Elina Doszhanova (32), Direktorin der kasachischen NGO Social Ecological Fund, warnt vor Wassermangel und Gletscherschmelze. Eine Stellungsnahme der Brot für die Welt-Partnerin aus Kasachstan
Früher habe ich in einer Bank gearbeitet, aber das ließ sich nicht mit einer Familie mit Kindern vereinbaren. So kam ich zum Social Ecological Fund. Zuerst als Freiwillige, heute als Direktorin. Wir sind ein eingeschlossenes Land und haben große Umweltprobleme. Eines der größten ist der Wassermangel. In etwa fünf Jahren wird sich das Problem zuspitzen. Nachbarländer drosseln den Wasserzufluss nach Kasachstan und es fehlt an effizientem Wassermanagement. Aber auch durch die Erderwärmung fehlt uns Wasser, weil die Gletscher schmelzen. Das lässt sich aus Langzeit-Messungen ablesen. Ich lebe in den Bergen, in Almaty. Wer wandern geht, kann den Rückgang der Gletscher mit eigenen Augen beobachten. Aber die meisten Menschen fühlen es noch nicht unmittelbar und verbinden es erst recht nicht mit dem Klimawandel.
Kasachstan hängt stark von seinen fossilen Ressourcen ab: Öl- und Gas, aber auch Kohle. In den ländlichen Gegenden, besonders in den bitterkalten Wintern, nutzen wir viel Kohle zum Heizen. Aber wir sollten diesen Trend stoppen und Alternativen finden.
2012 haben wir unsere Klimawandel- und Energiekampagne gestartet. Dabei ist uns sehr wichtig, die Öffentlichkeit zu beteiligen. Unser Ziel: Wann immer die Regierung Entscheidungen trifft, sollte sie Nichtregierungsorganisationen konsultieren. Wir treiben außerdem Energieeffizienz-Initiativen voran – energieeffiziente Beleuchtung zum Beispiel. Und wir bilden die Menschen weiter, Jugendliche in Schulen und lokale Behördenmitarbeiter. Wir veranstalten runde Tische und veröffentlichen Berichte. Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, für den Beitrag jedes einzelnen zum Klimawandel, aber auch für den notwendigen Wandel in der Wirtschaft. Wir arbeiten mit Universitäten, NGOs, Städten und der Regierung zusammen. Allerdings wurde 2014 das Umweltministerium abgeschafft, das hat unsere Arbeit erschwert.
Hier in Paris will in mich informieren und die besten Lösungen für unsere Städte herausfinden – für eine nachhaltigere Entwicklung und nachhaltigere Energie. Ich habe viele Ideen eingesammelt, zum Beispiel zur Müllvermeidung und Stadtbeleuchtung. Die Menschen verlangen nach einer grünen Entwicklung, denn die Luft ist in den Städten ist stark verschmutzt. Es gibt viele Staus und kaum öffentlichen Nahverkehr.
Das Interview führte Benjamin von Brackel.