Die Chancen stehen gut, dass in Lima die entscheidenden Weichen für ein neues Klimaabkommen gestellt werden. Allerdings ist das wichtigste Ziel der Verhandlungen weiter weg gerückt.
In Perus Hauptstadt Lima hat heute die Weltklimakonferenz (COP) begonnen. Die Eröffnungszeremonie war wie immer geprägt von viel Pathos und dem Versprechen, endlich entschlossen zu handeln. Immerhin treffen sich die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention bereits zum zwanzigsten Mal, um darüber zu verhandeln, wie man die Erderwärmung und ihre Folgen in den Griff bekommen kann. Traditionell beginnen die Verhandlungen mit der Stabübergabe der alten COP-Präsidentschaft an die neue. Polens Umweltminister nutzte die Übergabe, um die Erfolge seiner Präsidentschaft im vergangen Jahr hervorzuheben. Tatsächlich dürfte sich bei vielen Delegierten ein fahler Geschmack in die Erinnerung an Warschau mischen. Polen hatte die Klimaverhandlungen damals brüskiert, indem es zeitgleich einen großen Kohlegipfel veranstaltete. Leider spiegelt dieser Affront aber eine traurigen Realität wieder. Das Jahr 2014 war nicht nur das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, es war auch das Jahr mit den höchsten Treibhausemissionen. Während also die Staaten in Lima über Reduktionsziele verhandeln, heizen sie dem Klima kräftig ein und investieren fast überall auf der Welt Milliarden an Subventionen in fossile Energieträger. Kein Frage: die Klimaverhandlungen sind wichtig. Mehr noch, sie sind alternativlos. Allerdings läuft den VerhandlerInnen die Zeit davon. Laut UN-Klimabericht braucht es möglichst noch in dieser Dekade eine Kehrtwende bei den globalen Emissionen, um die Erwärmung auf max. zwei Grad zu begrenzen und damit die schlimmsten Klimafolgen abzuwenden.
Neues Abkommen in Sicht
Vom diesjährigen Gastgeber Peru erhoffen sich viele Beobachter deutlich mehr Engagement in der Verhandlungsführung, da das Land die Auswirkungen des Klimawandels längst selbst zu spüren bekommt. Zudem ist die Konferenz in Lima der Endspurt im zweiten Anlauf, ein verbindliches neues Klimaabkommen zu beschließen. Die Zeichen stehen gut, dass dies im nächsten Jahr in Paris tatsächlich gelingen kann. Die USA und China, bislang die größten Blockierer der Verhandlungen, haben erstmals eigene Klimaziele in Aussicht gestellt. Möglich war dies aber nur, weil sich die Strategie der Verhandlungen grundlegend geändert hat. Statt im Vorfeld zu beschließen, wie viel jeder Staat zum Klimaschutz beitragen muss, sollen die Regierungen zunächst selbst vorschlagen was sie bereit sind zu leisten. Damit das nicht in völliger Beliebigkeit endet, müssen sich die Staaten in Lima auf einen Mechanismus einigen, durch den die jeweiligen nationalen Beiträge in regelmäßigen Abständen verglichen, bewertet und gegebenenfalls erhöht werden können.
Zwei-Grad-Ziel außer Reichweite
Dass kräftig nachgelegt werden muss, ist jetzt schon klar. Denn dass was die größten Klimasünder EU, USA und China bisher an Reduktionszielen auf den Tisch gelegt haben, reicht bei weitem nicht aus, um die zwei Grad Schwelle zu halten. Ebenso bleibt unklar, wie den Entwicklungsländern bis 2020 die versprochenen 100 Mrd. USD für ihre Klimafinanzierung bereitgestellt werden sollen. Verlässliche und nachvollziehbare Aufwuchspfade wurden von den Industrieländern bisher nicht vorgelegt. Umso wichtiger ist es, dass die Klimaanpassung für die ärmsten und verletzlichsten Länder sowie die Kompensation für ihre klimabedingten Schäden und Verlusten eine wesentliche Rolle im neuen Abkommen spielt.
Brot für die Welt ist mit einer Delegation von 20 Partnerorganisationen in Lima vertreten. Gemeinsam wollen wir die Perspektive der Ärmsten und besonders von Klimawandel betroffenen Menschen in die Verhandlungen einbringen. Die Position von Brot für die Welt für die Klimakonferenz in Lima finden sie hier.