Wer in den zurückliegenden Wochen und Monaten die Zeitungen aufschlägt, findet vermehrt Berichte zum Fairen Handel. Sei es die Studie der London School of Oriental and African Studies der University of London (SOAS), die die Wirkungen des Fairen Handels kritisch beurteilt, Artikel in der ZEIT und dem Spiegel oder der jüngst von der Verbraucherzentrale Hamburg durchgeführte Test fair deklarierter Produkte. Immer wieder werden dabei Vorwürfe laut, dass der Faire Handel nicht hält was er verspricht. Als Konsument/in, der/die eigentlich auf den Fairen Handel baut, ist das ernüchternd. Schnell kann sie oder er zur Erkenntnis kommen, dass es dann ja doch wieder egal ist, was man kauft. Schade, wie ich finde. Man ahnt es schon, dass die Dinge nicht schwarz-weiß sind, sondern deutlich komplexer. Zugegeben, oftmals schon zu komplex. Das wird dann auch deutlich, wenn man die Stellungnahmen von TransFair (Fairtrade Deutschland), der GEPA oder dem Weltladendachverband liest. Zu sämtlichen Vorwürfen gibt es dann eine Liste von Erklärungen. So zum Beispiel im Rahmen der Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg und des Spiegelbeitrags vom 6.10.2014.
Ich finde es nachvollziehbar, dass es eine kritische Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel gibt. Ja, ich finde es sogar notwendig, um den Fairen Handel auf eine gute Art weiterzuentwickeln. Es ist aber ärgerlich und unverhältnismäßig, wenn die Form der Berichterstattung dazu führt, dass der Faire Handel als fast wirkungslos deklariert wird. Das schadet Vielen! Denn Sie ahnen es vielleicht schon – vom Fairen Handel profitieren tatsächlich Bauern und Produzenten.
In der Kundeninformation der GEPA zur kritischen Berichterstattung im Spiegel stand folgender Abschnitt, der es recht gut ausdrückt: „Fairer Handel bietet Chancen. Jedoch stößt er auch immer wieder an seine Grenzen. Der Bremer Professor für Volkswirtschaft, Hans-Heinrich Bass, brachte es neulich in einem Interview mit Tagesschau24 auf den Punkt: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern kämpfen in der Regel mit drei Problemen: Sie haben keinen geregelten Zugang zum Exportmarkt, leiden unter stark schwankenden Weltmarktpreisen, können die Produktionskosten nicht decken. ‚Da kann Fair Trade eine Lösungsmöglichkeit bieten‘, so Bass. Er sieht Fairen Handel als ‚Instrument, der im Instrumentenkoffer nicht fehlen sollte.‘ […] Fairer Handel kann nicht alle Ungerechtigkeiten dieser Welt beseitigen, aber er kann zur Lösung vieler Probleme durch sein Beispiel beitragen und auf ungerechte Welthandelsstrukturen durch politisches Engagement hinweisen.“
Ein Grundproblem ist, und das wird auch bei der Untersuchung der Verbraucherzentrale deutlich, dass der Begriff „fair“ nicht geschützt ist. Das kann zu einem Missbrauch führen und sollte reguliert werden. Der Faire Handel ist ein freiwilliges Instrument. Er will zeigen, was eigentlich an rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig wäre, um Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sicherlich sehr wichtig ist, welche -als fair deklarierten- Produkte tatsächlich glaubwürdig sind und welche Label unglaubwürdig sind. Hierzu hat Brot für die Welt eine Publikation erstellt, die es Konsument/innen erleichtern soll, sich für tatsächlich fair gehandelte Produkte zu entscheiden. Zusätzlich werden noch ein paar Erklärungen zu den aktuellen Entwicklungen im Fairen Handel ausgeführt, zum Beispiel Mengenausgleich und Sourcing Programm.