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Industrielle Landwirtschaft in Afrika ist "schreckliche Vision"

Von Online-Redaktion am

Bei der Großdemonstration „Wir haben es satt“ mit Brot für die Welt als Mitveranstalter sprach unser Projektpartner Million Belay, Alliance for Food Sovereignty in Africa. Hier ist sein Beitrag zum Nachlesen:

"Als erstes will ich bei den Organisatoren und Brot für die Welt für die Einladung und Möglichkeit bedanken, hier auf dieser Demonstration zu sprechen.

Ich komme hierher als Koordinator von der Allianz für Ernährungssouveränität in Afrika und spreche für Tausende afrikanische NGOs, die an der an der Basis mit Millionen Bauern und Bäuerinnen, Fischern, Indigenen und Verbrauchern arbeiten.

Wie ihr alle sicher wisst, ist Afrika ein unglaublich vielfältiger Kontinent, insbesondere mit Blick auf Kultur und seine reiche Biodiversität. Afrika ist ein reicher Kontinent. Jeder, der schon einmal in Afrika war, kann das bezeugen. Es sind vor allem die Medien, die ein hoffnungs- und hilfloses Bild von Afrika zeichnen. Aber die Menschen in Afrika sind widerstands- und anpassungsfähig; sie haben verschiedenste soziale und ökologische Strategien entwickelt, um mit den Herausforderungen umzugehen, die von der Umwelt und Politik auf sie geworfen werden.

Ich will hier nicht Afrika oder das Leben in Afrika romantisieren. Es gibt Herausforderungen und es sind viele. Aber all diese  Herausforderungen werden verschlimmert von der neuen Vision oder dem neuen Paradigma für die Landwirtschaft – die Vision der industriellen Landwirtschaft. Diese Vision besagt: Bringt neues Saatgut – nicht euer traditionelles, bringt chemische Düngemittel, bringt Pestizide, bringt „Contract Farming“ in euer Landwirtschaftssystem und trennt Tier- und Pflanzenproduktion – dann werdet ihr euch gut ernähren können. Aber diese Vision hat unsere Umwelt verseucht, den Klimawandel vorangetrieben und unsere Biodiversität reduziert, die Menschen von ihrem Land vertrieben, die Patentierung von Saatgut vorangetrieben und unsere Gesundheit geschadet.

Diese schreckliche Vision von der ich spreche, wird aggressiv gepusht. Die G8-Staaten, also auch Deutschland, haben zunehmend – auch mit Unterstützung der afrikanischen Regierungen – die großen multinationalen Konzerne nach Afrika ein geladenen, um unsere angebliches Ernährungsproblem unter dem Namen „G8 New Alliance for Food Security and Nutrition“ zu lösen.

Was wir aber  brauchen ist eine Landwirtschaft, die unsere Böden aufbaut, die Rinder mit der Landwirtschaft verbindet, Frauen unterstützt, einen partizipativen Ansatz in der Forschung verfolgt der bei den Bauern ansetzt und nicht eine Ansatz der auf den Interessen der Industrie basiert. Es ist völlig absurd, einen Ansatz – der für alle passt –  nach Afrika zu bringen. Wir brauchen verschieden Ansätze, die zu unserer Vielfalt passen und für die Schwachen einstehen.

Anti-Sklaverei- und Anti-Kolonialismus-Gruppen in Europa haben eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Sklaverei und den Kolonialismus zu beenden. Wir sind an einem weiteren kritischen Punkt in der Geschichte angekommen, an dem kommerzielle Interessen von außerhalb Afrika drohen, unseren Kontinent zu übernehmen mit vielen, vielen Auswirkungen auf unsere Kultur, unsere Ernährung, unsere Unabhängigkeit, unseren Zugang zu Land und anderen Ressourcen.

Unsere einzige Hoffung ist, dass die progressiven Kräfte in Afrika und Europa und im Rest der Welt tapfer zusammenstehen und gegen die industrielle Landwirtschaft Widerstand leisten. Last uns vereint stehen und hier heute kräftig demonstrieren. Zusammen werden wir gewinnen."

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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