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Workshop: Wie können Kirchen Frieden stiften?

Von Caroline Kruckow am

Was sind die Hintergründe für die Konflikte, in denen sich lokale Kirchen und kirchennahe Entwicklungsorganisationen wiederfinden? Welche Rolle spielt religiöse Überzeugung dabei und welche Rolle können kirchliche Akteure einnehmen? Was bedeuten Macht, Identität und Religion in den jeweiligen Kontexten und wie werden lokale Friedenspotentiale erkannt und genutzt? Solche und ähnlich Fragen stellten sich die 24 Teilnehmenden beim Workshop „Building Peace in societal conflict – Exploring the peacebuilding potential of Faith Based Organisations“, der vom 26. Mai bis 2. Juni in Nairobi stattfand. Zu dem Workshop waren neun Partnerorganisationen aus Nigeria, Liberia, Kenia, Nepal und Indien eingeladen, die sich im Bereich Friedensförderung und Konflikttransformation engagieren und als christliche Organisationen vor besonderen Herausforderungen stehen. Der Workshop wurde von BfdW-EED gemeinsam mit CoratAfrica und der Nairobi Peace Initiative/NPI durchgeführt.

Religion ist nicht Ursache der Konflikte

Eingangs schilderten die asiatischen und afrikanischen Vertreter und Vertreterinnen, wie sich die Konfliktsituation in ihren Ländern entwickelt und verändert hat und berichteten über die Chancen und Risiken für christlichen Friedensengagement in den unterschiedlichen Kontexten. Über die ausführlichen Berichte und politischen Analysen aus den fünf Ländern wurde deutlich, vor welchen sehr unterschiedlichen politischen, kulturellen, ökonomischen und historischen Hintergründen die Gewalt entstand. Zu den zentralen Konfliktursachen zählten Ressourcenreichtum und der Kampf um deren Kontrolle, Ausschluss bestimmter gesellschaftlicher Gruppen von Entwicklungsfortschritten und Menschenrechtsverletzungen, aber auch der Kampf um Macht und politische Einflussmöglichkeiten. Religion ist in diesen Fällen nicht Ursache der Gewalt, sondern wird von Gewaltakteuren instrumentalisiert.

Die Rolle der religiösen Akteure in solchen Konflikten muss sehr differenziert betrachtet werden: Sie können einerseits selbst Konfliktpartei sein oder Konflikte verschärfen (zum Beispiel durch konfliktverschärfende Statements), selbst zu Opfern werden (zum Beispiel durch gezielte Angriffe und Attentate auf christliche Gemeinden, gezielte Ermordung moderater muslimischer Führungspersönlichkeiten) Verteidiger der Angegriffenen werden (zum Beispiel durch die Aufnahme von Flüchtlingen), aber auch versöhnen, vermitteln und bei der Aufarbeitung unterstützen (zum Beispiel durch Traumaarbeit oder Seelsorge).

Glaubensgemeinschaften genießen zumeist Vertrauen

Gegenüber anderen Akteuren haben Kirchen und Glaubensgemeinschaften Vorteile: sie sind etablierte Institutionen, die bereits lange existieren, die über ihr Entwicklungsengagement enge Beziehungen zu der Bevölkerung haben, eine hohe Reputation in ihren Gesellschaften genießen und häufig über einflussreiche Kirchenführer oder auch über strategische Netzwerke Zugänge zu höchsten politischen Entscheidungsträgern besitzen. Dieser Einfluss müsse für die aktive Friedensförderung besser genutzt werden.

Kirchliche Akteure sind häufig in unterschiedlichen Formen des interreligiösen Dialogs aktiv, dessen Bedeutung von den Teilnehmenden sehr hervorgehoben wurde, um Kontakte zur muslimischen Seite aufzubauen, zu erhalten und zu konstruktivem Dialog nutzen zu können. Wichtig sei dazu allerdings, so wurde von den Workshop-Teilnehmenden betont, dass dieser Dialog aus einer Haltung der gegenseitigen Akzeptanz und des Respekts erfolge und sich aus dem Dialog heraus konkrete gemeinsame Aktivitäten ergäben, die einen konstruktiven Beitrag zu Entwicklung und Frieden leisten.

Für Friedensarbeit komme es auf die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens an, die für die Betroffenen in den Konfliktregionen das Überleben sichern. Hierzu sei es wichtig, zu positiven Veränderungen gemeinsam beizutragen. Es solle weniger auf geistige Erneuerung gesetzt als vielmehr zur Befriedigung von Basisbedürfnissen für die Betroffenen beigetragen werden. Diese kleinen Veränderungen an der Basis bilden die Grundlage für Hoffnung und Vertrauen und den Aufbau in Richtung eines gerechten Friedens. Der Blick muss sich dabei auch nach innen richten, um innerhalb der Glaubensgemeinschaften an Fragen zu Haltung, Botschaften und Symbolen zu arbeiten.

Friedensförderung nicht nur in der Krise

Ein wichtiges Element sei ferner, dass Friedensförderung stärker proaktiv auszurichten sei. Es reiche nicht aus, dass kirchliches Friedensengagement nur während einer Krise Unterstützung erhält. Die kontinuierliche Arbeit auch in Post-Konfliktsituationen sei wichtig, um stabilen Frieden zu erhalten und zu wahren. Die Entwicklungsarbeit, in der sich die Kirchen engagieren, muss auf der Grundlage genauer Kontextanalysen geleistet werden, um zur Stärkung der „local capacities for peace“ beizutragen.

Der intensive Austausch mit Situationen und Perspektiven aus unterschiedlichen Kontexten sowie die kontinuierliche Frage nach der Bedeutung von Religion und Identität sowie der spezifischen Rolle kirchlicher Akteure, ihrer Möglichkeiten aktive Friedensarbeit zu leisten und diese sichtbar und glaubhaft zu machen, eröffnete neue Perspektiven und Handlungsoptionen. Für sich selber betonten die Teilnehmenden seien Kapazitätsaufbau und Förderung innerhalb ihrer eigenen Kirchen und Netzwerke und Training in der Anwendung friedensfördernder Methoden wichtige Schwerpunkte des follow-ups. Von externen Akteuren erwarteten sie eine kontinuierliche Unterstützung, die auch Friedensförderung jenseits von Krisen im Blick behält, sowie einen Fokus auf Konfliktsensibilität der eigenen Interventionen legt.

 

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