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Besseres Leben durch Klimaschutz

Brennstoffsparende Öfen in Indien helfen dem Klima. Auf einer Projektreise konnte sich Svenja Koch vom Erfolg des Brot für die Welt-Projektes überzeugen.

 

Von Online-Redaktion am

Vakapalli, ein Dorf der Adivasi, liegt beinahe hinter den sieben Bergen. Man muss von der quirligen Hafenstadt Visakhapatnam am Golf von Bengalen mehrere Stunden die Serpentinen nehmen, um auf das Hochplateau zu gelangen, auf dem die Ureinwohner und -einwohnerinnen Indiens bis vor kurzem noch mit und vom Wald lebten. Doch die traditionelle Lebensweise mit der Brandrodung kleiner Waldabschnitte, mit Jagen und dem Sammeln von Heilkräutern ist bedroht. Von den 1,2 Milliarden Inderinnen und Indern gehören etwa 100 Millionen zu den Adivasi. Weit über die Hälfte ihrer Kinder sind mangelernährt, über 50 Prozent leben unter der Armutsgrenze. „40 Prozent von ihnen wurden mittlerweile aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten vertrieben“, beklagt Nafisa d’Souza, die Chefin von Laya, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt, die sich besonders um die Belange der Adivasi kümmert. Anfang April führt eine Projektreise von Brot für die Welt in Begleitung von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Medien zum Volk im Wald.

Leben mit und vom Wald

An sich lebten die Adivasi nachhaltiger und klimaschonender als Durchschnitts-Asiaten und um ein Vielfaches umweltschonender als der Durchschnitts-Europäer. Um ihnen nun den Anschluss an die modernen Zeiten zu gewährleisten und gleichzeitig das Wissen um die schonende Nutzung der Natur zu bewahren, unterstützt Laya diese Dörfer, um sich widerstandsfähig gegen den Klimawandel zu machen, neudeutsch „klima-resilient“. Dabei geht es um den Erhalt der Vielfalt der Nutzpflanzen, um Sandfilter für sauberes Wasser und um holzsparende Lehmherde. Diese effizienten Herde sind eine ungeheure Erleichterung – besonders für die Frauen.

Lehmherd spart Arbeit und Zeit

Der Tag beginnt früh für Nagamanni. Vor sechs Uhr steht die 23-jährige Adivasi-Frau auf, um sich um den Haushalt zu kümmern. Ihr Mann hat das Haus schon verlassen, um seiner Arbeit als Zimmermann nachzugehen. Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter bereitet sie das Frühstück vor. Die acht Monate alte Tochter haben die beiden Frauen fast immer dabei. Die kleine Familie wohnt im Dorf Vakapalli.

Allein in Indien kochen etwa 800 Millionen Menschen mit Holz, Kohle oder Kuhdung. Eigentlich müsste Nagamanni heute Feuerholz sammeln gehen, aber seit einiger Zeit hat sie einen brennstoffsparenden Herd. Es ist ein Quader aus Lehm mit einer kleinen Öffnung für die Holzscheite, zwei Kochstellen und einem feuerfesten Abgasrohr. Er bläst nicht nur weniger Abgase in die Luft und produziert weniger Rauch in der Küche, sondern lässt  ihr mehr Zeit für andere Dinge. So muss sie nur noch einmal pro Woche schwere Holzbündel aus dem Wald tragen und weniger gesundheitliche Beschwerden hat sie auch. Früher, als sie noch keinen brennstoffsparenden Herd hatte, stand sie beim Kochen genau über dem Qualm des Holzfeuers, heute zieht er nach draußen ab. Und außerdem wurde der Herd im Dorf gebaut, von Frauen, die genau darin von Laya ausgebildet wurden.

Laya fertigt in Zusammenarbeit mit den Adivasi fast 4.000 dieser Herde an und versorgt damit Familien in über 100 Dörfern. In zehn Jahren sparen die Herde über 47.000 Tonnen Treibhausgase ein. Das klingt wenig – im Vergleich etwa zu einer Milliarde Tonnen Kohlendioxid, die Deutschland jährlich in die Atmosphäre entlässt. „Aber das Herd-Projekt von Laya ist ein Gold-Standard-Projekt und steht stellvertretend für die Verbreitung vieler energie-effizienter Herde durch Gold-Standard-Klimaschutzprojekte unserer Partnerorganisationen“ unterstreicht Kirsten Gade, Referentin für Klimaschutz und Emissionshandel bei Brot für die Welt. Sie sorgen nicht nur für Klimaschutz, sondern sie bekämpfen auch die Armut. Daher hat die Klima-Kollekte, der kirchliche Kompensations-Fonds auch Zertifikate des Projekts von Laya gekauft. In Deutschland kann man seinen nicht vermeidbaren Ausstoß an Treibhausgasen - zum Beispiel von einem Dienstreise-Flug - kompensieren. Das ist einfach auszurechnen im CO2-Rechner der Klimakollekte. Der CO2-Ausstoß pro km Fahrt oder Flug wird in Euro umgerechnet, an die Klimakollekte gespendet, die wiederum Klimaschutzprojekte, wie die von Laya fördert.

Schädliche „Klimaschutz“-Projekte

Aber der Gold-Standard ist leider die Ausnahme. Nafisa d’Souza von Laya ist Co-Autorin einer Studie, die Kompensationsprojekte für Treibhausgase in Indien unter die Lupe genommen hat. Mit erschreckendem Ergebnis. Viele der Großprojekte, etwa von Kraftwerken oder Papiermühlen, sparen durch Modernisierung ihrer Energieversorgung zwar Treibhausgase ein, bekämpfen aber nicht die Armut der Region. Die umliegenden Gemeinden erhalten nichts von der neuen umweltfreundlichen Energie und die hergestellten Produkte bleiben oft so giftig wie zuvor. Das schlimmste Beispiel ist ein Stahlwerk, in dem Eisenschwamm hergestellt wird – eine Stahlform, deren Herstellung ohne Hochofen auskommt, aber in Europa wegen der hohen Emissionen längst verboten ist. So hat das Stahlwerk zwar in die Vermeidung von Treibhausgasen investiert, aber die Felder der Umgebung sind durch den giftigen Staub unfruchtbar, die Menschen in den Dörfern krank.

Mit dem Engagement in den Adivasi-Dörfern zeigt der Brot-für-die-Welt-Partner Laya, wie es besser geht. Und so haben Menschen wie die Familie von Nagamanni weiter eine Chance auf eine Zukunft in einer sich immer schneller wandelnden Welt.

Svenja Koch

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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