Anlässlich des internationalen Welternährungstags am 16. Oktober weisen Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN darauf hin, dass zur Hungerbekämpfung eine Stärkung der Investitionsfähigkeit kleinbäuerlicher Betriebe nötig ist. Sie produzieren zwar fast 80 Prozent der Nahrungsmittel in Entwicklungsländern – aber die meisten Hungernden sind Kleinbauern. Deshalb müssen sich Investitionen zur Hungerbekämpfung an ihren Interessen orientieren und das Recht auf Nahrung respektieren.
Die Ernährung von Millionen Menschen weltweit ist angesichts des Wettlaufs um Land und Wasser, der zunehmenden Macht multinationaler Agrar- und Lebensmittelkonzerne und ihrer politischen Einflussnahme gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt das Jahrbuch zum Recht auf Nahrung 2014, das Brot für die Welt und FIAN mit herausgeben. Die aktuelle Ausgabe untersucht, ob seit Verabschiedung der Leitlinien für das Recht auf Nahrung 2004 genug unternommen wurde, um das Recht auf Nahrung Wirklichkeit werden zu lassen.
Carolin Callenius, Referentin für das Recht auf Nahrung bei Brot für die Welt: „In einigen Ländern ist viel erreicht worden. In Brasilien und Kenia beispielsweise wurde das Recht in der Verfassung verankert. Heute wird zudem anerkannt, dass die Millionen Kleinproduzenten und -produzentinnen eine Schlüsselposition für die Welternährung haben. Doch es gibt noch viel zu tun. Vielfach fehlt der politische Wille zu einer menschenrechtsorientierten Politik, und eine gewinnorientierte Landnutzung hat Vorrang vor den traditionellen Rechten der Bevölkerung.“
Mit Skepsis sieht Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN den wachsenden Einfluss von Agrarinvestoren – auch in der deutschen Entwicklungspolitik: „Schlicht darauf zu hoffen, dass Agrarinvestitionen positive Nebeneffekte für Hungernde bringen, ist Politik des letzten Jahrhunderts. Investitionen in die Landwirtschaft müssen einer Prüfung durch das Recht auf Nahrung standhalten. Eine kluge Förderung von Kleinproduzenten ist die beste Garantie für nachhaltige Erfolge.“
Brot für die Welt und FIAN erwarten, dass das Welternährungskomitee in dieser Woche mit der Verabschiedung der „Prinzipien für verantwortungsvolle Investitionen in die Landwirtschaft“ starke Signale setzt. Versuche einiger Staaten, Menschenrechte wie etwa die Rechte indigener Völker dort zu torpedieren, müssen auch von der Bundesregierung verhindert werden.
Das Jahrbuch zum Recht auf Nahrung versteht sich als zivilgesellschaftliches Instrument, die Politik zu überwachen und Ungerechtigkeit im Ernährungssystem zu benennen. Das Jahrbuch erscheint 2014 zum siebten Mal.