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Intensives Training und ein unverhofftes Wiedersehen

Von Gastautoren am

Tag 6: Heute war ein gemeinsamer Workshop mit den Trainern angesetzt, die anschließend Schulungen in den Gesundheitseinrichtungen durchführen oder die Freiwilligen für die Gemeindearbeit ausbilden. Der kleine Versammlungsraum bei der Christian Health Association of Liberia, die viele Krankenhäuser und Gesundheitsstationen im Land betreiben, war voll besetzt. Bei 35 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit in einem vollbesetzten Raum mit schlechter Belüftung schwitzte man nur einmal – den ganzen Tag. Es war fast unmöglich genügend zu trinken... Das tat der guten Stimmung beim Training jeoch keinen Abbruch. 

Es war zunächst spannend zu hören, wie es den Trainern die letzten vier Wochen in den einzelnen Bezirken ergangen war: „Am Anfang hatten wir alle Angst. Aber durch das Trainig waren wir gut vorbereitet", erzählt Salieu, Trainer für Communities. "Ich habe das Wissen über Schutzmaßnahmen und die Erkennung einer Ansteckung sowie über das richtige Verhalten im Falle einer Infizierung mit Ebola gleich in meiner Gemeinde angewendet. Das lief gut. Aber jetzt nach Lofazu zu gehen, ins Epizentrum des Virus, da hatte ich Angst. Ich bin zum Bischof gegangen und habe ihn gefragt, ob ich mich wirklich darauf einlassen kann. Er hat mit mir gebetet und gesagt: Jetzt kannst du gehen, hab keine Angst, Du wirst gesund wiederkommen. Heute bin ich so froh, dass ich gegangen bin. Die Gesundheitshelfer in der Gemeinde (Gemeindemitglieder, die im Gesundheitsbereich geschult sind und ihr Wissen an die Gemeinde weitergeben) waren so froh, dass ihnen jemand gezeigt hat, wie man sich schützen kann, durch Hygiene, Händewaschen und dass man das Wasser täglich wechseln muss. Wir waren zwei Wochen in der Region unterwegs und haben viele gute Erfahrungen gemacht.“

"Als wir ankamen war das Krankenhaus wie ausgestorben, weil die Menschen Angst davor hatten, ins Krankenhaus zu gehen. Zu viele Krankenschwestern waren dort gestorben",  erzählt ein anderer Trainer." Ich bin eigentlich Augenkrankenpfleger. Aber als mir ein Kind mit einem Augenproblem zur Untersuchung gebracht wurde, hatte ich solche Angst es anzufassen. Auch kannte ich den Krankenpfleger Eric, der sich für Ebola-Patienten eingesetzt hat und am Ende verstarb. Es war eine schlimme Zeit. Aber heute bin ich froh darüber, geholfen zu haben. Ich habe miterlebt, dass sich die Einstellung der Menschen geändert hat. Sie nehmen unsere Ratschläge ernst und haben sie verinnerlicht. Ein kleines Kind kann dich heute auf der Straße ansprechen: Wash your hands, before you enter. Ich wünsche mir so sehr, dass wir Weihnachten ohne Ebola feiern können.“

Mentorenprogramm für einen nachhaltigen Effekt

Es hat mich tief beeindruckt, diese Berichte von den Trainern in unserer Einführungsrunde zu hören. Ich hatte sie gefragt, wie sie es persönlich erlebt hatten. Und ich könnte jetzt noch viele ähnliche Geschichten niederschreiben. Die Angst hat am Anfang alle gepackt, aber sie haben sich nach dem Training darauf eingelassen und viel Erfahrung in den ersten Besuchen gemacht.

Nach den Berichten ging es in unserem Workshop darum, aufgetreten Lücken in der Wissensvermittlung zu entdecken. Auch wollten wir sehen, ob das Unterrichtsmaterial angemessen ist und wo etwas angepasst werden müsste. In Gruppen wurden dann weitere Vorschläge erarbeitet, die wir nun ins Programm aufnehmen werden. Die Herausforderung wird nun sein, durch ein gutes Mentorenprogramm sicherzustellen, dass das Gelernte nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig umgesetzt und einen nachhaltigen Effekt haben wird.

Insgesamt haben unsere Partner von der Christian Health Association of Liberia drei Teams von Trainern ausgebildet, die von Mitarbeitenden der Weltgesundheitsorganisation und dem Ministry of Health geschult wurden und nun in drei Bezirken unterwegs waren. Dabei wurden zuerst die Mitarbeitenden der Gesundheitseinrichtungen geschult, sich und ihre Patienten best möglich zu schützen. Manches lässt sich einfach bewerkstelligen mit Händewaschen, der Nutzung von Handschuhen und einfacher Schutzkleidung. Für den Umgang mit Ebola-Patienten braucht es dann den richtigen Umgang mit PPE, den vollen Schutzanzügen. Wir hatten diese bereits im September alle Einrichtungen der Christian Health Association of Liberia verteilt. Insgesamt wurden in den drei Bezirken 113 Gesundheitsmitarbeitende ausgebildet und 106 Gesundheitshelfer für die Aufklärungsarbeit auf Gemeindeeben.

