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Ebola: Positive Zeichen für ein Leben nach der Krise

Von Gastautoren am

Tag 2: Für unsere ersten Situationsanalysen (Assessments) in zwei Einrichtungen in den Outskirts von Freetown waren wir unterwegs mit einem Team von fünf Leuten. Als wir durch die Hauptstadt von Sierra Leone kommen, erkennt man wieder ein normales Marktleben. Viele Menschen sind unterwegs, um etwas zu kaufen oder zu verkaufen, man drückt sich durch die engen Straßen zwischen anderen Fugängern, Autos und Motorradtaxis. Aber niemand gibt einem anderen die Hand. Die „no touch“-Mentalität gibt es also noch. Allerdings sind auch hier, mitten in der Stadt, die vielen Plastikeimer mit chloriniertem Wasser verschwunden. Dabei wäre die Desinfektion der Hände wichtig, um die Gefahr einer Infektion nicht nur mit Ebola zu verhinden.

Positive Entwicklung als Zeichen in der Krise

Das St. Josephs Community Health Centre liegt völlig versteckt in den Suburbs von Freetown. Viele Frauen, darunter auch Schwangere, sitzen vor dem kleinen Klinikgebäude und warten auf eine Behandlung. Es ist wohl Vorsorgetag. Als wir ankommen, werden wir freundlich empfangen. Hier gibt es tatsächlich einen Eimer mit chloriniertem Wasser, an dem sich alle die Hände waschen. Eine Schwester sitzt draußen an einem Tisch und führt die Triage durch: Jedem Patienten wird Fieber gemessen und wer Fieber hat, wird gesondert weiter untersucht.


Als wir das Gebäude betreten, sehen wir noch mehr wartende Schwangere. Vor der Behandlung gibt es einen „Health Talk“ – aber nicht ohne ihn mit fröhlichen Liedern einzuleiten. Die Krankenschwestern singen ebenfalls mit, trotz ihrer Basisschutzbekleidung, die sie tragen müssen. Sie haben sich an diesen besonderen Schutz daran gewöhnt, weil er sein muss. Im folgenden Gespräch erzählen uns die Schwestern von einer erstaunlichen Entwicklung: "Seit Beginn der Ebola-Epidemie steigen unsere Zahlen, mehr Frauen kommen zu uns und wir haben mehr Geburten als vorher." Was das Geheimnis ist, wollen wir wissen. "Hier ist eine Einrichtung, die in der lokalen Gemeinschaft fest verankert ist. Das Vertrauen in unsere Arbeit wurde auch durch Ebola nicht zerstört. Im Gegenteil, es gab keinen Ebola-Fall in dieser Klinik und die Schwestern hier sind hoch akzeptiert. Durch die Schließung vieler Gesundheitseinrichtungen wurden diese kleinen Zentren, in denen eine gute Versorgung weitergeht, zu Zufluchtsstätten. Es ist ein tolles Zeichen in dieser Krise." Was ebenfall dazu beiträgt: Diese, ursprünglich katholische Einrichtung war von der Regierung übernommen worden, die Gehälter wurden weiter bezahlt und die Medikamente frei zur Verfügung gestellt. So konnte man effektiv als Team arbeiten und einfach für die Menschen da sein. Natürlich gibt es auch hier verbesserungswürdige Dinge, aber der Service kommt bei den Menschen an und hat die Ebola Krise gut überstanden.

Hilfe für ein Krankenhaus

Ein ganz anderes Bild bot sich im nicht weit entfernten Krankenhaus der methodistischen Kirche. Das einst gut funktionierende Krankenhaus wurde schwer von Ebola betroffen. Nach den ersten Fällen wurden einzelne Stationen geschlossen und der einzige Arzt, ein junger und engagierter Chirurg, starb. Sein Name ging im letzten Jahr durch die Medien: Dr. Martin Saliah. Sein Bild hängt noch an der Wand im Krankenhaus und die Mitarbeitenden sind noch immer erschüttert. Seitdem haben sie keinen Arzt mehr, die stationäre Einrichtung wurde geschlossen. Durch die Epidemie ist auch die Anzahl der Patienten drastisch gesunken. Und weil die Gehälter hier nicht von der Regierung bezahlt werden, ist das Krankenhaus finanziell in einer prekären Lage. Es gibt zwar noch einige ambulante Patienten, aber von normalem Betrieb kann keine Rede sein.

In einem kleinen Behandlungszimmer treffen wir auf Dr. Christian Pratt. Er ist gekommen, um dem Krankenhaus auszuhelfen. Die letzten Jahre war er als leitender Arzt an einem Krankenhaus in Kenema, dem Epi-Zentrum der Epidemie in Sierra Leone. Was er mitgemacht hat, lässt sich nicht in ein paar Sätze fassen. „Ich war am Ende allein, um alles zu machen“, erzählt er uns. Man spürt, hier hat jemand alles gegeben und sich für die Menschen eingesetzt. Ihm gehört der allerhöchste Respekt.

Kompetente und mutige Menschen gesucht

Dr. Pratt will nun den Schwestern im Methodistenhospital helfen. Ich wünsche ihnen, dass es gelingt, einige junge Kolleginnen oder Kollegen zu rekrutieren, um dieses zentral gelegene und eigentlich gute Krankenhaus wieder aufzubauen. Die Infrastruktur ist vorhanden, es braucht nur die Menschen, die sich hier einsetzen lassen und kompetent und mutig die Gesundheitsversorgung wieder mit aufbauen. So wie Stephen, der Physiotherapeut am Krankenhaus. Seine kleine Abteilung ist voll und er ist begeistert: „Ebola oder nicht, ich muss mich hier um meine Patienten kümmern. Schauen Sie, dieser Mann konnte nach seinem Schlaganfall nicht mehr laufen, und jetzt bewegt er sich selbstständig. Ich kann den Menschen so viel geben. Und das will ich tun." Leider verlor auch Stephen im letzten Jahr zwei seiner Mitarbeitenden durch Ebola.

 

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