Vom 19. bis 21. November kommen in Rom Präsidenten und Minister aus über 150 Staaten zusammen, um in der internationalen Konferenz zu Ernährung einen Aktionsplan zu beschließen, mit dessen Hilfe das weltweite Problem der Mangelernährung beseitigt werden soll. Sogar der Papst hat sein Kommen zugesagt. Mangelernährung betrifft über 2 Milliarden Menschen. Vor allem Kinder haben unter den Folgen ihr Leben lang zu leiden, wenn sie kein Essen bekommen, dass genügend Nährstoffe enthält. Doch die Zivilgesellschaft kritisiert: Dieser Aktionsplan ist zu unverbindlich und beseitigt nicht die Ursachen von Mangelernährung.
Vor der Konferenz hat sich für zwei Tage die Zivilgesellschaft getroffen: über 200 Personen von weltweit 135 Gruppen und Vereinigungen. Kleinbauern, Fischer, Landlose, Frauen, Kirchenvertreter, Indigene, Jugendliche, Nichtregierungsorganisationen und viele andere soziale Bewegungen wollen erreichen, dass diese Konferenz doch noch ein Erfolg wird und über Lippenbekenntnisse hinausgeht. Denn wenn Regierungen sagen, sie wollen etwas für eine verbesserte Ernährung tun, heißt es noch lange nicht, das auch etwas geschieht. Nur wenn die Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen Druck ausübt und konkrete Maßnahmen vorschlägt und einfordert, werden die Regierungen auch Verpflichtungen eingehen.
Dieses zweitägige Treffen hat nochmal klar gemacht, was aus Sicht der Betroffenen wichtig ist, um Mangelernährung und Hunger zu reduzieren:
Es sind nicht nur Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursachen sind zu beseitigen. Wenn Kleinbauern immer mehr fruchtbares Land verlieren, weil auf ihren Flächen Biospritpflanzen oder Futtermittel für den Export angebaut werden oder wenn Fischern von den großen Fangflotten aus der EU, aus Japan oder aus Russland die Fischgründe leer gefischt werden, dann haben sie weniger Möglichkeiten, sich ausreichend und ausgewogen zu ernähren.
Alle Maßnahmen im Kampf gegen Mangelernährung sollten die Betroffenen selbst im Auge haben. Ihre Bedürfnisse sind wichtiger und stehen vor den Interessen der Nahrungsmittelindustrie, die zum Beispiel mit Nahrungsergänzungsmitteln gute Geschäfte machen möchte. Grundlage für diese Interessensvertretung der Betroffenen sind eine starke Zivilgesellschaft und die Berücksichtigung des Rechts auf Nahrung oder der Rechte von Frauen. Die meisten Staaten bekennen sich zu diesen Rechten und sollten ihre Aktionspläne danach ausrichten.
Eine ausgewogene Ernährung für alle zu erreichen, ist eine Aufgabe, die Entwicklungsländer und Industrieländer gleichermaßen angeht, viele Sektoren der Gesellschaft und verschiedene Lebensabschnitte betrifft: Von der richtigen Versorgung von Schwangeren mit Eisen, von Kleinkindern in den ersten beiden Lebensjahren mit den wichtigsten Nährstoffen und Vitaminen, bis zur Beseitigung von Übergewicht und anderen Zivilisationskrankheiten wie Blutzucker oder Herzkreislaufkrankheiten. Dafür braucht es auch von staatlicher Seite Aufklärungskampagnen, Regulierungen, Gesundheitsprogramme und aufeinander abgestimmte Maßnahmen. Deswegen ist es zum Beispiel auch wichtig, dass über die Landwirtschaft auch eine gesunde Ernährung erreicht wird. So brauchen Bauern in Entwicklungsländer mehr Land, damit dort nicht nur Reis oder Mais angebaut wird. Die machen zwar satt, ihnen fehlen aber andere wichtige Nährstoffe. Sondern die Bauern brauchen auch ausreichend Land für den Anbau von Gemüse, Obst oder Kräuter, die Grundlage für eine ausgewogene Ernährung sind. Ebenso wichtig sind aber auch sauberes Wasser und gute hygienische Bedingungen, damit ein gesunder Körper auch die Nahrung verwerten kann und nicht durch Durchfall oder andere Krankheiten geschwächt wird. Es ist daher wichtig, dass Maßnahmen für den Agrar- und Gesundheitssektor aufeinander abgestimmt werden.
Dies alles nützt aber nur wenig, wenn nicht gleichzeitig überprüft wird, ob die Staaten auch ihre vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen. Deswegen müssen auf der Konferenz auch Kontrollmechanismen unter Beteiligung der Bürger eingeführt werden, die die Verantwortung der Staaten und Regierungen für die Beseitigung von Mangelernährung einfordert. Ob dieser Kontrollmechanismus eingeführt wird, und welches internationale Gremium dafür verantwortlich ist, ist bis jetzt noch völlig offen. Ohne dies würde aber der Aktionsplan ein zahnloser Tiger bleiben.