Großer Andrang bei der feierlichen Eröffnung der 56. Aktion von Brot für die Welt am 1. Advent in der Lutherkirche Währing & Hernals in Wien: Das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Gäste erlebten einen heiter-besinnlichen Gottesdienst, der live in ARD und ORF übertragen wurde. Für den musikalischen Rahmen sorgten das Kinderensemble Lutherschule – Johann Sebastian Bach Musikschule sowie Ökumenobrass aus Wien. Die Gesamtleitung hatte Organist Thomas Reuter. Dem Aktionsmotto „Satt ist nicht genug“ entsprechend, hat Brot für die Welt die weltweit zwei Milliarden mangelernährten Menschen in den Mittelpunkt seiner neuen Spendenaktion gerückt, die erstmals in der 56-jährigen Geschichte gemeinsam von den beiden Hilfswerken in Deutschland und Österreich eröffnet wurde.
Maisbrei allein reicht nicht
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt Deutschland, erklärte zur Auftakt: „Fast jeder dritte Mensch auf der Welt leidet an Mangelernährung. Mangelernährte Kinder nehmen Schaden an ihrer körperlichen Entwicklung. Wer in Armut lebt und Hunger hat, ist schon froh, wenn er irgendwie den Magen füllen kann.“ Das kann die tägliche Schüssel Reis, Maniok oder der Maisbrei sein. Es ist gut, wenigstens den Bauch voll zu haben und nicht hungern zu müssen. Aber auf Dauer reicht das nicht.
Obst und Gemüse für ruandische Familien
Im Rahmen der 56. Aktion zeigt Brot für die Welt daher immer wieder Beispiele seiner Arbeit in Ländern des Südens, die Lösungen vorstellen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, um Familien zu helfen, sich wieder regional nährstoffreich zu ernähren. Beispielhaft steht dafür ein Projekt der Partnerorganisation Ugama in Ruanda, dessen Leiter Jean Damascène beim Gottesdienst zu Gast war. Ugama hilft armen Familien in der Region Muhanga, sich gesünder und ausgewogener zu ernähren – mit einem einfachen Farbkonzept: rote Bohnen, grüner Spinat und gelber Maniok auf dem Teller bedeuten mehr Vielfalt in der Ernährung.
Vielfalt der Schöpfung gerecht teilen
Darauf geht auch Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich und Schirmherr von Brot für die Welt in Österreich, in seiner Predigt näher ein: „Das Recht auf gesunde, vielfältige und bezahlbare Nahrung ist ein Menschenrecht. Aber was tun? Wie dieses Recht durchsetzen? Jesus auf dem Rücken des Esels zeigt: Es sind nicht die Programme, die von oben verordnet werden. Es sind die kleinen Leute, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Die Kleinbauern, vor allem die Frauen, die Haus und Hof zusammenhalten. Sie zu stärken, ist ein zentrales Anliegen.“ Er rief dazu auf, die reichen Gaben der Schöpfung in ihrer großen Vielfalt gerecht zu teilen, erst das mache Leib und Seele satt.
Österreichs Bundespräsident gibt sich die Ehre
In seiner Grußbotschaft erinnerte der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer daran, dass Österreich wie Deutschland jeweils nach den beiden großen Kriegen Zeiten durchgemacht haben, in denen Hunger und Not herrschten. Auch hier sei es nicht nur aus eigener Kraft gelungen, Wege aus der Not zu finden. Er appellierte: „Es ist die Politik gefordert, es ist die Zivilgesellschaft gefordert, es sind Kirchen und Religionsgemeinschaften gefordert und es ist jeder einzelne Mensch gefordert.“