Seit zehn kein Gesundheitsmitarbeitender mehr infiziert

Die Trainings werden gut aufgenommen. Die vielen Gemeindegesundheitshelfer spielen eine echte Schlüsselrolle. Neben den Gesundheitshelfern, die von der Christian Health Association of Liberia ausgebildet wurden, haben noch viele andere Organisationen Gesundheitshelfer und Voluntäre ausgebildet. Ob das im Zusammenhang mit den nun rückläufigen Zahlen steht, muss abgewartet und geprüft werden. Besonders schön ist es, dass sich seit zehn Tagen kein Gesundheitsmitarbeitender mehr angesteckt hat. Am lutherischen Krankenhaus in Zorzor kommen heute die letzten Krankenschwestern aus der 21 tägigen Quarantäne.

Die Informationen des Gesundheitsministeriums zeigen den Trend der letzten Tage auf. Insgesamt waren am 27. Oktober 2014 im ganzen Land 343 Menschen in den unterschiedlichen Behandlungszentren wegen Ebola unter Behandlung. Die erstaunliche Zahl von 8001 Personen stehen unter Beobachtung, davon wurden 7910 Menschen in den letzten 24 Stunden gesehen und nachverfolgt. Das sind 98,88 Prozent (SitRep 165 des Gesundheitsministeriums Liberia). Das ist eine unglaublich gute Zahl für die Nachverfolgung von Kontakten zu Ebola-Patienten und zeigt , dass inzwischen ein sehr gutes System aufgebaut wurde. Mit der Einbeziehung der freiwilligen Gesundheitshelfern in den Gemeinden ist hier ein wichtiger Baustein geschaffen worden, der es ermöglicht, so ein Follow up bis in die letzten Dörfer zu ermöglichen.

Unverhofftes Wiedersehen

Heute Abend traf ich unverhofft einen meiner ehemaligen Studenten aus Kampala wieder. Damals hat er sich mit HIV befasst, heute arbeitet er im Ebola-Team der WHO mit. Er und seine ugandische Kollegin bilden die lokalen Ärzte und Krankenschwestern/pfleger in der Ebolaversorgung aus. Insgesamt haben sie in den letzten Monaten 420 Ärzte und Krankenschwestern ausgebildet. Das Unterrichtsprogramm ist intensiv: Zwei Tage gibt es theoretischen Unterricht, dann geht es für drei Tage in eine Simulationsstation, die genau wie ein Ebola-Zentrum aufgebaut ist. Die „Expert-Patients“ dort sind Freiwillige, die im ETU behandelt wurden und wieder gesund sind. Sie können sehr genau berichten und spielen, was die Schwestern und Ärzte in der Realität erwartet. Es werden alle Handgriffe mit den Schutzanzügen intensiv geübt, sodass sie im Behandlunszentrum wirklich sicher sind. Danach gibt es noch fünf Tage Arbeit im Behandlungszentrum mit einem Mentor oder einer Mentorin. Und erst wenn sie alles durchlaufen wurde, werden die auszubildenden Ärzte und Pflegende in die Behandlungszentren geschickt. Es ist ein intensives und gutes Training - eine Voraussetzung dafür, dass sich möglichst niemand im Behandlungszentrum ansteckt. „Wir wollen die Fachkräfte befähigen, dass sie Patienten wirklich so gut wie möglich behandeln. Dazu gehören auch die notwendigen Infusionen, eine Schmerztherapie, Malariabehandlung und die Antibiose, wo es notwendig ist“, so Dr. Shevin Jacob, ein Spezialist in Infektionskrankheiten.

Hintergrund:

Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm - Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V., ist in Liberia unterwegs, um mit den lokalen Partnern des Difäm, die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen an den christlichen Krankenhäusern zu besprechen, das Netzwerk in der Koordinierung zu unterstützen und Trainer für die Infektionskontrolle an Krankenhäusern in der Ausbildung zu beraten. Das Programm zur Ebola-Hilfe und zum Aufbau des Gesundheitssystem vor Ort wird unterstützt durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst und die Diakonie Katastrophenhilfe.

Zur Zeit wickelt die Arzneimittelhilfe des Difäm Hilfslieferungen mit Schutzmaterial und Medikamenten im Wert von rund 1.000.000 € für die Krankenhäuser und Haushalte in den betroffenen Regionen in Liberia und Sierra Leone ab. Finanziert werden die Lieferungen durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst und dem Auswärtigen Amt über die Diakonie Katastrophenhilfe.

 

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