Unter dem Motto „Die Welt im Gepäck“ kommen am 22. Mai in Berlin mehr als 150 zurückgekehrte Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer sowie Friedensfachkräfte zusammen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller wird ihren Einsatz im Namen der Bundesregierung würdigen. Zum ersten Mal in der 52-jährigen Geschichte der Entwicklungshilfe haben die beiden Kirchen gemeinsam mit den Entwicklungsdiensten zu einer öffentlichen Würdigung der ehemaligen Fachkräfte aus Entwicklungs- und Zivilem Friedensdienst und ihrer mitausgereisten Familienangehörigen eingeladen. Insgesamt haben seit Anfang der 1960er Jahre mehr als 28.000 Männer und Frauen aus Deutschland Entwicklungsdienst geleistet.
Ob die Fachkräfte in Mexiko Angehörige von Menschen unterstützt haben, die man gewaltsam verschwinden ließ, oder mit Jugendlichen in Kamerun gewaltfreie Konfliktlösung üben, immer bringen sie intensive Erfahrungen mit, die sie ihr Leben lang begleiten, sie haben die Welt „im Gepäck“.
Entwicklungsdienst im zeitlichen Wandel
Das Verständnis von Entwicklungsdienst hat sich im Laufe der Jahre deutlich gewandelt. Früher eher ein Dienst zur Unterstützung der Entwicklung in sogenannten Entwicklungsländern, versteht man heute auch den Dienst zur Entwicklung der eigenen Gesellschaft darunter. Es reicht nicht, wenn das Engagement gegen Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und Gewalt nur im globalen Süden erfolgt. Auch bei uns im Norden muss etwas geschehen. Diese Erkenntnis wird inzwischen international geteilt und in der Diskussion um die Post-2015-Agenda deutlich artikuliert. Mehr noch: Heute werden Volunteers, worunter vor allem auch der Beitrag von Fachdiensten verstanden wird, als Instrument gesehen, die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu erreichen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban-Ki Moon, hat in seinem Synthesebericht zu den SDGs auf die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Personaldienste hingewiesen. Menschen machen Entwicklung, sie sind entscheidend.
Zurückgekehrte Fachkräfte wirken in Deutschland
Zurückgekehrte Fachkräfte haben großen Anteil der Entstehung der Kampagne für saubere Kleidung, der Initiative zur Etablierung eines Blumensiegels, dem Fairen Handel, der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit oder der Einrichtung von Anlaufstellen zur Behandlung traumatisierter Flüchtlinge und Folteropfer.
Fachkräfte im Entwicklungsdienst und Zivilen Friedensdienst arbeiten inzwischen vermehrt an globalen Entwicklungsthemen. Die Partnerorganisationen im Süden haben zunehmend eigene Fachärztinnen, Agraringenieure oder Sozialpädagoginnen – gesucht werden heute zum Beispiel Traumaexpertinnen, Menschenrechtler, Fachkräfte für Organisationsentwicklung, Qualitätsmanagement oder Journalistinnen. Mehr Krisen und Konflikte führen dazu, dass mehr zivile Friedensfachkräfte gebraucht werden. Auch deshalb bleibt die Idee der „Welt im Gepäck“ aktuell. Die Wertschätzung des Entwicklungsdienstes für die nachhaltige Entwicklung hat erst begonnen.