die Herausforderungen sind jedoch so beträchtlich, dass lokales Wissen allein nicht ausreicht, um die Anpassung an den Klimawandel zu meistern. Deshalb ist die Erarbeitung gezielter Anpassungsstrategien mit aktiver Beteiligung der Bäuerinnen so wichtig.

Frauen im Fokus

Kleinbäuerinnen nehmen Veränderungen beim Wetter und in der Umwelt wahr, die sie dem Klimawandel zuschreiben, obwohl das nicht immer der Fall ist. Klimawandel ist ein komplexes Phänomen. Ursprung und Ausmaß von Veränderungen sind häufig nur schwer zu bestimmen. Bäuerinnen brauchen deshalb dringend Informationen, Beratung und Ausbildung, die durch Beraterinnen und Trainerinnen gewährleistet werden sollte. Landwirtschaftliche Beratung ist jedoch männlich dominiert und häufig nicht auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet.

Klimapolitischer Diskurs: Es geht auch um die Frauen!

Obwohl viele von ihnen erfahrene Bäuerinnen sind, bleiben Frauen von klimapolitischen Diskussionen und Entscheidungen sowohl auf der lokalen als auch auf höheren Ebenen ausgeschlossen. Organisation und Befähigung zur aktiven Teilnahme an politischen Prozessen sind notwendig, damit Frauen im allgemeinen und Bäuerinnen im Besonderen ihre gesellschaftlich bedingten Einschränkungen überwinden können. Klimaanpassung ist somit Teil eines umfassenden Prozesses zur Durchsetzung von Frauen- und Menschenrechten.

Dieser Beitrag von Carsta Neuenroth ist im aktuellen Dossier "Klimagerecht in ein neues Abkommen - Dem Klimawandel und seinen Folgen entschieden begegnen" in Zusammenarbeit mit der Redaktion Welt-Sichten erschienen. Bestellung unter vertrieb@diakonie.de; Artikelnummer 129-5-0163-O.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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