Wer in Monrovia unterwegs ist, erlebt eine sehr geschäftige Stadt. Nach fast einem Jahr im Banne von Ebola scheint das Leben wieder seinen gewohnten Gang zu gehen. Schülerinnen und Schüler sind in den letzten Tagen vor den Sommerferien auf dem Schulweg. Die Taxis sind überfüllt wie eh und je, die meisten Motorradtaxis befördern drei oder mehr Menschen. Der Verkehr ist dementsprechend dicht und auf dem Weg nach Monrovia hinein und wieder heraus steht man mehr oder weniger im Stau - ähnlich wie in Nairobi, Kampala oder Dakar.
Ich bin auf dem Weg ins Inland und wir wollen in den Bezirken Lofa, Bong und Nimba die christlichen Krankenhäuser besuchen. Die 450 Km allerdings haben es in sich! Nachdem wir den Stau in Monrovia hinter uns haben, begleitet uns der tropische Regen fast die ganze Fahrt. Auf der von einer chinesischen Firma neu geteerten Straße ist das weniger ein Problem, wohl aber auf der Lehmpiste nach Zorzor, wo wir nur sehr langsam vorankommen. Emmanuel, unser Fahrer, meistert die Strecke aber mit großer Geduld und Aufmerksamkeit. Hier sieht man auch wieder viele Menschen, die aufs Feld gehen. So ist nach dieser Regenzeit hoffentlich mit einer guten Ernte zu rechnen. Dies ist auch ein Schritt zurück in die Normalität.
Am 26. Juli feiert das Land den 186. Unabhängigkeitstag. Im Vergleich mit den Nachbarländern kann Liberia auf eine sehr lange Unabhängigkeit zurück blicken. Aber es ist eine problematische Geschichte. Bis heute kommt es hier darauf an, ob man aus einer Familie kommt, die noch enge Bindungen an die USA haben oder nicht. Aufstiegschancen und Armutsrisiko sind damit sehr eng verknüpft. Aber alle feiern den Unabhängigkeitstag, der hier fast so ein Fest ist wie Weihnachten in Europa: Trotz schlechter Straßen und bei strömendem Regen sind die Menschen unterwegs und kaufen für Familie und Freunde ein. Trotz der Umstände bringen sie dann doch alles ans Ziel und es wird sich jemand darüber freuen.