Der weltweite Trend zur Verstädterung birgt nach Einschätzung von Experten erhebliche Risiken für die Menschen in Ballungsräumen. Im Jahre 2050 werden voraussichtlich zwei Drittel der Weltbevölkerung, geschätzte 6,5 Milliarden Menschen, in Städten leben. Das wäre ein Anstieg um 65 Prozent, sagte der Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft, Peter Mucke, am Dienstag bei der Vorstellung des Weltrisikoberichts 2014 in Berlin. Vor allem schnell wachsende Städte mit Slums und illegalen Siedlungen seien besonders anfällig für Naturkatastrophen.
Unter den 171 untersuchten Ländern haben die Inselstaaten Vanuatu (Platz 1) und Tonga (Platz 3) sowie die Philippinen (Platz 2) das höchste Risiko für weitreichende Zerstörung durch Naturkatastrophen.
Deutschland liegt mit Platz 147 wie viele andere europäische Staaten im hinteren Viertel. Die weltweit geringsten Risiken ermittelte der Bericht anhand von 28 Einzelindikatoren für die Länder Saudi-Arabien (Platz 169), Malta (Platz 170) und Katar (Platz 171), wie Mitautor Torsten Welle von der Universität der Vereinten Nationen erläuterte.
Die «globalen Hotspots» seien in Ozeanien, Südostasien, Zentralamerika und der südlichen Sahelzone zu finden. Dort träfen große Naturgefahren auf besonders verwundbare Gesellschaften.
Die Risikoanalyse berücksichtigt, wie oft und wie stark Naturereignisse wie etwa Erdbeben oder Überschwemmungen eintreten. In den Index einberechnet ist aber auch die Verwundbarkeit von Gesellschaften und deren Anpassungsfähigkeit, also etwa die wirtschaftlichen Ressourcen und die allgemeinen Lebensverhältnisse von Menschen in einem Land. So zeigt sich nach den Worten von Torsten Welle etwa, dass das Hochwasserrisiko in Österreich größer ist als in Pakistan, während die Zahl der Opfer dort zugleich regelmäßig weit geringer ausfalle als in dem asiatischen Land.
Ein Schwerpunkt des Berichts gilt dem Risikoraum Stadt. Zwar sei das Leben in Städten nicht grundsätzlich gefährlicher als auf dem Land. Aber vor allem schnell wachsende Städte in Ländern mit hoch gefährdeten Siedlungsräumen hätten ein großes Katastrophenrisiko. Die Menschen in Slums und informellen Siedlungen, oft an Flussufern oder in Hanglagen, seien sehr verwundbar und Naturgefahren besonders ausgesetzt. Beispiele hierfür seien etwa die Favelas in den Hanglagen von Rio de Janeiro oder auch Shanghai und Jakarta.
Die Stadt mit dem höchsten Bevölkerungswachstum weltweit ist Ouagadougou in Burkina Faso. 22 der 34 Städte, die am meisten wachsen, liegen in Afrika, die größte davon ist die angolanische Hauptstadt Luanda. Die Erkenntnis über die Risiken in den Städten sollten nach Überzeugung der Experten in die Stadtplanung einbezogen werden. Wichtig sei etwa die Erreichbarkeit der Menschen in Notfällen, Frühwarnung und Akuthilfe zu verbessern.
Im Bündnis Entwicklung Hilft sind die Hilfsorganisationen Brot für die Welt, die Christoffel-Blindenmission, die Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes und die Welthungerhilfe zusammengeschlossen.
(epd)